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Bebauungsplan für Metzinger Kombibad aufgestellt

Der Plan ist die rechtliche Basis für das rund 70 Millionen Euro teure Bad im Freizeitgelände Bongertwasen. Die Grünen stimmten im Gemeinderat dagegen, vor allem aus finanziellen Gründen.

Der Eingangsvorplatz vor dem Kombibad im Bongertwasen.
Der Eingangsvorplatz vor dem Kombibad im Bongertwasen. Foto: Krieger Architekten / Ingenieure
Der Eingangsvorplatz vor dem Kombibad im Bongertwasen.
Foto: Krieger Architekten / Ingenieure

METZINGEN. Aller Gegenwind aus den Reihen der vier anwesenden Grünen änderte nichts: Mit großer Mehrheit hat der Metzinger Gemeinderat am Donnerstag beschlossen, einen Bebauungsplan für das Ganzjahresbad im Freizeitgelände Bongertwasen aufzustellen. Der Plan ist 30 Seiten dick, hinzu kommen unter anderem 100 Seiten Umweltbericht, 60 Seiten Artenschutzgutachten, 17 Seiten Habitatpotenzial-Analyse und 38 Seiten Streuobstmaßnahmenkonzept, denn es geht mitentscheidend darum, wie sich das Bad in die Landschaft mit ihren Obstbäumen und ihrer Tierwelt einfügen und diese schonen wird.

Das gewaltige bürokratische Machwerk hinderte die Grünen nicht daran, das knapp 70 Millionen Euro teure Großprojekt als Gesamtes erneut infrage zu stellen. Vor allem aus finanziellen Gründen. »Nach wie vor halten wir das Bad für Metzinger Verhältnisse zu groß und auch zu teuer«, befand Dr. Markus Schenk und verwies auf die »nicht so gute gesamtwirtschaftliche Perspektive«. Der städtische Haushalt 2024 weise rund 7,4 Millionen Euro Defizit auf, »auch die Folgejahre bis 2028 werden voraussichtlich defizitär«.

Kein Schwimmunterricht für Erstklässler mehr?

Das war indes bei der mehrheitlichen Vergabe des Kombibad-Baus an den Lokalmatador Gottlob Brodbeck Bauunternehmung Mitte Mai 2024 nicht anders. Die Stadtverwaltung um OB Carmen Haberstroh und Kämmerer Patrick Lehmann ging trotzdem davon aus, dass die gewaltige Investition in die Zukunft der Schwimmenden finanziell tragbar ist, den Haushalt also nicht in Schieflage bringen wird. Trotz Bad und anderer Großinvestitionen »liegen wir deutlich über der gesetzlichen Mindestliquidität und gehen 2029/30 von einem positiven ordentlichen Haushaltsergebnis aus«, sagte Lehmann damals im Gemeinderat.

An das  25 Meter lange Schwimm- und Sportbecken innen wird eine Ein- und  Dreimeter-Sprunganlage angebaut.
An das 25 Meter lange Schwimm- und Sportbecken innen wird eine Ein- und Dreimeter-Sprunganlage angebaut. Foto: Krieger Architekten / Ingenieure
An das 25 Meter lange Schwimm- und Sportbecken innen wird eine Ein- und Dreimeter-Sprunganlage angebaut.
Foto: Krieger Architekten / Ingenieure

Auch das Regierungspräsidium Tübingen als Rechtsaufsichtsbehörde der Großen Kreisstadt Metzingen ging im August 2024 davon aus, dass der Nachtragswirtschaftsplan der Stadtwerke, der das Großprojekt enthält, rechtmäßig ist. Die Werke als Betreiber des Bads müssen für den Bau 48,5 Millionen Euro Kredit aufnehmen.

Mitte November 2018 hatte eine 70-Prozent-Mehrheit im Bürgerentscheid für das Kombibad im Bongertwasen gestimmt. Im Mai 2019 folgte die Gemeinderatsmehrheit, legte ein Raumprogramm fest, das als Schnittmenge aus einem breit angelegten, und vorbildlich geführten Bürger-, Schul- und Vereinsbeteiligungsprozess gelten kann. Es stammt allerdings noch aus der wirtschaftlich günstigeren Vorcorona-Zeit. Wegen der folgenden finanziellen Enge hat man das Bad etwas abgespeckt.

Die Übernachtungssteuer soll das Defizit des Kombibads  abmildern, das frühestens Ende 2028 in Betrieb gehen wird.
Die Übernachtungssteuer soll das Defizit des Kombibads abmildern, das frühestens Ende 2028 in Betrieb gehen wird. Foto: Krieger Architekten I Ingenieure
Die Übernachtungssteuer soll das Defizit des Kombibads abmildern, das frühestens Ende 2028 in Betrieb gehen wird.
Foto: Krieger Architekten I Ingenieure

Die weithin schweigende Mehrheit brachte den Bebauungsplan für das Bad (Stefan Köhler, FWV: »eine 24-Stunden-Lektüre«) auch unter den heutigen Vorzeichen auf den Weg. SPD-Rat und Lehrer Alexander Hack enthielt sich, wie auch zwei weitere Räte. Hack fürchtete, dass die Erstklässler der Sieben-Keltern-Schule das Schwimmen nicht mehr lernen werden, wenn sie kein Bad mehr neben der Schulhaustür liegen haben werden. Das dortige Hallenbad ist allerdings ebenso beengt wie sanierungsbedürftig und kann jederzeit ausfallen.

Einbettung in die Landschaft

Kritik am jetzt aufgestellten Bebauungsplan kam am Rand der jetzigen Gemeinderatssitzung auch vom Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND). »Der vorgelegte Vorentwurf des Bebauungsplans zeigt den immensen Flächenverbrauch des Bades, insbesondere auch durch die 250 PKW-Parkplätze und den zusätzlichen Wohnmobilstellplatz«, monierte Dr. Andreas Weber von der BUND-Gruppe Metzingen. Das Grafenberger Freiraumplanungsbüro Sigmund möchte das recht flach anmutende Kombibad indes harmonisch in die bestehende Landschaft mit ihren verschiedenen Höhenstufen einbetten, mehrere Stadträte haben das vor der Vergabe des Baus ausdrücklich gelobt.

Das Ganzjahresbad im Bongertwasen, das das Hallen- und das Freibad ersetzen und mehr Fläche als diese für das Schul- und Vereinsschwimmen bieten wird, soll nach dem letzten Stand der Dinge Ende 2029 in Betrieb gehen. Gebaut werden auch Entspannungsbecken innen und außen, eine großzügige Saunalandschaft und eine ebenso geräumige Gastronomie. Beide sollen das Defizit des Bads abmildern. (GEA)