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Aktuell Neckar/Erms

Aus großer Freude an der Natur

VON HEINER KELLER

NEUFFEN/DETTINGEN. König Zufall hat das Ganze ins Rollen gebracht. 2001 war es, als Günter Dobry aus Neuffen beim Skifahren Leute kennenlernte, die bei der Heidelberger Zement AG beschäftigt waren. Man kam ins Gespräch, entdeckte dabei, dass »die Heidelberger« in Dobrys Heimatort in gewisser Weise stets präsent sind, gehörte ihnen doch der Steinbruch »Hörnle«. Dobry erfährt, dass das Unternehmen den Steinbruch durchaus veräußern würde.

Eine Idee wird geboren: Warum nicht den Steinbruch samt dem Wald drum herum kaufen? Das war 2001. Günter Dobry sucht im Laufe der Zeit das Gespräch mit den Verantwortlichen bei Heidelberger Zement, er wendet sich an die Stadt Neuffen ebenso wie an die Ortsgruppe des Naturschutzbunds Deutschland (Nabu). Zweifel kommen dort auf, Zweifel werden zerstreut. Verbrieftes Vorkaufsrecht von Stadt oder Land wird nicht wahrgenommen, Dobry bleibt an der Sache dran - schließlich ist es im Sommer 2008 soweit. Der heute 51-jährige einigt sich mit dem Unternehmen und erwirbt 27 Hektar: sozusagen das ganze »Hörnle«.

Das hat schon eine schöne Stange Geld gekostet, doch es war »kein Vermögen«, wie Dobry sagt. Es sei keineswegs so gewesen, dass das Unternehmen »um jeden Preis« habe verkaufen wollen, stellt Dobry klar. Doch als sich die Chance bot, sei man sich unter Einbeziehung aller wichtigen öffentlichen Institutionen rasch handelseinig geworden.

Schon in den Jahren zuvor, als er sich vorstellen konnte, Besitzer des Steinbruchs zu werden, hat er mit der Familie darüber gesprochen, denn ein solch nicht alltäglicher Kauf verpflichtet. Das ist ein Projekt über Generationen.

»Ich bin sehr naturverbunden und freue mich an der Landschaft des Albtraufs«, sagt Günter Dobry. Dass der Steinbruch heute ein Refugium für bedrohte Arten wie zum Beispiel die Gelbbauchunke ist, das wird so bleiben. Für Günter Dobry ist dies erste Verpflichtung, die ihm aus seinem neuen Eigentum erwächst. Auch das Naturschutzrecht lässt da keinen Spielraum. 150 Vogelarten sind am »Hörnle« nachgewiesen, das seit 1997 Naturschutzgebiet ist. Schon von Weitem ist hoch oben in der Wand der luftige Horst des Wanderfalken auszumachen, der dort ungestört seine Brut aufziehen kann. Hie und da lässt sich der Uhu im Steinbruch blicken. Auch wegen seiner verschiedenen Lebensräume ist das »Hörnle« ein Kleinod: Kalkfelswände, Feuchtgebiete, Felskopfflora und -fauna sowie Hangbuchenwald charakterisieren die Landschaft.

Zu tun gibt es für Günter Dobry am »Hörnle« genug. Gerade ist er dabei, den drei Kilometer langen Zaun, der das Gelände umgibt, freizuschneiden und wo nötig auszubessern. Denn immer wieder verschaffen sich uneinsichtige Zeitgenossen Zutritt zum Gelände. Das kann richtig teuer werden - das Naturschutzgesetz versteht da keinen Spaß. (GEA)