METZINGEN. Tollpatschig, ehrgeizig, »und manchmal werde ich auch als süß betitelt«. So beschreibt sich Vanessa Kunz in einem Vorstellungsvideo auf der Webseite des TV-Senders ProSieben.
Die 20 Jahre alte Metzingerin präsentiert sich dort als Kandidatin für die Castingshow Germany’s next Topmodel, die am heutigen Donnerstag (20.15 Uhr/ProSieben) in die 17. Staffel startet. Das knapp drei Minuten lange Video ist die einzige Möglichkeit, vorab so etwas wie einen persönlichen Eindruck von Vanessa Kunz zu bekommen.
Kontakt nur über PR-Agentur
Kontakt zu den Kandidatinnen bekommt man derzeit nur über eine PR-Agentur, die lediglich ein paar wenige Interviewfragen per E-Mail zulässt. So bleibt nur der Videoclip, um ihre Art zumindest etwas kennenzulernen. Ein bisschen nervös und zurückhaltend wirkt sie, so fest wie sie das Mikrofon umklammert während sie mit ihrem unverkennbar schwäbischen Dialekt von sich erzählt.
Aufgeregt sei sie vor der nahenden Ausstrahlung vor einem Millionenpublikum nicht, schreibt Vanessa Kunz dem GEA. »Im Gegenteil. Ich freue mich riesig.« GNTM, wie Germany’s next Topmodel meist genannt wird, habe sie schon als Kind zusammen mit ihren großen Schwestern geschaut. »Ich fand das immer schon faszinierend.«
Modeln als Leidenschaft
Das Modeln ist schon »seit ich 12 oder 13 Jahre alt bin, eine meiner größten Leidenschaften geworden«. So habe sich dann auch ihr Traum, eines Tages bei GNTM teilzunehmen, entwickelt. Dafür hat die 20-Jährige ihre Ausbildung zur Industriekauffrau unterbrochen. Sie will künftig lieber als Model ihr Geld verdienen. »Für mich ist wichtig, dass mir mein Beruf auch unheimlich viel Spaß macht.«
Auch wenn Vanessa Kunz in dem kurzen Video viel lacht, zeigt sie auch ihre ernste Seite. »Bei mir ist nicht immer alles super gelaufen«, gibt sie offen zu. Die Fröhlichkeit ist ihr aus dem Gesicht gewichen, als sie von ihrer Vergangenheit erzählt. Als sie ein halbes Jahr alt war, wurde sie von ihren Eltern bei einer Tagesmutter abgesetzt – und nie wieder abgeholt. »Meine leiblichen Eltern waren damals sehr jung. Sie haben es mit mir nicht geschafft. Sie haben sich, glaube ich, auch nicht gut verstanden.« Ihre Tagesmutter hat Vanessa dann bei sich aufgenommen. Ein weiterer Schicksalsschlag folgte drei Jahre später, als sie vom Tod ihres leiblichen Vaters erfuhr.
»Es gab Momente, in denen es mir nicht so gut ging«, erinnert sich Vanessa Kunz an ihre Kindheit. Während der Zeit in der Schönbein-Realschule wurde sie von Mitschülern »anders angesehen« und ausgegrenzt, weil sie ein Adoptivkind sei. »Ich hatte gar kein Selbstbewusstsein damals, weil mir das Gefühl gegeben wurde, mit mir stimmt etwas nicht«. Sie habe das nie verstanden, weil das Leben in der Adoptivfamilie »für mich das Normalste der Welt war«. Erst als sie erwachsener wurde, verschwand ihre Zurückhaltung etwas. »Ich bin jetzt viel selbstbewusster geworden und will auch noch viel selbstbewusster werden.«
Mit ihrem schweren Start ins Leben geht Vanessa Kunz offen um. Warum eigentlich? »Ich möchte den Zuschauern zeigen, dass nicht immer alles schön und toll ist – und das auch völlig in Ordnung ist.« Das, was ihr widerfahren ist, sei aus einem bestimmten Grund passiert, ist sie überzeugt: »Wäre das nicht passiert, wäre ich nicht hier.« Mit »hier« meint sie natürlich Germany’s next Topmodel. Für ihren Freund, den sie über das soziale Netzwerk Instagram und das gemeinsame Hobby Fotografieren kennengelernt hat, und ihre Adoptivfamilie, bei der sie auch heute noch lebt, war es keine Überraschung mehr, dass sie sich bei der Show von Heidi Klum beworben hatte. »Sie unterstützen mich von Anfang an.«
Zickenkrieg vorprogrammiert
Die Unterstützung wird sie auch gut gebrauchen können, je weiter sie in der Show kommt. In der Vergangenheit gab es häufig Zickenkriege unter den Teilnehmerinnen. Den Konkurrenzkampf mit den anderen 30 Kandidatinnen scheint die junge Ermstälerin aber nicht zu scheuen. »Aufgrund meines besonderen Erscheinungsbildes und meiner starken Persönlichkeit unterscheide ich mich von den anderen«, wird sie auf der GNTM-Webseite zitiert. Was sie besonders macht, erklärt sie dem GEA so: »Ich bin eine junge Frau, die trotz all meiner vergangenen Schicksalsschläge immer das Positive in allem gesehen hat. Ich habe schon immer an größere Träume geglaubt und vor allem auch an mich. Ich habe nie aufgegeben, sondern ich wusste immer, dass meine Zeit eines Tages kommen wird. Das macht mich aus. Ich habe einfach auf meinen Weg vertraut.«
Diversity bei Germany’s next Topmodel
»So divers war mein Cast noch nie«, sagt Heidi Klum vor dem Start der 17. Staffel Germany’s next Topmodel am Donnerstag (20.15 Uhr/ProSieben). Diesen Satz hat man von der Model-Chefin in den vergangenen Jahren immer wieder gehört. Trotzdem kamen in vorherigen Staffeln manche Kandidatinnen nicht für die Show infrage, weil sie zu klein, zu alt oder nicht dünn genug für den Laufsteg waren.
Doch diesmal scheint Klum Recht zu haben, wenn man auf die 31 Kandidatinnen blickt. Barbara aus Flensburg ist mit 68 Jahren die älteste Teilnehmerin jemals bei GNTM. Ungewöhnlich groß ist Profi-Basketballerin Wiebke, die 1,95 Meter misst. Die zwei kleinsten Kandidatinnen sind 1,54 Meter groß. Auch Curvy-Models mit Kleidergrößen bis 54 sind dabei.
Derweil wird im Internet spekuliert, dass eines der Diversity-Models nicht echt sei. Offenbar glauben viele User des sozialen Netzwerks Tik Tok, dass der Comedian Jan Böhmermann die Kandidatin Viola eingeschleust haben könnte. Grund für ihre Annahme ist ihr Vorstellungsvideo, in dem sie einige seltsame Sachen sagt wie: »Ich gehe zum Bogenschießen, aber das gefällt mir nicht so gut. Aber im Vorraum vom Bogenschießen ist ein Klavier und da kann ich nach dem Bogenschießen immer eine Stunde Klavier spielen bis die Basketballer kommen.« (GEA)
Wie ihr weiterer Weg aussehen soll, weiß Vanessa Kunz schon ganz genau. Ihr großer Wunsch ist, »dass ich erfolgreich werde durch GNTM – und auch danach«. Ihr Traum ist es, auf einer Fashion-Show zu laufen oder das Cover eines großen Mode-Magazins zu zieren. Ob das schon bei GNTM in Erfüllung geht, darüber darf Vanessa natürlich noch nichts verraten. Nur so viel: »Ich habe es keinen einzigen Tag bereut und genieße jeden Moment während meiner Teilnahme. Das war absolut die beste Entscheidung.«
Und falls es mit der erträumten Modell-Karriere doch nicht klappt? Vanessa Kunz schließt es nicht aus, dann ihre Ausbildung zur Industriekauffrau weiterzumachen. »Ich lasse alles auf mich zukommen.« (GEA)