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DB übernimmt Neckar-Alb-Bahn und setzt mehr Züge ein

Das Landesverkehrsministerium hat eine Entscheidung getroffen und Fahrgästen wie Zugpersonal damit Sicherheit bis ins Jahr 2032 verschafft.

Ein Regionalzug der Linie MEX 18 der SWEG Bahn Stuttgart (links) und eine Regionalbahn der Linie RB 63 der DB Regio begegnen sic
Ein Regionalzug der Linie MEX 18 der SWEG Bahn Stuttgart (links) und eine Regionalbahn der Linie RB 63 der DB Regio begegnen sich im Bahnhof Metzingen. Foto: Markus Pfisterer
Ein Regionalzug der Linie MEX 18 der SWEG Bahn Stuttgart (links) und eine Regionalbahn der Linie RB 63 der DB Regio begegnen sich im Bahnhof Metzingen.
Foto: Markus Pfisterer

METZINGEN/STUTTGART. Fahrgäste, Lokführer und Zugbegleitpersonal haben auf der Neckar-Alb-Bahn Stuttgart - Tübingen Sicherheit für sieben Jahre: Die DB Regio, eine Tochter der Deutschen Bahn AG, wird den Zugverkehr im Neckartal ab 1. August und bis Dezember 2032 von der landeseigenen SWEG übernehmen. Das geht nur über den Kauf der SWEG Bahn Stuttgart (SBS). In diesem hatte das Land die in finanzielle Schieflage geratene Abellio Rail Baden-Württemberg Anfang 2022 übernommen - nur eineinhalb Jahre, nachdem Abellio zwischen Neckar und Alb die Nachfolge der Deutschen Bahn angetreten hatte.

Ab August ruht der Zugbetrieb also erneut in den Händen des Staatsunternehmens. Seit der Eröffnung der Strecke Plochingen - Tübingen im Jahr 1859 war das fast ausnahmslos der Fall. Fuhren zwischen Stuttgart und Tübingen zunächst die Königlich-Württembergischen Staatseisenbahn und anschließend die Deutsche Reichsbahn, war es von 1949 bis 1990 die Deutsche Bundesbahn und anschließend bis Juni 2020 deren Rechtsnachfolgerin, die Deutsche Bahn.

Über 150 Jahre in staatlicher Hand

Es folgte das unruhige Intermezzo von Abellio, einer Tochter der Niederländischen Staatsbahnen, und die Übernahme durch das Land Baden-Württemberg und seine SWEG - zunächst im Rahmen mehrerer Notvergaben. Das Land muss den Regionalverkehr auf Schienenstrecken europaweit ausschreiben. Jahrelang bewarb sich kein Eisenbahnverkehrsunternehmen darauf.

Erst die jüngste Ausschreibung zog mindestens zwei Bewerber an: die SWEG und die DB Regio. Das Verkehrsministerium hat die Zugleistungen nun regulär und nicht mehr aus der Not heraus vergeben. Und das bis 2032, dem Jahr, das schon bei Abellio im Verkehrsvertrag stand. In der Hand der Deutschen Bahn geblieben sind die ganze Zeit über die besonders schnellen RE-6-Verbindungen, die zwischen Stuttgart und Tübingen nur in Reutlingen halten und nach Aulendorf, Rottenburg oder Horb weiterfahren.

Weniger Gedränge im Zug?

Mit der Neuvergabe der übrigen Leistungen »konnten wir sicherstellen, dass die Züge weiterhin stabil für die Fahrgäste fahren«, sagte Verkehrsminister Winfried Hermann. Die Beschäftigten können ihre Arbeitsplätze behalten, es wechselt nur die Eigentümerin ihres Arbeitgebers, der noch SBS heißt. Vorteil für die Bahnkunden: Der neue Betreiber DB Regio wird auf mehr Fahrzeuge zurückgreifen können als die bisherige SWEG Bahn Stuttgart. Damit kann sich die Sitzplatzkapazität auf der Neckar-Alb-Bahn Stuttgart - Tübingen, einer der deutschlandweit am stärksten nachgefragten Regionalverkehrsstrecken, erhöhen. Bisher müssen in etlichen Zügen Reisende stehen, vor allem im Berufsverkehr.

Das ist noch Zukunft: Bis zu 200 Stundenkilometer schnelle Züge des Typs Coradia Max werden nach der Inbetriebnahme des Stuttgar
Das ist noch Zukunft: Bis zu 200 Stundenkilometer schnelle Züge des Typs Coradia Max werden nach der Inbetriebnahme des Stuttgarter Tiefbahnhofs (auch) auf der Neckar-Alb-Bahn Stuttgart–Tübingen fahren. Foto: Visualisierung: Alstom
Das ist noch Zukunft: Bis zu 200 Stundenkilometer schnelle Züge des Typs Coradia Max werden nach der Inbetriebnahme des Stuttgarter Tiefbahnhofs (auch) auf der Neckar-Alb-Bahn Stuttgart–Tübingen fahren.
Foto: Visualisierung: Alstom

Bisher sind 52 drei- oder fünfteilige Zuggarnituren vom Typ Talent 2 am Start, die mindestens halbstündlich auch in Metzingen halten. Die dreiteiligen bieten 171 Plätze, die fünfteiligen 281. Hinzu kommen ab Dezember vierteilige Züge mit rund 220 Plätzen, die bisher noch zwischen Schwäbisch Hall/Gaildorf West und Freudenstadt oder Rottweil unterwegs sind. Summa summarum kann die DB künftig auf 68 Züge zurückgreifen, allerdings nicht nur auf den Neckartalstrecken, sondern auch auf der Südbahn Ulm - Friedrichshafen, auf der die DB Regio bereits mit anderen Fahrzeugen unterwegs ist.

Schnelle Doppelstocklinie ausgeschrieben

Noch mehr Entspannung verspricht eine neue Linie, die ausgeschrieben ist, über deren Betreiber aber noch nicht entschieden ist: Zwischen Stuttgart und Tübingen via Metzingen werden teils doppelstöckige und bis zu 200 Stundenkilometer schnelle Triebzüge vom Typ Coradia Max des Herstellers Alstom den neuen Stuttgarter Tiefbahnhof über die Neubaustrecke auf den Fildern mit der Unistadt am Neckar verbinden. Eine Inbetriebnahme ab Mitte Dezember 2025 war angedacht und in der Ausschreibung benannt. Allerdings geht Stuttgart 21 frühestens Ende 2026 in Betrieb und bei den neuen Zügen gibt es Lieferschwierigkeiten.

Übernommene Strecken

Die Neckar-Alb-Bahn Stuttgart - Tübingen ist nur eine von vielen Strecken, für die die DB Regio jetzt den Zuschlag bekommen hat. Hinzu kommen die Verbindungen Mannheim - Heidelberg - Mosbach-Neckarelz - Heilbronn, Mannheim - Sinsheim - Heilbronn, Mühlacker - Bretten - Heidelberg, Stuttgart - Mühlacker - Pforzheim und Stuttgart - Bretten - Bruchsal, die alle zum 1. August an das Staatsunternehmen gehen. Im Dezember 2027 folgen Umstellungen rund um die Südbahn Ulm - Friedrichshafen. (pfi)

Ist die Schnellverbindung realisiert, könnte sich der Betrieb auf der Neckar-Alb-Bahn stabilisieren: weil das Nadelöhr Plochingen - Wendlingen von Verkehr entlastet wird, den die Filderstrecke im Gegenzug aufnehmen wird. Derzeit teilen sich im Neckartal Fern- und Regionalzüge den zweigleisigen Abschnitt mit Stuttgarter S-Bahnen. Verspätungen - sie sind häufig - werden an die nachfolgenden Züge weitergegeben.

Aber auch für den jetzigen Betrieb zwischen Stuttgart, Metzingen und Tübingen stellt das Land ab August modernere Fahrzeuge bereit: Der Typ Talent 3plus kommt schon heute im Berufsverkehr vereinzelt zum Einsatz und besitzt digitale Zugbeeinflussungssysteme, mit denen bis Ende 2026 auch der Schienenknoten Stuttgart ausgestattet sein soll. Fahrzeuge und Streckentechnik (etwa Signale und Weichen) wirken derart zusammen, dass künftig kürzere Abstände zwischen zwei aufeinanderfolgenden Zügen möglich sein werden, die Streckenkapazität also erhöht wird. (GEA)