WALDDORFHÄSLACH. Am Montagnachmittag gegen 16.30 Uhr fährt ein weiß-orangefarbener Bus die Dorfstraße in Häslach entlang. Einen Moment später hält er an der Endhaltestelle Häslach Rathaus. Eine junge Frau steigt aus. Zur Abfahrt der Linie 827 um 16.35 Uhr in Richtung Tübingen Hauptbahnhof steigt nur der Reporter zu. Erst am Dettenhauser Bahnhof füllt sich der Wagen knapp 20 Minuten später. Diese Verbindung gibt es nun erst seit etwas mehr als einem Jahr. Auch wenn der Bus auf dem ersten Teil der Strecke fast leer fuhr, hat die Linie doch ihre Stammfahrgäste, die ihn etwa für die Fahrt zur Arbeit und nach Hause nutzen.
Walddorfhäslachs Bürgermeisterin Silke Höflinger hat den Eindruck, dass die neue Buslinie gut angenommen wird. »Es gab am Anfang Schwierigkeiten, die aber überwunden sind.« Damals gab es immer wieder Meldungen über ausgefallene Busse. Ein Grund war, dass im Dezember 2023 ein Autokran im Schönbuch von der Bundesstraße 464 abgekommen war und im Morast feststeckte. Damit das schwere Gefährt wieder auf die Straße gehoben werden konnte, musste die Straße just zu der Zeit gesperrt werden, als die Busfahrer auf der neuen Strecke geschult wurden. Somit mussten sie also zeitweise einen Umweg fahren. Höflinger sagt, sie erwarte eine Evaluation der Landratsämter Böblingen und Tübingen zu den Fahrgastzahlen. »Wir von der Gemeinde haben ihn am Anfang beworben und werden das nun auch wieder stärker tun«, gibt Höflinger Auskunft.
Linie nach Dettenhausen wurde früher eingestellt
Die Gemeinde habe sich für die Verbindung starkgemacht. Bereits 2019 war bei der Bürgerbeteiligung zum Verkehrskonzept herausgekommen, dass es einen Bedarf für eine Buslinie von Häslach über Walddorf und Dettenhausen nach Tübingen gebe. Als Kreisrätin spricht Höflinger die Beziehungen der Bürger im Nordraum des Kreises Reutlingen an, die sich auch in Richtung der Kreise Esslingen, Tübingen und Böblingen ausrichteten und durch die Linie 827 angebunden würden. »Wir hatten früher die RSV-Linie 300, die aber nicht so oft verkehrt ist.« Dann gab es seit deren Einstellung wegen zu niedriger Fahrgastzahlen eine Bedienungspause. »Jetzt verkehren die Busse der Linie 827 stündlich. Darüber sind wir sehr dankbar und hoffen, dass sie gut genutzt wird.« Höflinger fände es gut, wenn der Verkehrsverbund die Linie stärker bewerben würde.
Wie gut die Busse der Linie 827 von Walddorfhäslach nach Tübingen und zurück angenommen werden, dazu gibt es noch keine Zahlen. Es sei noch zu früh, weil die Verbindung ja erst im Januar 2024 in Betrieb gegangen sei, sagt Anna Ioannidis, eine Sprecherin des Landratsamts Reutlingen auf GEA-Anfrage. »Erfahrungsgemäß dauert es mindestens zwei Jahre, bis ein neues Verkehrsangebot von der Bevölkerung entsprechend angenommen wird und belastbare Aussagen über die Entwicklung der Fahrgastzahlen möglich sind.«
Zählung im Sommer geplant
Es sollen demnächst die Fahrgäste gezählt und die Daten ausgewertet werden. Die Linie 827 ist nämlich zunächst für vier Jahre zur Probe eingerichtet. »Eine erste Evaluierung der Nutzung der neuen Linie ist für Mitte diesen Jahres geplant«, kündigt Ioannidis an. Die Verbindung richte sich an Berufspendler, Studierende und Freizeitreisende. »Sie stößt bei der Gemeinde Walddorfhäslach auf sehr positive Resonanz«, sagt die Sprecherin.
In die Gemeinde am Schönbuchrand geht es um 17.44 Uhr vom Tübinger Hauptbahnhof zurück. Viele Fahrgäste sind an Bord des großen Gelenkbusses. Allerdings steigen die meisten in Tübingen, Pfrondorf und Dettenhausen aus. Auf der Fahrt vom Bahnhof Dettenhausen bis Walddorf sitzen nur noch zwei Frauen und ein Mann drin. Johanna Messerschmidt kommt gerade von der Arbeit in Tübingen und fährt nach Hause. »Die Verbindung ist mir wichtig. Ich fahre seit Sommer 2024 jeden Tag damit. Morgens ist der Bus zuverlässig«, sagt sie. Sie hat gehört, dass die Verbindung noch nicht so lange existiert. Für sie passt es gut, sie hat erst mit der Arbeit in Tübingen begonnen, als es die Buslinie gab. »Nachmittags gibt es schon mal Verspätungen und Ausfälle. Da sind die Busse nicht so zuverlässig«, sagt Messerschmidt.
Ausstieg an der Jahnstraße
Vladislava Monchar hat es nun nicht mehr weit bis nach Hause. Sie ist ebenso in Tübingen zugestiegen und auf dem Weg nach Walddorf. »Für mich ist es nützlich, dass es den Bus gibt«, sagt Monchar. Dann steigen sie, Messerschmidt und ein Mann an der Jahnstraße aus. Nach Häslach fährt nur noch der Reporter weiter. (GEA)