METZINGEN. »Ein Nahwärmenetz, das vom Klärwerk versorgt wird - ein Pilotprojekt, für das wir uns schon vor 10, 15 Jahren visionäre Gedanken gemacht haben«, blickte Grünen-Gemeinderat Klaus Rümmelin zurück - »und jetzt machen wir's ganz anders?!« Gemeint war die Wärmeversorgung der städtischen Wohnungen in der Max-Planck-Straße 16-18 - die die Stadtwerke vor allem über eine neu gebaute Pellet-Heizzentrale gewährleisten wollen.
Das Netz, das von der Abwasserwärme des nahegelegenen Klärwerks gespeist wird, ist deshalb aber »nicht beerdigt. Das Projekt besteht weiterhin«, machte Stadtwerkechef Alexander Schoch im Gemeinderat klar. Das Klärwerk-Netz soll größere Teile des Gewerbegebiets Längenfeld versorgen, doch: »Es braucht einen gewissen Vorlauf.« Während die Wohnungen in der Max-Planck-Straße 16-18 saniert wurden und möglichst bald mit Wärme beheizt werden sollen, die zu mindestens 50 Prozent aus regenerativen Energiequellen kommt.
Komplizierte Förderung
Die dafür zu bauende Pellet-Heizzentrale kann man später an einen anderen Standort versetzen, sobald das Abwasser-Wärmenetz verlegt ist. »Wir haben es in der kommunalen Wärmeplanung drin«, machte Oberbürgermeisterin Carmen Haberstroh klar, aber auch das: »Das Förderprogramm ist kompliziert und unflexibel.«
Die Grünen sehen den weiteren Ausbau der Nahwärmenetze als »Mammutaufgabe und Zukunftsthema von überragender Bedeutung«, betonte Dr. Markus Schenk in der Diskussion um den Wirtschaftsplan der Stadtwerke, »wir brauchen bald eine realistische Vorstellung, wo in den nächsten Jahren solche Netze entstehen können.« Damit sich die Einwohner, bei denen eine Modernisierung der Heizung ansteht, darauf einstellen können, wann möglicherweise ein Nahwärme-Anschluss an ihr Haus kommt.
Dabei wird viel von der Finanzierung abhängen: Gibt es für neue Netze Zuschüsse von Bund oder Land, das die Klimaneutralität bis 2040 erreichen will? Machen genügend Hauseigentümer mit, sodass ein Netz für den Betreiber rentabel wird? Inwieweit fahren Bürger mit einem Anschluss an ein städtisches Energienetz günstiger als mit ihrem Heizöl-Brenner im eigenen Haus? Darüber gab es zum Beispiel in Glems Streit, der bis heute nicht öffentlich beigelegt ist.
In Glems wurde 2016 pilotartig ein energetisches Quartierskonzept mit einem - gasgespeistem - Nahwärmenetz verwirklicht, das seitens der Stadtwerke und Ortsvorsteher Andreas Seiz viel Überzeugungs- und Überredungsarbeit bei den Hausbesitzern erforderte. Anschlusszwänge an kommunale Wärmenetze bestehen bisher nur in Neubaugebieten. Ältere Heizanlagen genießen Bestandsschutz. Allerdings wird die steigende CO2-Bepreisung dafür sorgen, dass diejenigen, die fossile Energieträger verbrennen, nach und nach immer höhere Kosten haben werden.
Zwei Wärmenetze in Neuhausen auf dem Schirm
Die Stadtwerke wollen laut ihrem Wirtschaftsplan im Jahr 2025 rund 1,2 Millionen Euro in die Wärmeversorgung investieren. Neue Nahwärmenetze hat man in den nächsten Jahren, abgesehen vom Klärwerk, vor allem in Neuhausen auf dem Schirm: beim Kinderhaus Erms und im Sanierungsgebiet Ortsmitte III zwischen der Salonkreuzung und dem Ermstalbahn-Übergang.
Den Wirtschaftsplan hat der Metzinger Gemeinderat ebenso einstimmig verabschiedet, wie er die Interims-Heizanlage für die sanierten städtischen Vielfamilienhäuser in der Max-Planck-Straße 16-18 abgesegnet hat. Bisher werden sie über die Gasheizung der Gebäude 22-24 mitversorgt, die aber am Ende ihrer Lebensdauer angekommen ist. Die Pellet-Heizentrale soll das gesamte Wohnquartier mit den Hausnummern 16-30 mit Wärme versorgen. (GEA)