WANNWEIL. Noch liegt die Alte Spinnerei am Ortsrand von Wannweil weitestgehend brach. Doch Passanten und Autofahrer sehen an der Hauptstraße, wenn sie in den Ort fahren, dass sich dort etwas tut. Das zeigt bereits ein Transparent mit der Aufschrift Fiedler Gewerbeimmobilien. Warb vor fünf Jahren noch die Holy AG und heutige Outletcity AG aus Metzingen an der Stelle um neue Nutzer für den Gebäudekomplex, tut dies nun die Fiedler-Gruppe als neuer Eigentümerin. Sie hat nach etwa zweijähriger Verhandlung die Alte Spinnerei im Sommer gekauft. Zum Schutz von Passanten umgibt ein Bauzaun das Areal, denn Teile der Häuser sind baufällig.
Die drei Geschäftsführer Gerhard Fiedler, Johannes Fiedler und Jannis Rotar sitzen am Mittwochmorgen im Konferenzraum von Fiedler Gewerbeimmobilien in Reutlingen und sprechen über ihre Pläne für das Areal von 20.000 Quadratmeter Fläche. Darin enthalten ist die Große Halle direkt an der Echaz mit dem niedrigen Sheddach und vielen Dachfenstern. Hinzu kommen das frühere Batteurgebäude, in dem erst neulich eine Ausstellung der Ateliergemeinschaft Wannweil war, das benachbarte Ballenmagazin und das frühere Verwaltungsgebäude, in dem die Künstler in ihren Ateliers arbeiten.

»Ich bin dort immer wieder vorbeigefahren und habe mir gedacht, dass es nicht wahr sein darf, dass dieses Areal brach liegt«, erinnert sich Gerhard Fiedler an seinen ersten Eindruck. Später bog er ab und schaute sich die Gebäude an. »Die sehen gut aus«, sagt er. Auch wenn sie zunächst saniert werden müssen. Er fand heraus, dass diese der Holy AG gehörten, und bot an, sie zu kaufen. Inklusive Wald- und Überschwemmungsflächen am Fluss wechselten 80.000 Quadratmeter den Besitzer, von denen die Gebäudefläche ein Viertel ausmacht.
Wasserkraftwerk weiter nutzbar
»Die historischen Gebäude und die Wasserkraft dort sind für uns sehr reizvoll. So müssen wir nicht auf der grünen Wiese Fläche versiegeln, sondern können die brach liegenden Immobilien wieder aktivieren«, sagt Gerhard Fiedler. Er plant auf dem Dach der großen Halle Photovoltaikanlagen. »Wir sehen das Potenzial, dass wir mit dem Wasserkraftwerk und den Anlagen auf dem Dach den Betrieb der Gebäude nahezu CO2-neutral gestalten können«, sagt Jannis Rotar. Auch wenn das Wasserkraftwerk bereits 100 Jahre alt ist, könne die Turbine noch bestimmt 20 Jahre laufen.
Die Große Halle sei im jetzigen Zustand schwer vermittelbar. »Dort gibt es zu viele Stützen und die Deckenhöhe ist mit 4,50 Meter zu gering. So kann dort keiner arbeiten«, sagt Rotar. Die Lösung sei, Stützen zu entfernen, die Halle aufzustocken und ein Flachdach zu bauen. Die Fassade zum Platz hin bleibe erhalten. »Wir stellen uns eine Mischung von Nutzern von großen und kleinen Flächen vor«, sagt Johannes Fiedler. Jannis Rotar ergänzt: »Das ist so wie beim Tetris. Zuerst platzieren wir die großen Nutzer, dann kommen die kleineren dazu.«
Er hat vom Wunsch mancher Wannweiler nach einem Café auf dem Areal der Alten Spinnerei gehört. »Bei einer gewissen Zahl von Mitarbeitern macht ein Café Sinn.« Er schätzt, dass in Büros etwa 100 Personen auf dem Gelände arbeiten könnten. Würde dort produziert, wären es mehr. Johannes Fiedler plant eine Mischung von nicht-störendem Gewerbe, also Produktion und Lagerung, und Büros.
Am vergangenen Wochenende war die Fiedler-Gruppe mit einem Stand bei der Wannweiler Gewerbeschau vertreten. »Wir sind von Jung und Alt angesprochen worden, was wir dort vorhaben«, erzählt Franziska Dobner, die bei Fiedler Gewerbeimmobilien für die Kommunikation zuständig ist. »Wir haben gemerkt, dass die Wannweiler sich sehr dafür interessieren.« Und immer wieder hörte sie die Frage, ob denn Passanten auch später noch den Fußweg über das Areal nutzen können, wenn dort neue Nutzer eingezogen sind. »Das ist weiterhin möglich«, sagt Dobner.
Kleinere Flächen sind gefragter
Gerhard Fiedler schätzt, dass im kommenden Jahr die Sanierung beginnt und diese nach der heutigen Planung nach drei Jahren abgeschlossen ist. Die ersten Nutzer könnten bereits 2026 einziehen. Die Nachfrage sei nach den Flächen im Batteurgebäude besonders groß. »Wenige 100-Quadratmeter Flächen sind immer gefragter als größere Areale. Das gilt unabhängig von Wannweil.«
Für die Vorbesitzer kommentiert Tamara Link, die Sprecherin der Outletcity AG, den Verkauf: »Die Outletcity AG verantwortet als Hauptprojekt die Outletcity Metzingen und damit das größte Outlet Europas. Im Sommer 2024 hat sie sich dafür entschieden, das Areal in Wannweil an eine Objektgesellschaft der Fiedler Holding AG zu veräußern.« Diese wolle die brachliegenden Flächen revitalisieren, die Gebäude sanieren und künftige Nutzer suchen. Das wollte die Holy AG früher auch und plante Gewerbelofts in der Alten Spinnerei. Offenbar ist das nicht gelungen.
Wannweil hat sonst keine Gewerbeflächen
Auch Wannweils Bürgermeister Dr. Christian Majer äußert sich zum Verkauf: »Wir freuen uns, dass es nun dort eine neue Dynamik gibt und hoffen, dass es dort bald Fortschritte gibt«, sagt Majer. Zumal das Areal an der Ortseinfahrt eine schöne Fläche sei. Der Bürgermeister ordnet es ein: »Wir haben in Wannweil keine Gewerbeflächen, die wir Unternehmen anbieten können. Umso wichtiger ist es, dass nun Flächen an der Alten Spinnerei angeboten werden und Unternehmen dort Platz finden und das Gelände aktiv nutzen.« (GEA)