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Aktuell Ehrung

Bürgermedaille für Ulrike Sippli und Lilli Reusch aus Metzingen

Oberbürgermeisterin Carmen Haberstroh hat sie ausgezeichnet. Wie sich die beiden Langzeit-Aktiven im Gemeinwesen hervorgetan haben.

Lilli Reusch und Ulrike Sippli (von links) bekommen von Metzingens OB Carmen Haberstroh im Neuhäuser Bindhof die Bürgermedaille
Lilli Reusch und Ulrike Sippli (von links) bekommen von Metzingens OB Carmen Haberstroh im Neuhäuser Bindhof die Bürgermedaille verliehen. Foto: Schanz
Lilli Reusch und Ulrike Sippli (von links) bekommen von Metzingens OB Carmen Haberstroh im Neuhäuser Bindhof die Bürgermedaille verliehen. Foto: Schanz

METZINGEN-NEUHAUSEN. Mit Auszeichnungen ist unsere Gesellschaft heute oft schnell zur Hand. Dies gilt sicher nicht für die Bürgermedaille der Stadt Metzingen. In 43 Jahren wurde sie erst 20 Mal vergeben, wie Oberbürgermeisterin Carmen Haberstroh am Mittwochabend im Bindhof in Neuhausen feststellte. Der Bindhof wurde bewusst als Ort der Laudatio ausgesucht, da sowohl Ulrike Sippli als auch Lilli Reusch eine besondere Beziehung zu Neuhausen haben: Reusch als Ortschaftsrätin und Sippli als Aktive im Turnverein.

»Seit mehr als 40 Jahren setzen Sie sich für unterschiedliche Belange ein, eine beeindruckende Leistung«, sagte Haberstroh an Ulrike Sippli gerichtet. Geprägt vom Kriegsende und den Nachkriegsjahren sei die 1943 Geborene in Würzburg aufgewachsen, erlernte den Beruf einer Kauffrau, heiratete und zog 1972 mit der Familie nach Metzingen.

»Seit mehr als 40 Jahren setzen Sie sich für unterschiedliche Belange ein - eine beeindruckende Leistung«

1985 begann sie ihren politischen Weg in der SPD im Gemeinderat. »Mit 39 Jahren in diesem Gremium sind Sie ein echtes Urgestein«, so die OB. Die Schwerpunktthemen reichten von sozialen Fragen, Verkehrspolitik über Vereine, Jugend und Kultur bis zur Altenbetreuung.

1998 übernahm Sippli den Vorsitz in der Arbeiterwohlfahrt (AWO), organisierte Veranstaltungen wie die jährliche Weihnachtsfeier in der Festkelter. »Dies alles zeigt ihre Hingabe für die Menschen«, betonte Haberstroh. »Sie haben viel bewegt in Metzingen, angefangen als Gymnastiklehrerin bis zur Familienbildungsarbeit der Evangelischen Kirche«.

»Engagiert und geradlinig - Sie haben vor allem in Neuhausen Spuren hinterlassen«

»Engagiert und geradlinig« nannte die Oberbürgermeisterin Lilli Reusch, die 25 Jahre in der Kommunalpolitik aktiv war. »Sie haben vor allem in Neuhausen Spuren hinterlassen.« 1957 in Metzingen geboren und in Kohlberg aufgewachsen erlernte sie den Beruf der Drogistin, heiratete 1974 einen Neuhäuser und zog in den Metzinger Teilort. 1999 wurde Reusch in den Ortschaftsrat gewählt, dem sie bis 2019 angehörte. Von 2009 an stand sie laut Haberstroh an der Spitze des Gremiums.

"Sie setzten sich für Familien, die Landwirtschaft und die Vereinsförderung ein. Dabei war Ihnen stets an pragmatischen Lösungen gelegen. Besonders am Herzen sei Lilli Reusch die Sanierung der Inneren Kelter gelegen. Als auf Veranlassung des Ortschaftsrats im Jahr 2000 der Kelternverein Neuhausen gegründet wurde, wählten sie die Mitglieder zur Vorsitzenden. Zehn Jahre stand Reusch an der Spitze des Vereins, wobei die Sanierung des Dachs der Kelter ein Meilenstein gewesen sei. Dem Metzinger Gemeinderat gehörte sie als Mitglieder der Freien Wähler von 2009 bis 2024 an – zudem war sie Mitglied im Kreistag von 2014 bis 2024.

»Etwas für die Menschen zu tun, war Ihnen ein persönliches Anliegen, nicht Pflicht«

Von gegenseitiger Achtung und Qualität, ja gar von Zuneigung war nach den Worten von Gerhard Laib (AWO) die Zusammenarbeit mit Ulrike Sippli geprägt. »Ihr Anliegen war es, etwas für die Menschen zu tun und dies nicht als Pflicht, sondern als persönliches Anliegen.« Besonders das Ausrichten der jährlichen Adventsfeier des Vereins sei ihr am Herzen gelegen, den Teilnehmenden ein paar schöne Stunden zu bereiten, um dann in glückliche und dankbare Augen zu blicken. »Danke für die vielen schönen Momente, Du hast die Bürgermedaille verdient«, schloss Laib seine Laudatio.

Neuhausens Ortsvorsteher Günter Hau sprach von einem "Erstlingswerk" bei Lilli Reusch, der ersten Frau im Ortschaftsrat: "Bedingt durch die Entscheidung 1996 den Bindhof zum Dorfgemeinschaftshaus umzubauen, hatte die Innere Kelter als Alternative ein Schattendasein auf lange Sicht vor sich. Der damalige Ortsvorsteher Friedemann Salzer hatte die Idee, einen Förderverein zum Erhalt und Ausbau dieser Kelter zu gründen. Das war laut Hau für Lilli Reusch der Startschuss, sich sowohl beim Umbau des Bindhofs, als auch bei der weiteren Gestaltung der Inneren Kelter aktiv einzubringen.

»Sie haben mit Ihrem Engagement die Innere Kelter aus ihrem Schattendasein geholt «

»Lilli Reusch holte mit ihrem Engagement die Innere Kelter aus ihrem Schattendasein. Sie hatte die Idee, einen Osterbasar ins Leben zu rufen. Das wurde bis heute ein voller Erfolg. Jährlich können so Mittel zum Erhalt der Kelter erwirtschaftet werden.« Als ehemalige Kohlbergerin habe sie zudem erkannt, dass man erst mit dem Besitz eines Weinbergs zur echten Neuhäuserin werde. Sie erlernte das Handwerk des Weinbaus, schulte um von der Drogistin zur Weinverkäuferin in der Vinothek und engagierte sich neben dem Ortschafts- nun auch noch im Gemeinderat und Kreistag.

Hau ließ Reuschs Einsatz bei der Ausweisung des Baugebiets Braike-Wangen nicht unerwähnt. Anstelle eines riesigen Distributionszentrums für die Firma Boss konnten dort eine Vielzahl von kleineren Industriebetrieben und Handwerkern ansiedeln. Nach der Entscheidung des Gemeinderats gegen den vom Ortschaftsrat vorgeschlagenen Kreisverkehr entschloss sich Lilli Reusch, nicht mehr für den Ortschaftsrat zu kandidieren. Sie konnte jedoch sowohl bei der Wahl zum Gemeinderat als auch zum Kreistag herausragende Wahlergebnisse erzielen: »Ein Zeichen ihrer Wertschätzung durch die Bevölkerung. Ihr Herzblut schlägt für Neuhausen«, betonte Hau.

»Ich bin 1986 als Nachrückerin in eine gut funktionierende SPD gekommen«

Völlig überwältigt zeigte sich Ulrike Sippli von der Ehrung und von den vielen Weggefährten, wie Oberbürgermeister Gotthard Herzig oder dem ehemaligen Bürgermeister Dieter Feucht, die ihretwegen gekommen waren. Sie, die vier Oberbürgermeister als Gemeinderätin erlebt hatte, ging noch einmal in einer Tour de Force durch vier Jahrzehnte Stadtpolitik: »Ich bin 1986 als Nachrückerin in eine gut funktionierende SPD gekommen, habe den Durchbruch an der Nürtinger Straße begleitet, das neue Rathaus entstehen sehen, das Wachsen der Outletcity erlebt bis zum Bau des neuen Feuerwehrmagazins«.

Ihr Dank galt Carmen Haberstroh, die sie als Glücksfall für die Stadt bezeichnete, und ihrem Mann für seine Unterstützung. Lilli Reuschs Dank galt der Familie und allen Wegbegleitern: »Bleibet g'sond«, lautete ihr abschließender Gruß an die Gäste. (GEA)