DETTINGEN. Gedankenspiele, konkrete Nachfragen und klare Für-und-Wider-Statements: Wohl noch nie standen die Finanzen der Gemeinde Dettingen so auf dem Prüfstand wie beim Sondersitzungsmarathon an zwei Abenden. Insgesamt über acht Stunden pflückten die Gemeinderäte Investitionen und auch die Ausgaben der einzelnen Ämter auf der Suche nach Einsparmöglichkeiten akribisch auseinander. Selbst kleinste Details wie Geschenke für Neugeborene in Höhe von 2.000 Euro entgingen ihren prüfenden Augen nicht und wurden durchaus diskutiert. Und das, obwohl der eigentliche Haushalt für 2025 noch nicht einmal eingebracht ist.
Das soll noch im Februar der Fall sein, wenn die Kämmerin Steffi Buzadzic-Schneider die Vorschläge und Entscheidungen der Sondersitzungen in ein genehmigungsfähiges Zahlenwerk eingearbeitet hat. Klar sei trotz aller Streichungen laut Bürgermeister Michael Hillert eines: »Wir werden im Ergebnishaushalt nicht auf einen grünen Zweig kommen.« Deshalb werde es nach der Verabschiedung mit der intensiven Beschäftigung mit den Gemeindefinanzen weitergehen: »Wir haben grundsätzliche strukturelle Probleme, und die müssen wir angehen«, machte Hillert deutlich.
Förderung der Vereine bleibt
Da wären beispielsweise die Freiwilligkeitsleistungen, die Dettingen jedoch lebenswert machen. Verantwortlich dafür sind zahlreiche Vereine und ihre ehrenamtlich aktiven Mitglieder. Einer möglichen Streichung der Zuschüsse für sporttreibende Vereine in Höhe von bislang 30.000 Euro um 20 Prozent erteilten Bürgermeister und Gemeinderat eine Absage. »Die Vereine sind der Kitt unserer Gesellschaft«, machte Peter Brugger (CDU) deutlich. Kürzungen seien laut Frank Schwaigerer ein völlig falsches Signal. Das sei in einer Phase, in der man sich mit den Vereinen laut Michael Allmendinger (CDU) auf den Weg zu einer engeren Zusammenarbeit gemacht habe, demotivierend. FWV-Chef Rolf Hägele gab zu bedenken, dass man in finanziell angespannten Zeiten auch von Vereinen Solidarität einfordern könne – das müsse ein Thema der Strukturgespräche sein.
Eine Million Euro hatten die Amtsleiter im Vorfeld bereits aus dem Ergebnishaushalt streichen können, der steht nun auf einem Minus von 3,5 Millionen Euro. Posten für Posten stellten sie ihre Ausgaben im Gemeinderat vor – einiges war bereits ersatzlos gestrichen worden, anderes lag in der Entscheidung des Gremiums und vieles sei gesetzt, so könne an Verträgen nicht gerüttelt werden. Wobei laut Hauptamtsleiterin Stefanie Jedele grundsätzlich eines klar sei: »Wir Amtsleiter wirtschaften zurückhaltend und restriktiv.« Und, was sie dem Gremium mit gleich acht neuen Mitgliedern verdeutlichte: Ein Ansatz muss nicht komplett ausgegeben werden. Besonders auffallend wird das beim Winterdienst, wie Bauhofleiter Bernd Streicher erläuterte: In ruhigen Wintern wie in den vergangenen Jahren werde der Ansatz von insgesamt 29.300 Euro nicht gebraucht, aber man müsse die Summe einplanen.
Investitionsstau nicht erwünscht
Was auf der Kippe stehe, habe sich jedoch nicht erledigt – darauf wies Hochbau-Amtsleiter Michael Gutmann nachdrücklich hin. Bürgermeister Michael Hillert sprach in diesem Zusammenhang von einem Investitionsstau, zu dem es nicht kommen dürfe. Würden die beiden extrem frequentierten Rasenplätze im Sportgelände beispielsweise nicht im Frühling, Sommer und Herbst für 23.000 Euro gepflegt, verschlechtere sich ihr laut Peter Brugger sowieso nicht gerade idealer Zustand. Und, darauf wies Bürgermeister Hillert hin: Eine Komplettsanierung könne sich die Gemeinde nicht leisten.
Ebenso wenig möchte er an eine mögliche Schließung des Freibads für eine Saison denken, wie Evangelos Pattas von der Unabhängigen Liste ins Spiel gebracht hat. Der Unterhalt koste in einem Sommer 200.000 Euro. »Eine Diskussion über die Bäder möchte ich nicht führen, sie gehören zur Lebensqualität in Dettingen«, machte der Bürgermeister deutlich. Und deshalb wird auch in eine 3.500 Euro teure Bürstenwalzmaschine investiert: Sonst müsse das Freibad-Team laut Gutmann wie in alten Zeiten wieder schrubben. Nicht zur Disposition stehe laut Hillert indes der Bau des Kinderhauses, 12 Millionen Euro wird es wohl kosten. Im Haushalt 2025 sind 500 000 Euro für die Planungen eingestellt.
Personal kostet zwölf Millionen Euro
Investiert werden kann laut Kämmerin nur mit Bedacht und in einem Rahmen bis maximal 5,5 Millionen Euro, gestützt durch die vorhandenen liquiden Mittel. Das hat vergangene Woche ein Gespräch mit der Kommunalaufsicht des Landratsamts ergeben. Der größte Ausgabeposten ist das Personal mit 12 Millionen Euro. Simon Nowotni (CDU) bat eindringlich darum, jede Neu- und Nachbesetzung intensiv zu prüfen. Kai Münzing von der UL forderte dazu auf, in Zukunft Aufgabenkriterien zu formulieren. Und nach dem Motto »Kleine Summen ergeben auch eine größere«, regte er an, einen Sammelpool für gerichtliche Angelegenheiten einzurichten. Bislang taucht an jeder Kostenstelle ein entsprechender Ansatz auf, Einsparpotenzial an vergleichbaren Stellen solle dringend geprüft werden. (GEA)