DETTINGEN. Die Lust aufs Lesen zu wecken, wird in finanziell angespannten Zeiten immer schwerer. Doch Dettingens Büchereileiterin Sabine Makram ist sich sicher, diese freiwillige Leistung der Gemeinde weiter engagiert nachkommen zu können. Als eine der wichtigsten Leistungen der Bücherei sieht sie die Leseförderung an, der in Dettingen bereits um den dritten Geburtstag herum mit der Ausgabe einer Lesetasche startet, über Schnuppertermine in der Bücherei im Kindergartenalter weitergeht und erst viele Jahre später mit dem Austritt aus der Schule endet. Dann, so die Fachfrau, hätten die Schüler in der Regel zehn Autoren live erlebt. Zum Teil sind sogar Autoren mit ihren Werken zu Gast, die Thema der Haupt- oder Realschulprüfung sind.
»Diese Autorenbegegnungen sind wichtig und werden beibehalten«, macht Sabine Makram deutlich, auch wenn das ein mehr an Aufwand für sie bedeutet. Denn vieles, was die Bücherei über das reine Ausleihen von Medien anbiete, könne zwar über verschiedene Fördertöpfe mitfinanziert werden. Aber: Die Beantragung sei unfassbar aufwändig und kompliziert. Die Situation sei schwierig und der Druck groß: »Ich muss jetzt für das nächste Jahr verbindlich planen«, beschreibt sie die Situation. »Doch es ist nicht klar, wie viel Mittel im Haushalt bereitstehen und Fördermittel zur Verfügung stehen.« Was vermehrt ins Auge gefasst werde, um die Kosten für die Gemeinde zu reduzieren, sei laut Kulturamtsleiterin Ulrike Müller die Suche nach Sponsoren. So werde bereits seit vielen Jahren die Kindertheater-Reihe von der Volksbank Ermstal-Alb finanziell unterstützt.
Mit blauen Auge davongekommen
Der Terminkalender für das laufende Jahr füllt sich zunehmend, Klassenbesuche, Autorenlesungen und Ausstellungen wie auch das Kindertheater finden weiter statt. Und, was laut Sabine Makram ebenfalls hervorragend klappe, sei die Kooperation mit der Volkshochschule und der örtlichen Bücherei Litera – im Herbst sind Lesungen geplant. Der Veranstaltungsetat konnte bei der akribischen Durchforstung des Haushalts durch den Gemeinderat für 2025 nicht gekürzt werden: »Die Verträge waren ja geschlossen«, so die Büchereileiterin. Was aber erheblich beschnitten wurde, war der Betrag für die Medien, der bei 10.000 Euro – »das absolute Minimum«, so Kulturamtsleiterin Müller - statt wie sonst üblich bei 17.000 Euro liegt. Das schmerze, gibt Sabine Makram zu, dennoch sei die Bücherei mit einem blauen Auge davongekommen. Denn, so ihre Einschätzung, die Gemeinderäte seien sich der Bedeutung der Bücherei für die Gemeinde bewusst.
Der geringere Etat habe jedoch durchaus Auswirkungen für die Dettinger Büchereinutzer von jung bis alt – die älteste Nutzerin ist 97 Jahre: Einige Zeitungsabos wurden ebenso gekündigt wie das digitale Brockhaus-Lexikon. Vor allem im Erwachsenenbereich müssten die Anschaffungen reduziert werden und könnten nicht mehr so viele aktuelle Romane wie bisher vorgehalten werden und wenn, dann in einfacher Ausführung. Dies würde zu Wartezeiten führen und da auch die Auswahl an aktuellen Medien geringer werde, rechnet Sabine Makram mit Konsequenzen: »Wir werden sicher Leser verlieren.«
Bereits im vergangenen Jahr hatte die Bücherei unter der im Sommer verhängten Haushaltssperre zu leiden, doch zum großen Glück sei für Anschaffungen im Kinder- und Jugendbereich die Bürgerstiftung mit einer Spende von 2.000 Euro eingesprungen: »Wir konnten diesen Bereich, der das Herzstück und die Zukunft unserer Bücherei ist, fast ohne Einschränkungen fortführen«, freut sich Sabine Makram.
An 19 Stunden pro Woche ist die Bücherei geöffnet, dabei ist sie längst mehr als ein Ort der Ausleihe: Bei Kindern, Jugendlichen und auch Erwachsenen habe sie sich zu einem gemütlichen Aufenthaltsort entwickelt. Sabine Makram spricht von einem öffentlichen Wohnzimmer, in dem die Menschen lernen, arbeiten, spielen, in Büchern stöbern oder Zeitung lesen. Durchschnittlich etwa 30 Personen benutzen sie täglich zur klassischen Ausleihe, zusätzlich kamen im Schnitt 15 Dettinger zu Besuch. Kulturamtsleiterin Ulrike Müller sprach von einer Willkommenskultur, die Sabine Makram im Lauf der Jahre geschaffen habe und so solle es auch in finanziell schweren Zeiten bleiben: »Die Bücherei ist etwas ganz, ganz wichtiges.« (GEA)