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Brand in Metzingen: Spendenbereitschaft für betroffene Familie ist riesig

Große Welle der Hilfsbereitschaft für die betroffene Familie in der Metzinger Innenstadt.

Stark sind die Zerstörungen im hinteren Teil des mehrteiligen Gebäudes, wo auch das Feuer ausgebrochen ist.  FOTO: RUOF
Stark sind die Zerstörungen im hinteren Teil des mehrteiligen Gebäudes, wo auch das Feuer ausgebrochen ist. Foto: Bernd Ruof
Stark sind die Zerstörungen im hinteren Teil des mehrteiligen Gebäudes, wo auch das Feuer ausgebrochen ist.
Foto: Bernd Ruof

METZINGEN. Gerade mal eine gute Woche ist vergangen, seit ein verheerender Brand die frühere Weinstube zum Rad zerstört und die Inhaber des »Michio« um ihren Wohn- und Arbeitsplatz gebracht hat. Doch die Metzinger stellten unter Beweis, dass ihnen das Schicksal der Familie mit sieben Erwachsenen und einem Kind nicht egal ist. Schon am Sonntagabend startete Holger Steidinger, Chef des gleichnamigen Optikergeschäfts und direkter Nachbar, einen Aufruf in den sozialen Medien, bat um unbürokratische Hilfe und löste eine große Welle der Hilfsbereitschaft aus.

»Ich habe in den Verkaufsräumen eine Vitrine ausräumen lassen, dass vor Ort gespendet werden konnte, denn die Familie hat ja am Sonntag das Haus verlassen müssen, fast nur mit dem, was sie auf dem Leib getragen haben«, sagt Holger Steidinger. »Wir spenden so viel in alle Teile der Welt, da ist es umso sinnvoller, zu helfen, wenn so ein Unglück direkt vor der Haustür passiert.« Schon am ersten Tag kamen seinen Worten zufolge 1.400 Euro zusammen: »Wenn eine größere Menge Geldes beisammen war, wurde diese im Tresor eingeschlossen. Das hat sich über die ganze Woche gesteigert, am Ende waren es über 5.000 Euro«, erzählt Steidinger.

Erst Hotel, dann Wohnung

Eine erste Unterkunft fand die Familie in einem Metzinger Hotel. Doch schon innerhalb der ersten Woche hatte die Familie Seibold, hinter der die Seibold GmbH (Automatenaufstellung, Vermietung von Wohnungen und Gewerbeimmobilien) unbürokratisch eine Wohnung bereitgestellt und diese den Brandopfern zwischenzeitlich zur Verfügung gestellt.

Holger Steidinger (rechts) bei der Übergabe des Geldes.  FOTO: PR
Holger Steidinger (rechts) bei der Übergabe des Geldes. Foto: Privat
Holger Steidinger (rechts) bei der Übergabe des Geldes.
Foto: Privat

Was aber passiert mit dem stark vom Brand beschädigten Haus? Am gestrigen Dienstag war Kriminaloberkommissar Christian Lauert von der Kripo Reutlingen an der Brandstelle und stellte mit seinem Team Untersuchungen zur Brandursache an. Mit dabei Petra Thielke vom Sachverständigenbüro Ubex, die im Auftrag der Versicherung arbeitet.

Keine vorsätzliche Brandstiftung

Ein technischer Defekt an der elektrischen Einrichtung dürfte dem aktuellen Ermittlungsstand zufolge die Ursache für den Brand des Doppelhauses in der Metzinger Innenstadt gewesen sein. Die Ermittlungen ergaben keine Hinweise auf eine vorsätzliche Brandstiftung. Vielmehr dürfte ein Defekt an der Hauselektrik in dem historischen Gebäude zu dem verheerenden Feuer geführt haben.

»Die Stadt trauert zunächst einmal um eines ihrer wertvollsten Gebäude, das an markanter Stelle mitten im Zentrum steht«, sagt Konrad Berger vom Bauamt der Stadt Metzingen.

»Das tut einem im Herzen weh.« Berger weist jedoch vorschnelle Schlussfolgerungen zurück, wonach das Gebäude abgerissen werden muss. Seinen Worten zufolge muss ein Statiker die Brandruine untersuchen, was aber momentan noch nicht möglich ist, da beim Betreten Lebensgefahr besteht. Informiert und involviert ist selbstverständlich die Denkmalschutzbehörde.

Außerdem soll das Gebäude dendrochronologisch untersucht werden. »Das ehemals stattliche, aus mehreren Abschnitten bestehende Fachwerkgebäude«, das an der Einmündung der Pfleghofstraße in die Hindenburgstraße steht, wie es Stadtarchivar Rolf Bidlingmaier beschreibt, lässt sich bis in die zweite Hälfte des 17. Jahrhunderts zurückverfolgen. Seiner Meinung nach könnte das verputzte Fachwerkhaus aber auch eher aus dem 16. Jahrhundert stammen. Mittels der Dendrochronologie könnte das genaue Alter des Hauses bestimmt werden. Es ist die einzige naturwissenschaftliche Methode, die eine jahrgenaue Altersbestimmung ermöglicht, wann Hölzer gefällt worden sind.

Seinen Namen verdankt das historische Gebäude laut Bidlingmaier, eher nicht einem Wagenrad, sondern im Jahr 1895 wurde die Wirtschaft an den Wirt Jakob Rath verkauft, der, vielleicht der Namensgleichheit wegen, das Gasthaus umbenannte in »Zum Rad«.

Restaurierung möglich?

Bidlingmaier geht noch nicht von einem Faktum aus, dass das gesamte Gebäude abgerissen werden muss. Völlig zerstört ist nur der hintere Teil des Komplexes Richtung Martinskirche.

Für Konrad Berger wäre es wünschenswert, dass zumindest der vordere Teil des Hauses der an der Achse zwischen Markt- und Kelternplatz steht, erhalten bleibt. Bis jetzt ist es seiner Meinung nach allerdings eine Wunschvorstellung.

Auch bleibt laut Berger unklar, welche Auswirkungen dann eine Restaurierung des Gebäudes auf den Denkmalschutz hat. (GEA)