RIEDERICH.. Mit Venedig ist Riederich nicht zu vergleichen, aber immerhin liegen zwölf Fußgängerstege und Brücken über die Erms und den Brühlbach im Verantwortungsbereich der Gemeinde. Das bringt mit Blick auf die Verkehrssicherung Pflichten mit sich: Alle sechs Jahre müssen die Bauwerke nach exakt festgelegten Standards auf Standsicherheit, Verkehrssicherheit und Dauerhaftigkeit ausgiebig untersucht werden. »Eine diffizile Aufgabe«, wie Bürgermeister Tobias Pokrop in der jüngsten Gemeinderatsitzung klarstellte. Deshalb wurde das Büro Tragewerkeplus aus Reutlingen mit der Hauptprüfung beauftragt. Das Ergebnis: Die meisten Brücken sind laut Jochen Reusch in einem befriedigenden oder in einem guten Zustand – dabei handelt es sich um die Fußgängerstege Auchtertstraße und beim Gemeindehaus. »Das ist ein ordentliches bis gutes Ergebnis«, fasste der Ingenieur den Ist-Zustand zusammen.
Aber, das machte er den Gemeinderäten auch deutlich: »Man muss dranbleiben.« Das heißt in der Praxis: Die Mängel genau unter die Lupe nehmen, manchmal handele es sich um Kleinigkeiten wie Versätze am Ende der Brücke, die zur Stolperfalle werden. Oder das Geländer sei nicht mehr in Ordnung, auch einzelne Holzbohlen könnten nicht mehr intakt sein. Mit einem geringen Invest lasse sich unter Umständen vieles verbessern: »Wir müssen uns fragen, welche Stellschrauben bieten sich an, um den Zustand zu erhalten oder zu verbessern«, so Reusch. Kleine Arbeiten könnte der Bauhof übernehmen, etwas größere müssten vergeben werden und erweise sich ein Mangel als sehr kostenintensiv, werde der Gemeinderat informiert – so werde laut Bürgermeister Pokrop nach einer Detailanalyse weiterverfahren.
»Wir haben also nicht mehr viel Spielraum«
Die im Prinzip positive Bilanz trüben laut Jochen Reusch zwei Ausreißer mit der Note »nicht ausreichend«. Das sei zum einen der Fußgängersteg über die Erms auf dem Friedhof, da sei unter anderem die Abdichtung schadhaft und platze Beton ab. Deshalb empfehle er eine Zusatzuntersuchung für den Beton und je nach Ergebnis müsse man abwägen, ob eine Sanierung Sinn mache oder ein Neubau notwendig sei. Der Gemeinderat war sich einig und stimmte dem Verfahren zu.
Anders sehe es bei der Brücke über den Brühlbach in der Bachstraße aus: »Sie weist starke Schädigungen an vielen Bauteilen auf«, teilte Fachmann Reusch mit. Mit Folgen: »Das Thema Sanierung wird schwierig.« Eine akute Einsturzgefahr bestehe nicht, erst bei einer Note von 3,5 müssten Sofortmaßnahmen eingeleitet werden – die Brühlbach-Brücke wird nach der Untersuchung mit 3,3 eingestuft. »Wir haben also nicht mehr viel Spielraum.« Gemeinderat Ulrich Büttel zeigte sich geschockt, dass eine Brücke 50 Jahre nach dem Bau bereits ein Sanierungsfall sei – die Brücken der Römer würden seit über 2000 Jahren halten. Das große Thema der neuen Brücken sei der Beton, klärte Reusch auf und wenn der auf Streusalz treffe, könne es durchaus zu Schäden kommen. Das Ingenieurbüro Tragwerkeplus wurde vom Gemeinderat einstimmig beauftragt, eine neue Brücke an dieser Stelle über den Brühlbach zu planen. (GEA)