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Aktuell Soziales

Der lange Weg zu einer Institution

WANNWEIL. Für berufstätige Eltern sind Kind und Karriere oft schwer vereinbar. Die Zeit, beidem gerecht zu werden, fehlt schlicht und ergreifend. Um dem Nachwuchs trotzdem eine geeignete Betreuung bieten zu können, gründeten einige mutige Frauen 1993 den Förderverein der Uhlandschule. Dieser sollte die Kernzeitbetreuung sichern und die Eltern somit auch außerhalb der Unterrichtszeiten unterstützen.

Doch vor 20 Jahren traf diese Idee noch auf viel Unverständnis. »Wir haben uns die Hacken abgelaufen, unsere ersten 39 Mitglieder aufzutreiben«, lacht Ellen Häfner, wenn sie sich an die Gründungszeit erinnert. Sie ist Mitglied der ersten Stunde und engagiert sich auch heute noch im Verein. Auch Häfners Kollegin, Uschi Kurz, schmunzelt: »Wir haben Eltern angebettelt, Kinder bei uns anzumelden. Nötig waren 15 Mitglieder für die Landeszuschüsse.«

»Wir haben Eltern angebettelt, Kinder bei uns anzumelden«
In den vergangenen Jahren hat sich jedoch einiges getan. Der Förderverein ist mittlerweile etabliert und beschäftigt 50 Mitarbeiter. Die Kernzeit- wurde auf eine Ganztagesbetreuung ausgedehnt, Kurse und AGs wurden auf den Weg gebracht – und seit 2006 ergänzt sogar eine Mensa den Schulalltag. In einer anregenden Lernumgebung sollen alle Schüler dieselben Bildungschancen erhalten. Außerdem soll der gemeinschaftliche Alltag die Schüler zu Verantwortung und einem angemessenen sozialen Verhalten erziehen. In Zusammenhang mit diesen Motiven engagiert sich der Förderverein in der Erwachsenenbildung. Mit dem kostenlosen Sprachkurs »Mama lernt Deutsch« wendet sich der Verein an Mütter mit Migrationshintergrund, deren Kinder die Uhlandschule besuchen.

Eine Erfolgsgeschichte, die gefeiert werden muss. Zum 20-jährigen Bestehen des Fördervereins wurden an drei Tagen die Korken knallen gelassen. Am Freitag wurden die Festlichkeiten mit einem Flohmarkt eingeläutet. Kinder verkauften ihre gebrauchten Spielsachen und Bücher selbst. Anschließend fand ein Theaterstück, passend zum Unterricht der Schüler statt. Den krönenden Abschluss bildeten »Rockblokk«, eine Rockband der Musikschule Kirchentellinsfurt. Die vier Jungs zwischen elf und vierzehn Jahren rockten den Saal mit rauchiger Stimme und Klassikern wie TNT der Kultband ACDC.

Seit einigen Wochen beschäftigen sich die Klassen eins und zwei der Uhlandschule mit der Entstehung von Farben. Sie spielen, lesen und basteln zum Thema des selbst entwickelten Theaterstücks »Das geheime Leben der Farben«. Über 200 Eltern, Großeltern und Vereinsmitglieder haben sich im Gemeindesaal in Wannweil versammelt, um den Knirpsen zuzuschauen. In rot, grün, blau, gelb, lila, orange und weiß wirbeln Kinder über die Bühne. Sie nehmen sich bei den Händen, drehen sich im Kreis, stoßen aneinander. Dabei entstehen viele neue Farben und die Bühne wird immer bunter. Eine ganzheitliche Erfahrung für die Schüler, die Kunst, Bewegung, Tanz und Sprache im Theaterspiel fördert.

»Ich dachte damals, das mach’ ich zwei Jahre, nicht länger«
Nach dieser farbgewaltigen und zuckersüßen Aufführung ergreift Bürgermeisterin Anette Rösch das Wort: "Herzlichen Glückwunsch an alle, die in den letzten 20 Jahren dazu beigetragen haben, was der Förderverein heute ist. Eine Institution unserer Schullandschaft." Vor allem Volker Steinmaier wird ein besonderer Dank zuteil. Seit neun Jahren ist der Wannweiler Hauptamtsleiter Vorsitzender des Vereins. Zu Anfang nicht ganz freiwillig, wie die Bürgermeisterin betont. Auch Steinmaier muss grinsen, wenn er seine Geschichte erzählt. Anette Rösch bat ihn damals, den Vorsitz zu übernehmen. "Nun kann man ja nicht ›Nein‹ sagen, wenn die Chefin einen bittet", scherzt er und fügt an: »Ich dachte damals, das mach’ ich zwei Jahre, nicht länger«, mit dem tollen Team hatte er nicht gerechnet und ist geblieben.

In einem elfminütigen Film hat Steinmaier die bewegtesten Bilder der letzten Jahre zusammengestellt und musikalisch hinterlegt. Rührend wird die Entwicklung von der kleinen Betreuungs-Gruppe zur Institution dargestellt. Bei so viel Sentimentalität wird manches Auge feucht. Die meisten Anwesenden können sich noch erinnern, an die Situationen zu den Bildern. Der Film erzählt die Geschichte eines Gemeinschaftsprojekts, in das viele Menschen viel Arbeit gesteckt haben. Immer mit dem Ziel, jedes Kind, seinen Neigungen entsprechend zu fördern. (GEA)