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Bad Urach schafft beim Bibersee eine Ausgleichsfläche

2027 ist Gartenschau in Bad Urach. Deshalb wird das Kurgebiet umgebaut. Als Ausgleichsfläche hat die Stadt jetzt eine Wiese oberhalb des Bibersees »umgebaut«. Wie das geht und wer davon profitieren soll.

Oberhalb des Uracher Bibersees wird eine Ausgleichsfläche angelegt. Hier bringt Roland Brantner aus Friolzheim (2. von links) mi
Oberhalb des Uracher Bibersees wird eine Ausgleichsfläche angelegt. Hier bringt Roland Brantner aus Friolzheim (2. von links) mit seinem Mitarbeitern Stephan Stadler (links) und Smajl Cekaj kleine Weidenröschen in den Boden. Sie sind wichtige Futterpflanzen für die Raupen des Nachtkerzenschwärmers. Foto: Andreas Fink
Oberhalb des Uracher Bibersees wird eine Ausgleichsfläche angelegt. Hier bringt Roland Brantner aus Friolzheim (2. von links) mit seinem Mitarbeitern Stephan Stadler (links) und Smajl Cekaj kleine Weidenröschen in den Boden. Sie sind wichtige Futterpflanzen für die Raupen des Nachtkerzenschwärmers.
Foto: Andreas Fink

BAD URACH. Kein Eingriff in die Natur ohne Ausgleich - vor allem bei einem Projekt, bei dem das Thema Ökologie groß geschrieben wird wie bei der Gartenschau 2027. In diesem Zusammenhang wird der Kurpark umgebaut. Erste Bäume wurden schon im Winter gefällt, jetzt und in nächster Zeit wird an ganz vielen Stellen gebuddelt. Deshalb die Ausgleichsflächen. So eine entsteht gerade oberhalb des Bibersees zwischen Bad Urach und Seeburg bei der Georgenau unterhalb des Hohenwittlingen.

Hier wird nicht irgendein Grünzeug gepflanzt, sondern eine ganz besondere Pflanze: Das Zottige Weidenröschen, lateinisch Epilobium hirsutum, ist eine wichtige Futterpflanze für die Raupen des Nachtkerzenschwärmers. Der Nachtfalter hat es in einer von intensiver Landwirtschaft geprägten Landschaft nicht leicht und genießt deshalb EU-weiten Schutzstatus. Für ihn - genauer: für seine Raupen - wird jetzt oberhalb des Bibersees ein Habitat geschaffen.

Die Arbeiten liegen in der Hand von Roland Brantner, der in Friolzheim (in der Nähe von Pforzheim) einen Zehn-Mann-Garten- und Landschaftsbau-Betrieb hat. Die Pflanzen hat er in seinem Betrieb angebaut und jetzt ins Ermstal mitgebracht. Bevor der Landschaftsbauer angefangen hat, wurde die Fläche vom Biberbeauftragten des Landkreises Reutlingen, Dr. Albrecht Gorthner, gemäht. Anschließend kümmerte sich Markus Mayer vom Sonnenhof in Wittlingen zusammen mit einem Azubi um das Abräumen des Schnittguts.

»Die Fläche eignet sich sehr gut für das Anlegen dieser Ausgleichsfläche«, sagt Roland Brantner. Der Standort hat alles, was das Zottige Weidenröschen mag. Das braucht vor allem: Wasser. Das hat's hier selbst in Trockenzeiten genug - die Erms fließt direkt daneben vorbei. Wenn die mal besonders viel Wasser führt und überläuft beziehungsweise den Bibersee mal wieder so groß macht, dass er in Richtung der Georgenau-Häuser »wächst«, ist das auch kein Problem: Die Pflanze mag Wasser und wächst auch, wenn sie regelmäßig nasse Füße kriegt.

Bevor Roland Brantner mit seinen Mitarbeitern Smajl Cekaj und Stephan Stadler die Stauden in den Boden brachte, hat er die Wiese in einem »Schachbrettmuster« 25 bis 30 Zentimeter tief aufgefräst. Die Pflanz-Felder sind je 1,50 Meter breit. Die Wiese ist rund 2.800 Quadratmeter groß und bietet damit Platz für rund tausend Staudenpflanzen. Wenn die im Boden sind, ist die Arbeit für die Gartenbauer aus dem Nordschwarzwald noch nicht beendet. Erst müssen die gut zwanzig Zentimeter hohen Pflanzen angegossen werden. In diesem Fall kein Problem: Die Gartenbauer ziehen das Wasser aus der Erms.

Dann dürfen sie wachsen. Möglichst ungestört von ganz normalen Gräsern. Die werden zumindest in den ersten zwei Jahren gemäht - deshalb das Schachbrettmuster. Je größer die jetzt eingepflanzten Stauden werden, desto kleiner wird der Konkurrenzdruck durch das umgebende Gras. Wenn sich das Zottige Weideröschen erst mal auf der Wiese beim Bibersee verbreitet hat, wird sie zwar im Sommer purpurfarben leuchten, das Insekt, für dessen Raupen sie angelegt wurde, ist aber vor allem in der Dämmerung und nachts aktiv. (GEA)