WALDDORFHÄSLACH. Heinz-Michael Souchon bringt auf den Punkt, was das Jubiläum des CVJM von denen anderer Vereine unterscheidet: »Wir feiern am Wochenende nicht uns, sondern dass der Glaube an Jesus Christus uns und den Verein über 100 Jahre gebracht hat.« Vom Freitag, 25., bis Sonntag, 27. Juli, feiert der Verein in der Gemeindehalle sein Jubiläum. Dabei, so erzählt der geistige Leiter der CVJM-Tagungsstätte Walddorfhäslach, habe es durchaus herausfordernde Situationen gegeben, etwa als das 1936 die NSDAP den Verein aus den damaligen Häusern der Gustav-Wernerschen Anstalten rausgeschmissen habe. Und doch sei es gelungen, das Bauernhaus direkt neben dem alten Domizil zu übernehmen.
Und vor ein paar Jahren gab es unterschiedliche Ansichten, wie der CVJM eine Halle finanzieren könne. »Damals waren Kredite günstig. Junge Leute haben gesagt, dass wir doch damit den Bau einer Halle finanzieren können«, erzählt Souchon. Doch er und andere altgediente Engagierte hätten abgelehnt. »Wir möchten nicht, dass wir von Spenden für unseren Verein Zinsen bezahlen.« Sie setzten sich durch, regten Kreativität an für Initiativen zur finanziellen Unterstützung. Plötzlich öffnete sich noch eine weitere Tür: »Wir haben eine Einzelspende über 30.000 Euro für den Bau der Halle bekommen«, sagt Souchon. Matthias Gaiser, der Vorstand des CVJM-Walddorfhäslach, ergänzt: »Wir haben uns so viele Sorgen und Gedanken über die Finanzierung gemacht. Und dann kommt jemand und sorgt für uns.«
Ein Verein für Jünglinge
Vor 100 Jahren, im Juni 1925, gründeten vier junge Menschen einen Jünglingsverein, der zum Christlichen Verein Junger Männer (CVJM) wurde. Später änderte sich die Bedeutung des M von Männer zu Menschen. Die Gründung hatte der damalige Pfarrer von Walddorf vorangetrieben - als Antwort auf den 13 Jahre zuvor gegründeten »Jungfrauenverein, dessen Segen den einzelnen Mitgliedern wie der ganzen Gemeinde wohlbekannt ist«, wie der Pfarrer es im Gemeindeblatt von Juli 1925 schrieb. Weiter heißt es in dem historischen Dokument der Zeitgeschichte: »Dass unsere Jünglinge sich nicht auch zu einem solchen kirchlichen Verein zusammengeschlossen haben, bedauerte ich schon längst und habe es daher gewagt, an die christenlehrpflichtige Jugend die Aufforderung zu richten, sich zu einem Jünglingsverein zusammenzuschließen.«
In den 100 Jahren hat sich einiges verändert, und anderes ist so geblieben, wie es immer war. »Wir haben hier so viel Vitalität. Das Leben tobt und wir haben eine sehr große Jugendarbeit«, erzählt Souchon. Auch die an die Ortsgruppe angegliederte Tagungsstätte sei sehr gut gebucht. »Es ist beeindruckend, dass hier so viele Teilnehmer über Wochenenden bleiben und Freizeiten veranstalten.« Auch die christliche, wenn auch überkonfessionelle Ausrichtung sei nach wie vor Grundlage. »Wir sind aber vielfältiger in den Angeboten geworden«, sagt Gaiser. Früher habe sich das Angebot nur an junge Männer gerichtet, heute auch an junge Frauen. Wobei manche dem Verein seit Jahrzehnten treu blieben. »An den Abenden treffen sich hier um 19.30 Uhr Mitglieder zum Gebet.« Sie haben mittlerweile graue Haare.
Keine Nachwuchsprobleme
Auch beim Festwochenende erwarten Souchon und Gaiser nicht nur junge Leute. »Der älteste Besucher wird wohl über 90 Jahre alt sein«, sagt Souchon. Neulich wurde er für 75 Jahre aktives Musizieren im Posaunenchor ausgezeichnet. Nachwuchsprobleme gebe es nicht. »In unserer Jungschar, also der ersten und zweiten Klasse, sind 40 Kinder.« Das liege auch an den Neubaugebieten im Ort, in denen viele Familien mit Kindern lebten. Um zum CVJM zu kommen, müsse man nicht in der Kirche sein. »Man sollte aber eine gewisse Offenheit dafür mitbringen. Wir haben auch muslimische Mitglieder. Es dürfen alle jederzeit kommen.«
Gaiser erklärt das Dreieck als Vereinslogo: »Es steht für Körper, Seele und Geist.« Der Sport gehöre dazu. »Es sind bei uns aber keine Individualsportarten, sondern welche, die wir miteinander mit Ansporn tun.« Gaiser sagt noch abschießend, was er mit dem CVJM verbindet: »Ich verdanke dem Verein eine sinnvolle Jugend. Ich bin dort reingewachsen. Der Glaube trägt mich auch durch schwere Situationen.« (GEA)

