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Denkmalschutz aufgehoben: Ehemalige Metzinger Weinstube kann abgerissen werden

Wie die Stadtverwaltung auf die Entscheidung des Landesdenkmalamts reagiert hat und was die Eigentümer des historischen Gebäude-Ensembles sagen.

Die ehemalige Weinstube »Zum Rad« mitten in Metzingen steht nicht mehr unter Denkmalschutz. Bei dem Brand Ende November 2024 war
Die ehemalige Weinstube »Zum Rad« mitten in Metzingen steht nicht mehr unter Denkmalschutz. Bei dem Brand Ende November 2024 war zu viel historische Bausubstanz verlorengegangen. Foto: Markus Pfisterer
Die ehemalige Weinstube »Zum Rad« mitten in Metzingen steht nicht mehr unter Denkmalschutz. Bei dem Brand Ende November 2024 war zu viel historische Bausubstanz verlorengegangen.
Foto: Markus Pfisterer

METZINGEN. Erst die großen Schäden, dann die triste Nachricht für Freunde eines historischen Metzinger Stadtbilds: Das Haus Pfleghofstraße 4 mitten in Metzingen steht nicht mehr unter Denkmalschutz. Das hat das Landesamt für Denkmalpflege kürzlich entschieden. Das Haus, das früher die Weinstube »Zum Rad« und zuletzt das vietnamesische Restaurant Michio beherbergte, war Ende November bei einem Brand schwer beschädigt worden. Das Feuer war im unmittelbar angrenzenden Haus Pfleghofstraße 6 ausgebrochen. Der Gesamtschaden dürfte den Ermittlungen zufolge im niedrigen einstelligen Millionenbereich liegen.

Nachdem das Haus vom Landesdenkmalamt - »durchaus mit Bedauern« - aus der Denkmalliste der Stadt Metzingen gestrichen wurde, kann es abgebrochen werden. Doch die Eigentümerin, die Immobilien- und Automaten-Firma Seibold GmbH, könnte das von 1680 stammende Gebäude auch im historischen Stil sanieren. Metzingens Stadtarchivar Rolf Bidlingmaier hält das Haus Pfleghofstraße 4 für wiederaufbaufähig.

Eigentümerin führt Gespräche

Das Landesdenkmalamt gibt weniger optimistische Töne von sich. »Der Brand hat u. a. mit dem weitgehenden Verlust des Daches sowie des mittleren Gebäudeabschnitts mit Tenne und Laden-Einbau zu einem umfangreichen Verlust an historischer Bausubstanz geführt«, heißt es in seiner jüngsten Stellungnahme. Zudem sei die Substanz der verbleibenden Gebäudeteile durch den Brand, die Löscharbeiten und die Einwirkung der Witterung teils stark geschädigt, »Insgesamt sehen wir den für den Nachweis der Denkmalwürdigkeit notwendigen Grad an Originalität und Integrität als nicht mehr ausreichend an«, urteilt das beim Regierungspräsidium Stuttgart angesiedelte Amt.

Vor der Einschätzung der Fachbehörde hatten Vertreter von dieser, der Metzinger Stadtverwaltung und der Hauseigentümerin einen Rundgang durch das schwer beschädigte Haus in der Pfleghofstraße gemacht. Was die Seibold GmbH mit dem historischen Gebäude-Ensemble machen wird, ist noch offen. »Zur Zeit werden Gespräche auf verschiedenen Ebenen geführt«, teilt Brigitte Seibold aus der Geschäftsführung dem GEA mit. In ein bis zwei Monaten will man weiter sein. Das Haus Pfleghofstraße 6 ist weitgehend abgebrannt, da dürfte nichts mehr zu retten sein.

Die Stadtverwaltung Metzingen kann der Eigentümerin nur begrenzt Grenzen setzen, denn diese genießt Baufreiheit. Und so hat die Baurechtsbehörde der Sieben-Keltern-Stadt, die zugleich die untere Denkmalschutzbehörde ist, »dem Abbruch der verbliebenen Gebäudeteile aufgrund des Wegfalls des Denkmalschutzes zugestimmt«.

Dennoch ist man sich bei der Stadtverwaltung der markanten Lage des Haustorsos nahe des Marktplatzes bewusst. »Sollte ein Neubau anstelle des vorherigen Gebäudes geplant sein, so ist dies, aufgrund des städtebaulich und historisch wichtigen und sensiblen Standortes, in enger Abstimmung mit dem Fachbereich Stadtplanung und dem Fachbereich Baurecht der Stadt Metzingen zu entwickeln«, macht Pressesprecherin Susanne Berger deutlich. Mit anderen Worten: Ein Neubau müsste zu den Umgebungshäusern nahe des Marktplatzes passen, dürfte kein Fremdkörper sein.

Über 20.000 Euro Spenden für Gastronomen-Familie

Allemal hätte die Firma Seibold die Vorgaben des Bebauungsplans Innenstadt I einzuhalten, sollte sie die Ex-Weinstube samt Nachbarhausresten abreißen und auf den Grundstücken neu bauen. In der früheren schwäbischen Gastwirtschaft hat zuletzt das Restaurant Michio vietnamesische Fusion-Küche und Sushi angeboten. Bis zum Brand. In Kürze wird die Crew um Inhaber Minquan Pham am Marktplatz neu aufmachen - dort, wo früher die Enoteca/Feinkost Drammis ihren Platz hatte.

Für die vietnamesische Familie waren nach dem Großbrand über die Plattform Gofundme über 20.000 Euro Spenden gesammelt worden, auf Initiative der Reutlingerin Anja Wesselmann. Die Firma Seibold hatte der Gastronomen-Familie eine andere Wohnung verschafft, denn die vorige lag im Brandhaus. Das Feuer am 24. November war den Ermittlungen zufolge infolge eines technischen Defekts ausgebrochen. (GEA)