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Aktuell Jubiläum

Die evangelische Kirche in Häslach wird 125 Jahre alt

Wie viele Glocken hängen im Turm der Häslacher Kirche und wann läuten sie? Michael Petermann gab bei einer Führung Auskunft.

Man sieht es ihr nicht an: Die evangelische Kirche in Häslach wird in diesem Jahr 125 Jahre alt. Zum Jubiläum gab es Führungen i
Man sieht es ihr nicht an: Die evangelische Kirche in Häslach wird in diesem Jahr 125 Jahre alt. Zum Jubiläum gab es Führungen in den Glockenturm, der normalerweise nicht öffentlich zugänglich ist. Foto: Veit Müller
Man sieht es ihr nicht an: Die evangelische Kirche in Häslach wird in diesem Jahr 125 Jahre alt. Zum Jubiläum gab es Führungen in den Glockenturm, der normalerweise nicht öffentlich zugänglich ist.
Foto: Veit Müller

WALDDORFHÄSLACH. 125 Jahre hat sie schon auf dem Buckel, aber man sieht es ihr von außen überhaupt nicht an. Die Zeit scheint an der evangelischen Kirche in Häslach fast spurlos vorübergegangen zu sein. Jetzt zum Jubiläum gab es den Blick hinter die Kulissen, bei dem man einiges darüber erfuhr, was die Kirche schon alles miterlebt hat. Vor allem die drei Glocken, die seit Jahrzehnten im Turm hängen und die in dem kleinen Ort im Unteramt, deutlich hörbar immer wieder den Ton angeben.

Normalerweise ist der Turm der Häslacher Kirche für die Öffentlichkeit nicht zugänglich. Am Samstag aber wurde die Tür zum Glockenturm für geführte Touren geöffnet. Zwei sollten es an dem Tag nur sein, »aber die Nachfrage war so groß«, sagt Michael Petermann, »wir haben die Zahl der Führungen deshalb heute verdoppelt«. Petermann kennt die Kirche nur zu gut. »Ich bin im elterlichen Haus direkt gegenüber aufgewachsen«, erklärt er. So hat er sich als Kind schon für das besondere Gotteshaus vor seiner Tür interessiert. Heute ist er der Zweite Vorsitzende des Kirchengemeinderats.

Glocken mit Fernbedienung

Am Samstag steht er nun bei strahlendem Sonnenschein vor der Kirche und wartet auf die erste Gruppe, die mit ihm hinauf in den Turm will. Petermann hat einiges über die Historie der Kirche und die Glocken zu erzählen. Ein Beispiel: Bis 1965 musste noch der Mesner hinauf in den Turm, um mit einem Seil die Glocken zu läuten. Zweimal am Tag. Mit der Renovierung der Kirche 1965 wurde nicht nur eine mechanische Uhr eingebaut, auch die Seile fürs Glockenläuten verschwanden. Ab dieser Zeit ging das Läuten elektrisch. Heute können die Glocken sogar ferngesteuert werden, zum Beispiel »bei einer Beerdigung vom Friedhof aus«, sagt Petermann und holt die Fernbedienung aus der Tasche. Darauf sieht man die drei Tasten für die Glocken, die aus der Ferne direkt angesteuert werden können.

Michael Petermann, der Zweite Vorsitzende des Kirchengemeinderats, hatte den Besucherinnen und Besucher viel über die evangelisc
Michael Petermann, der Zweite Vorsitzende des Kirchengemeinderats, hatte den Besucherinnen und Besucher viel über die evangelische Kirche in Häslach zu erzählen. Foto: Veit Müller
Michael Petermann, der Zweite Vorsitzende des Kirchengemeinderats, hatte den Besucherinnen und Besucher viel über die evangelische Kirche in Häslach zu erzählen.
Foto: Veit Müller

Petermann führt die kleine Gruppe weiter in die Läutestube. Hier hat er eine interessante Geschichte parat: Bei aller Elektronik, heute ist auch noch Handarbeit gefragt, die nicht ganz ungefährlich ist. Um im Kirchenschiff eine Glühbirne in den hoch oben hängenden Lampen auszuwechseln, muss der Mesner aus dem Fenster in der Läutestube über das Dach hinüber zum Boden über dem Kirchenschiff klettern. Dort gibt es eine Winde, über die man die Lampen herunter lassen kann, um so eine neue Birne einzuschrauben. »Die Kletterei ist schon etwas abenteuerlich«, meint Petermann. Und dann geht es weiter. Über eine steile und sehr schmale Stiege führt er die Gruppe in die Glockenstube. Hier hängen sie, die drei unterschiedlich großen Glocken der Häslacher Kirche.

Abenteuerliche Kletterei

Die älteste ist die kleinste Glocke, die Taufglocke. Sie stammt aus dem Jahr 1923. Die ursprünglichen Glocken von 1900 gibt es nicht mehr. Der Grund: Im Ersten Weltkrieg wurden sie eingeschmolzen, weil das Militär das Metall für Kanonen brauchte. Das Gleiche passierte im Zweiten Weltkrieg, den aber immerhin die Taufglocke unberührt überstanden hat. Die beiden anderen, größeren Glocken, die Kreuzglocke und die Totenglocke, stammen aus dem Jahr 1949. Petermann erklärt an dieser Stelle auch die Funktion der einzelnen Glocken. Die kleine Glocke wird nur bei einer Taufe einzeln geläutet. Die Kreuzglocke erschallt täglich um 11 und um 15 Uhr. Zur Leidenszeit Jesu und zu seiner Sterbestunde.

Die große Glocke ist eine Betglocke. Sie erklingt morgens um sechs Uhr und abends um 18 Uhr und erinnert an das Gebet, das die Gläubigen zu dieser Zeit sprechen sollen. Alle drei Glocken klingen gemeinsam eine Stunde vor dem Gottesdienst und dann noch einmal zu Beginn des Gottesdienstes. Man hört sie auch im Dreiklang zu besonderen Festtagen, wie der Konfirmation, an Pfingsten oder zu Silvester. Und natürlich bei Beerdigungen.

Fantastischer Blick

Als alle im Glockenturm sind, lässt Petermann die Glocken erklingen, jede einzeln. Damit es nicht zu laut wird, dafür haben alle vorher Ohrenstöpsel erhalten. Nach den Klangbeispielen können die Besucherinnen und Besucher noch ganz hinauf in den Turm. Von dort hat man einen fantastischen Blick auf die Alb und das Vorland. Danach geht es wieder zurück nach unten. Dort wartet schon Patrick Rilling, der die nächste Gruppe führen wird. (GEA)