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Carl W's Offene Bühne: Vom Großstadtflair im Dorf-Bistro

Der Dettinger Musiker Karlheinz Weiß ermöglicht mit diesem Format Musikern, Sängern und anderen Künstlern zu zeigen, was sie können. Der Gitarrist möchte seine eigene Musikkarriere wieder intensivieren und überarbeitet die Schabernack-Songs.

Der Gitarrist Karlheinz Weiß steht für handgemachte, ehrliche Musik und bietet anderen Künstlern mit der Offenen Bühne eine Auft
Der Gitarrist Karlheinz Weiß steht für handgemachte, ehrliche Musik und bietet anderen Künstlern mit der Offenen Bühne eine Auftrittsmöglichkeit Foto: Kirsten Oechsner
Der Gitarrist Karlheinz Weiß steht für handgemachte, ehrliche Musik und bietet anderen Künstlern mit der Offenen Bühne eine Auftrittsmöglichkeit
Foto: Kirsten Oechsner

DETTINGEN. Wenn einer in der Region für handgemachte, ehrliche Musik steht, dann Carl W: Wo der Dettinger mit seiner Gitarre auftaucht, ist Musik drin. In den vergangenen Jahren hat Karlheinz Weiß, wie er im normalen Leben heißt, mit der Offenen Bühne eine Veranstaltung ins Leben gerufen, bei der er sich selbst jedoch zurücknimmt und anderen Künstlern aus der Region die Möglichkeit eines Auftritts anbietet. Junge Sängerinnen trauen sich dann etwas, ehemalige Duos finden sich wieder zusammen oder etablierte Musiker genießen es, in einer der kleinen Kneipenrunde im Bistro Mühle aufzuspielen und Chormusiker zeigen, dass sie auch solo eine klasse Stimme haben. Ob Rock, Pop, Schlager oder sonst etwas – jeder ist willkommen, der etwas kann. Und wenn es Jonglage, Zauberei oder eine andere Kunst ist: Carl W und das Publikum freuen sich über jeden, der sich präsentiert.

Ein Format, das man eher in einer (Groß-)Stadt als in Dettingen vermuten würde. Doch das Konzept kommt an – mal mehr, mal weniger, wie Karlheinz Weiß lachend zugibt. Nicht immer melden sich im Vorfeld genug Künstler an, dann spüre er doch eine gewisse Nervosität. Manchmal bleibe der Kreis an Mitmachenden und Zuhörenden recht klein und intimer als gewünscht. Dann erlebe er wieder eine totale Überraschung, weil die Zahl der Künstler größer als erwartet sei und die der Besucher ebenso. Dann müsse am Ende des Abends regelrecht der Stecker gezogen werden, weil sich eine Session entwickelt hat.

Nächste Offene Bühne am 24. August

Das war beispielsweise im vergangenen Sommer so, als die offene Bühne am Dettinger Waldheim unter freiem Himmel stattfand. Und was den Organisator ein ums andere Mal freut: Es tauchen immer wieder Menschen auf, die viel können, das aber noch nie vor einem größeren Publikum gezeigt haben. Was ihn, den in der Szene der Region gut vernetzten Musiker, immer wieder überrasche: »Es gibt hier so viele Menschen, die etwas machen und viele verborgene Talente.« 24 Mal hat die Offene Bühne bereits stattgefunden, bei der nächsten handelt es sich sozusagen um eine Jubiläumsveranstaltung und die findet am Donnerstag, 21. August, open air am Waldheim der Naturfreunde in Dettingen statt.

Carl W kennt die Atmosphäre eines Live-Konzerts sehr gut, der Weg in die Musik sei für ihn relativ gradlinig gewesen: »Ich habe schon immer Musik gemacht, mit fünf Jahren habe ich meine erste Gitarre aus Plastik geschenkt bekommen«, erinnert er sich an seine Kindheit, geboren ist er in Bad Urach und aufgewachsen in Böhringen. Nicht vergessen hat er auch sein Schlagzeug, Marke Eigenbau aus Waschmitteleimern: Mit zehn Jahren hat er ein solches gebaut plus eine Gitarre aus Holz. Zwei Jahre später hat er dann erstmals ein richtiges Instrument gekauft.

Lange sei’s her, erzählt Karlheinz Weiß, dass er seine ersten eigenen Songs geschrieben und sie auf Schulfesten in der Schule am Seele präsentiert habe. Aus Englisch wurde Schwäbisch, eine intensive Zeit als Musiker begann: zunächst bei der Band Schwabenexpress, dann bei Schabernack. 1993 sei er bei letzterer ausgestiegen, auf die Band sei ein Duo gefolgt und später wurde aus der Two men rock show die Onemanrockshow. Da Musik ein hartes Brot sei, habe er nebenher studiert: Verlagswirtschaft und -herstellung. Und irgendwann habe er eines festgestellt: »Ich kann eigentlich nicht singen und Gitarre spielen«, gibt er augenzwinkernd zu. »So gut war ich nicht.« Das korrigierte er, nahm unter anderem klassischen Gesangsunterricht bei Jürgen Knöpfler. »Ich hatte gemerkt, dass ich mich immer auf andere verlassen habe.« So peu à peu habe er nebenher viel gelernt und sei musikalisch weitergekommen.

So weit, dass er 15 Jahre hauptberuflich von der Musik lebte. Karlheinz Weiß gründete seine eigene Gitarrenschule Ermstal, in Hochzeiten habe er etwa 45 Schüler unterrichtet. Auch an der Musikschule Neuffen war er beschäftigt, dazu kamen rund 100 Auftritte im Jahr: von Beerdigungen bis zu Kneipenkonzerten. »Das hat lange sehr gut funktioniert«, blickt der heute 60-Jährige auf musikalisch intensive Zeiten zurück. Doch irgendwann habe er den Punkt erreicht, an dem er sich übernommen hatte: Die Schulter schmerzte, die Stimme war weg. Seither arbeitet er bei einem Dettinger Unternehmen in der Qualitätssicherung und die Musik ist für ihn nach wie vor ein wichtiger Teil seines Lebens, wenn auch eher nebenbei – die Zahl der Konzerte sei sehr reduziert. Aber, so sein Plan: »Ich möchte wieder mehr machen«. Im Augenblick sei er dabei, die alten Schabernack-Songs wieder aufzunehmen und sie eventuell zu veröffentlichen. Und er überlege sich, ein weiteres Standbein im Bereich Film aufzubauen. Eine entsprechende berufliche Weiterbildung habe ihn dazu animiert. Eines sei jedoch klar, von der Musik werde er nicht lassen: »Sie ist mein Leben und solange ich eine Gitarre heben kann, werde ich sie auch spielen«, erklärt Karlheinz Weiß. (GEA)