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Blues Brothers in Metzingen: Zwei liebenswerte Gauner auf dem Mofa

Blues Brothers erhalten »Standing Ovations« in der ausverkauften Metzinger Stadthalle.

Markus Michalik (rechts) und Martin Theurer »mischten« als »Blues Brothers« die Stadthalle auf.  FOTO: PFEIFFER
Markus Michalik (rechts) und Martin Theurer »mischten« als »Blues Brothers« die Stadthalle auf. FOTO: PFEIFFER
Markus Michalik (rechts) und Martin Theurer »mischten« als »Blues Brothers« die Stadthalle auf. FOTO: PFEIFFER

METZINGEN. Als es am Ende in der Metzinger Stadthalle keinen mehr auf den Sitzen hielt, riefen Jake und Elwood immer wieder ins Publikum: »Metzinga, könned ihr no?«. Und Metzingen konnte noch. Und die Ensembletruppe der Württembergischen Landesbühne (WLB) lieferte mit »Gimme some lovin« und »Soul Man« zwei Zugaben.

Wer vielleicht noch Zweifel hatte, ob die Bühnenversion des legendären Filmklassikers von John Landis aus dem Jahre 1980 funktionieren kann, der war schon nach wenigen Minuten überzeugt: Ein schwäbisch schwätzendes Duo auf einem Roadtrip durchs Ländle. Martin Theurer spielt den Elmar (Elwood Blues) der seinen Bruder Hans (Jake Blues), gespielt von Markus Michalik in Stammheim vom Knast abholt, aber nicht wie im Film im schwarzen Cadillac sondern auf einem getunten Mofa, das 80 Sachen macht. Das Ganze spielt nämlich im schwäbischen Kernland im Jahre 1979.

5.000 Mark Steuerschulden

Hans und Elmar Eisele – alias »Jake und Elwood Blues« – haben es vom Knabenchor des katholischen Kinderheims zu Berühmtheiten der schwäbischen Bluesmusikszene gebracht. Trotzdem sind sie ständig pleite und haben des Öfteren Ärger mit der Obrigkeit. Nach der Haftentlassung von Hans führt sie der Weg in das Waisenhaus ihrer Kindheit, St. Hildegard en Schwieberdingen-Weschd. Dort hat die Mutter Oberin ein Problem: 5.000 Mark Steuerschulden. Wenn sie nicht bezahlen kann, dann verkauft der Erzbischof das Haus ans Kultusministerium.

Bei einem Gospelgottesdienst von Reverend Häberle im weltoffenen Geist des Pietismus in der Baptistenkirche in Albstadt-Eberstadt hat Hans die Erleuchtung: Die alte Band, die »Blues Brothers« müssen für ein Benefizkonzert reanimiert werden. Und so machen sich die beiden Jungs, mit Mofa und passendem Fuchsschwanz daran, auf den »Roadtrip through the Länd« wie das Stück im Untertitel lautet. Und dies im Auftrag des Herrn.

Es bleibt nur die Flucht

Regisseur Andreas Kloos gelingt mit der Inszenierung des Kultfilms eine »Eingemeindung« der besonderen Art. Kloos weiß, dass ein paar coole rotzige Dialektsprüche nicht reichen, damit das Stück funktioniert. Und so sind die über die Jahrzehnte gespielten Songs des Films und zu Klassikern gereift, dabei und bilden das Salz in der Suppe: Edgar Müller Lechermann hat sie für das sangesfrohe Ensemble arrangiert und spielt selbst mit in der sechsköpfigen Live-Band.

Auf dem Weg durch die Provinz, um die alten Bandkollegen zusammenzutrommeln, bekommen es Hans und Elmar mit der Polizei zu tun, da Elmar seinen eingezogenen Führerschein gefälscht hat. Es bleibt nur die Flucht.

Als Ordnungshüter ist Antonio Lallo komisch, manches hätte es nicht bedurft, etwa das Blaulicht auf der grünen Polizeimütze. Oliver Moumouris treibt als Bob, Chef des Country-Bunkers, den Zuschauern mit seinen liebeshungrigen Gesten dem Publikum die Tränen in die Augen, sein Blues-Gesang begeistert und sein tänzerisches Vermögen ebenfalls. Feline Zimmermann entführt das Publikum in die Welt der American Diner, auch wenn die Burger im Kirchheimer Industriegebiet schlicht und einfach Fleischküchle heißt. Comedy pur liefert Kim Patrick Biele als Kellner wie als Finanzbeamter. Eva Dorlaß und Franziska Theiner punkten als Soul-Girls und Restaurantgäste. Theiner zudem als Mutter Oberin.

Steuerschuld bar beglichen

Von Hans’ rachsüchtiger verflossener Geliebter Ingrid verfolgt, herrscht Chaos, wo immer die beiden Blues Brothers auftauchen. Die chaotischen, aber liebenswerten Schwerenöter mit Anzug und Sonnenbrille auf ihrer Mission zu begleiten, macht einfach einen Heidenspaß.

Getragen wird das Stück aber nicht allein wegen der starken Musiktitel wie »Everybody Needs Somebody to Love«, »Think« oder »Shake a Tail Feather«, sondern von den beiden Protagonisten Michalik und Theuer, die Motor dieses Stücks sind. Tänzerisch top und auch gesanglich stets auf der Höhe.

Höhepunkt dann der Auftritt der Blues Brothers im Ochsen in Nagold an der Nagold, der nicht nur das erhoffte Geld, sondern noch einen Plattenvertrag einbringt. Doch die Polizei ist schon da. Clever wie sie sind, schaffen es die Brüder gerade noch, die Steuerschuld bar zu bezahlen, bevor sie verhaftet werden. Das große Finale findet dann im Knast statt, wo zur großen Freude des Publikums der »Jailhouse Rock« intoniert wird. (ber)