DETTINGEN. Das Dettinger Heimatmuseum öffnet am Sonntag, 15. Juni, von 11 bis 17 Uhr seine Tür. Der Arbeitskreis Museum und Brauchtum lädt zu einem Besuch ein. Mit einem kleinen Festakt um 11 Uhr wird das nun mit zwei bronzenen Glocken komplettierte ehemalige mechanische Uhrwerk der Uhlandschule vorgestellt. Trompetenklänge und Redebeiträge zur über 100 Jahre währenden Geschichte der einstigen Uhrenanlage umrahmen die Veranstaltung. Die Ulmer Turmuhrenfabrik Philipp Hörz fertigte im Jahr 1914 das Meisterwerk der Feinmechanik. Nach der Feier sind die Besucher eingeladen, sich mit Rahmkuchen aus dem Backhäusle zu verköstigen und auf Dettingens »kleinstem Festplatz« einzurichten.
Zu sehen ist auch die aktuelle Sonderausstellung »Von der Kunst der Handarbeit« im zweiten Stock. Präsentiert werden vielfältige Arbeiten in den Techniken Stricken und Häkeln, Sticken und Occhi, auch Schiffchenarbeit genannt, und Klöppeln. Beim Klöppeln entstehen durch Verdrehen, Verkreuzen, Verknüpfen und Verschlingen mittels spindelförmiger, garnbestückter Spulen, vielerlei Spitzen von außergewöhnlicher Eleganz.
Dettingens kleinster Festplatz
Ab 13 Uhr führt Carla Müller-Sauer die aussterbende Handarbeitstechnik vor. Sie wurde vor Jahren auch in dieser Gegend ausgeübt und wird heutzutage fast nur noch im Erzgebirge gepflegt. Ihre Anfänge liegen rund 400 Jahre zurück und führen nach Italien. Es gibt über 40 Klöppeltechniken, und die Spitzen tragen klangvolle Namen wie zum Beispiel die Chantilly-Spitze aus dem Barockzeitalter, die »Fürstin der Spitzen« namens Duchesse und die Brüsseler Handklöppelspitze aus dem Rokoko, bekannt als die »Königin der Spitze«. Besucher können sich vom flinken Fingerspiel der erfahrenen Spezialistin verzaubern lassen und staunen, was einstmals Schönes von Hand gefertigt wurde.
»Von Hand« geht es weiter hinter dem kleinen Festplatz. Hier wird gezeigt, wie früher mit einer motorgetriebenen, fahrbaren Bandsägemaschine Brennholz für die Haushalte gesägt wurde.
Das Museum versteht sich zunehmend im Sinne eines Archivs, in dem einstige Arbeiten und Gegenstände des täglichen Lebens gesichert, bewahrt und zugänglich gemacht werden. Allein schon die fotografisch festgehaltene Welt wird öffentlich nur im Museum in wechselnden Großfotos präsentiert.
Aktive Bildungsarbeit
Seit Beginn der Museumstätigkeit behandeln Sonderausstellungen vorrangig örtliche Themen und legen so Zeugnis ab von aktiver Bildungsarbeit – etwa durch regelmäßige Führungen für Schüler oder Gruppen. Nicht umsonst wurde das Dettinger Museum mehrfach für seine Konzeption, Originalität und das Engagement seiner jungen Mitarbeiter ausgezeichnet. Die vielfältigen Einblicke im alten Handwerkerhaus – etwa ins ehemalige Schulgeschehen, die historische Küche, Stube, Schlafzimmer und der Besuch bei Tante Emma, beim Schuhmacher, Sattler und Wagner – rufen für viele Vergangenes ins Gedächtnis. Es sind ungeschminkte Alltagsbilder, die oft nur wenige Jahrzehnte zurückführen. Zurück aus vergangenen Zeiten erwartet die Besucher in der Kaffeestube Hausfrauenkuchen und Kaffee. (eg)