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Chanson trifft Kirchenlied

WANNWEIL.In einem Konzertraum kaum größer als das heimische Wohnzimmer, ließ die aus Stuttgart stammende Chansonnette Vera Hahn am Wochenende ihre Zuhörer im Musenstall 5 in Wannweil an ihren »Lieblingsliedern« teilhaben. Sie präsentierte Kirchenlieder von Paul Gerhardt, die sie zu einem jahreszeitlichen Konzert zusammengestellt hatte. »Ich bin mit Liedern von Paul Gerhardt aufgewachsen«, erzählte sie lachend. Schon während ihres Studiums hatte sie die Idee, Lieder des bekannten Kirchenmusikers zu einem Konzert zu arrangieren. Diesen Gedanken hatte sie allerdings zunächst verworfen und sich dem deutschen Chanson zugewandt. Der Musenstall in Wannweil ist nicht irgendein Konzertsaal. Ehemals ein Kuhstall, bietet er heute Platz für eine kleine Galerie und ist zugleich Bühne für ganz besondere Künstler. Und so eine ganz besondere Künstlerin ist Vera Hahn auf jeden Fall. Sie war schon mehrere Male zu Gast bei den Altenburgers, den Betreiberpaar des Musenstalls, aber bisher immer unter einem anderem Namen: Unter ihrem Künstlernamen Erna Schmidt gab sie in den vergangenen Jahren kabarettistische Chansons zum Besten.

Leichtigkeit des Vortrags

In diesem Jahr widmete sich die gläubige Christin, die ganz nebenbei noch Theologie studiert, anderen Klängen. Sie präsentierte Lieder, wie »Es kommt ein Schiff geladen« und »Ich steh an deiner Krippen hier«. Die Kirchenlieder nehmen einen zentralen Platz in dem Leben der jungen Künstlerin ein.

Darüber hinaus hat sie sich sehr intensiv mit dem Entstehungshintergrund auseinandergesetzt. »Mir ist es sehr wichtig, dem Publikum deutlich zu machen, in welcher Zeit die Lieder entstanden sind«, erklärt Vera Hahn und fügt hinzu: »Krieg und Krankheiten, wie die Pest und damit der Tod, bestimmten die damalige Zeit.« Um diese Stimmung zu unterstreichen, las sie zwischen ihren Liedern Texte und Gedichte von dem zur Entstehungszeit inhaftierten Dietrich Bonhoeffer. Wer jetzt glaubt, der Konzertabend wäre von Schwermut geprägt gewesen, der irrt. Die Kabarettistin blitzte immer wieder durch. Und so gelang es der leidenschaftlichen Sängerin Vera Hahn in einer unverwechselbaren Art und Weise, dem Abend eine wunderbare Leichtigkeit zu verleihen und gleichzeitig die Stücke mit großer Tiefe darzubieten.

Unterstützt wurde dieses Empfinden durch den besonderen Konzertort, der es den Künstlern erlaubt, »ins Gespräch« mit den Zuhörern zu kommen. Man hat das Gefühl, Teil der Musik zu sein und nicht nur zuzuhören. Da war es nur folgerichtig, dass zum Abschluss Publikum und Künstlerin zusammen »Ich singe dir mit Herz und Mund« anstimmten. Ein gelungener Abschluss eines stimmungsvollen Abends. (GEA)