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Buch zur Ermstalbahn in Bad Urach vorgestellt

Das 130-Seiten-Werk schildert die Geschichte und Zukunft der 150 Jahre alten Stichstrecke. Wie ihre Renaissance möglich wurde.

In ihrem 151. Jahr floriert die Ermstalbahn. Zu ihrer Geschichte und Zukunft gibt es ein Buch, das die Autoren und weitere treib
In ihrem 151. Jahr floriert die Ermstalbahn. Zu ihrer Geschichte und Zukunft gibt es ein Buch, das die Autoren und weitere treibende Kräfte der zehn Kilometer langen Stichstrecke im Bad Uracher Rathaus vorgestellt haben. Foto: Markus Pfisterer
In ihrem 151. Jahr floriert die Ermstalbahn. Zu ihrer Geschichte und Zukunft gibt es ein Buch, das die Autoren und weitere treibende Kräfte der zehn Kilometer langen Stichstrecke im Bad Uracher Rathaus vorgestellt haben.
Foto: Markus Pfisterer

BAD URACH. Bürger machten ihren Betrieb ab 1873 erst möglich, überließen sie dem Württembergischen König, gefolgt von der Staatsbahn, die sie 1976 im Personenverkehr dichtmachte: die rund zehn Kilometer lange Ermstalbahn zwischen Metzingen und Bad Urach. Bürger waren es auch, die dafür sorgten, dass wieder Bahnen auf der rund zehn Kilometer langen Stichstrecke fuhren: zunächst Sonderzüge, ab 1999 moderne Regio Shuttles im Stundentakt - pikanterweise ausgerechnet betrieben von der Deutschen Bahn, deren Rechtsvorgängerin die Verbindung einst stillgelegt hatte.

Doch die Stille ist Vergangenheit. Systematisch wurde die Ermstalbahn modernisiert, seit Ende 2022 wird sie elektrisch betrieben und ist ein Vorzeigemodell für Landesverkehrsminister Winfried Hermann, wenn es um Strecken-Reaktivierungen geht. In die wechselvolle Geschichte der Ermstalbahn und in ihre erfreuliche Zukunft blickt ein Buch, das Martin Uhlig und Wolfgang Schulz-Braunschmidt geschrieben haben. Binnen eineinhalb Stunden Strecken- und Bürgerwürdigung haben es die Autoren und andere treibende Kräfte der Ermstalbahn jetzt vorgestellt: im historischen Ratssaal in Bad Urach - just dort, wo Ende 1993 der Vertrag über die Strecken-Übernahme unterzeichnet wurde. Für einen symbolischen Euro ging die Bahnlinie von der Bundesbahn an die Ermstal-Verkehrsgesellschaft, die Vorläuferin der Erms-Neckar-Bahn AG (ENAG).

Mit zwölf Waggons zum Schäferlauf

Martin Uhlig ist nicht nur einer der Buchautoren, sondern auch einer, der sich jahrzehntelang für die Wiederinbetriebnahme der Verbindung starkgemacht hat. Die Politik bekam je nach Ausrichtung viel Lob oder dicke Kritik ab, die ehemalige Bundesbahn nur Letztere. »Als Züge fuhren, waren plötzlich alle dabei«, blickt Uhlig zurück.

Die teils brechend vollen Sonderzüge, etwa mit zwölf Waggons und Dampflok zum Uracher Schäferlauf, fuhren dank engagierter Leute aus dem Ermstal. Allen voran der viel zu früh verstorbene Roland Hartl, der nicht nur die Strippen zog, um Züge auf die Strecke zu bringen, sondern auch Ausfallbürgschaften übernahm. Aber auch viele andere Bahnfans: etwa Cem Özdemir, der Fahrkarten für Sonderzüge verkauft hat, der heutige Dettinger Heimatarchivleiter Albrecht Arnold oder Kurt Bauer, der einst Sträucher an der Strecke zurückgeschnitten hat und sich erinnert: »Die Lok für die Züge zum Schäferlauf wurde aus Leipzig eingeflogen.«

Die Ermstalbahn unter Dampf: Ein Zug fährt 1971 über die Strecke.
Die Ermstalbahn unter Dampf: Ein Zug fährt 1971 über die Strecke. Foto: Albrecht Arnold
Die Ermstalbahn unter Dampf: Ein Zug fährt 1971 über die Strecke.
Foto: Albrecht Arnold

Waren Kreis- und Kommunalpolitiker zunächst gespalten, tat es mit Ex-Landrat Thomas Reumann einen Rucker. Er war einer der Wegbereiter der ENAG. Ebenfalls schon immer ein Verfechter der Reaktivierung: Bad Urachs Bürgermeister Elmar Rebmann, 1993 noch Hauptamtsleiter in Gomaringen. »Damals waren dicke Bretter zu bohren, heute ist die Ermstalbahn die Grundlage für Modul 1 der Regionalstadtbahn Neckar-Alb«, zieht er die Verbindung zwischen Einst und Jetzt.

Professor Tobias Bernecker, Geschäftsführer des Zweckverbands Regionalstadtbahn Neckar-Alb, zieht den Fokus weiter auf: »Die Tramtrains der Regionalstadtbahn werden zuerst das Fahrziel Bad Urach haben.« Gerade hat er die ersten dieser Zweisystemzüge, die sowohl auf Eisenbahn- wie auch auf Straßenbahnstrecken fahren können, auf der Fachmesse InnoTrans besichtigt, in einem Pool mit Partnern aus Saarbrücken, Karlsruhe, Salzburg und Linz hat der Zweckverband RSBNA sie 2022 beim Hersteller Stadler geordert. Ab 2027 sollen sie ins Ermstal kommen.

Gedruckt von Bahnbegeisterten

Der dort eigentlich schon Ende 2022 vorgesehene Halbstundentakt soll Ende 2025 kommen. Bis dahin sollen im Bahnhof Metzingen endlich das dafür notwendige Stellwerk und das vierte Gleis fertig sein. Jetzt ist es erstmal das Buch über die Würdigung der Bürgerbahn von einst und jetzt. Der Verlag der Arbeitsgemeinschaft Drehscheibe, in der sich bestens informierte Bahnbegeisterte austauschen, hat das ansprechend gestaltete und reichbebilderte 130-Seiten-Werk herausgegeben, für 24,50 Euro ist es im Buchhandel und online erhältlich.

Für Drehscheibe-Mann Michael Ulbricht aus Eningen und sein Team gab es kein großes Überlegen, als die ENAG-Anfrage kam und es ums Layouten und Drucken ging: »Ein hochinteressantes Thema!« Ihr Engagement passt ins Gesamtbild der bahnbegeisterten Bürger, die die Ermstalbahn angetrieben und ihr Zukunft gegeben haben. (GEA)