BAD URACH. Martin Länge ist es gewohnt, dass viele Menschen von weiter her in seine bio-zertifizierte Christbaumkultur Albtanne nach Bad Urach-Hengen kommen. Doch dass gleich ein ganzer Bus mit Journalisten und Bloggern von der ganzen Welt auftaucht, damit hätte er wohl nicht gerechnet. Demnach staunte er auch nicht schlecht, als er ein Anruf vom Uracher Tourismusmanagement bekam: Die Deutsche Zentrale für Tourismus (DZT) bietet immer wieder Presse-Highlight-Reisen in Deutschland für internationale Journalisten an. Unter der Kampagne »Embrace German Nature«, soll der Bus dieses Jahr auch auf der Schwäbischen Alb in Hengen halten.
Schon beim Ausstieg aus dem Bus wird klar: Die Besucher kommen wirklich aus aller Welt. Neben europäischen Gästen aus Polen, Dänemark, Frankreich, Schweden, Serbien und den Niederlanden, sind auch die Länder China und Kanada vertreten. Länge begrüßt dementsprechend die Gäste auf Englisch. Die Besucher zücken sofort ihre Kameras und Handys und fotografieren die verschneite Landschaft. Einige der Gäste tragen nur Turnschuhe. Davon lassen sich die internationalen Besucher aber nicht abhalten. Sie folgen Martin Länge in das Gelände der Christbaumkultur, das bis zu den Knöcheln mit Schnee bedeckt ist. Länge beginnt eine Führung durch die Christbäume und erklärt die Ursprünge der Albtanne. Doch weit kommt er nicht. Die Gäste bleiben immer wieder stehen und fotografieren die Tannenbäume. »Die sind nur am Fotografieren«, scherzt Länge.
»Der König der Tannenbäume kommt aus Dänemark zu uns: Das ist verrückt«
Rund 10 000 Bäume stehen auf der zwei Hektar großen Fläche. Vor 12 Jahren entstand die Idee, eine Weihnachtsbaumkultur einzurichten. Im Nebenerwerb betreibt Länge mit seiner Familie die Christbaumkultur. Für die internationalen Gäste gibt es eine hausgemachte Spezialität zum Verkosten: Fichtenspitzenlikör. In einer Tannenbaum-geformten Glasflasche präsentiert Länge den selbstgemachten Alkohol. Auch hier werden wieder die Kameras und Handys gezückt und einige schreiben eifrig auf ihren Blöcken mit. 40 Prozent Alkohol enthält das Genussgetränk. Dann dürfen die Gäste den Likör auch mal probieren. Maja Lunic, die in Serbien für die Deutsche Zentrale für Tourismus arbeitet, ist von der Spirituose begeistert: »Ich war zwar schon oft in Deutschland, aber sowas habe ich noch nicht getrunken. An diese Reise werde ich mich sicherlich wieder zurückerinnern«. Catherine Monbreault aus Paris scheint nicht ganz so überzeugt zu sein. »Der Likör schmeckt sehr medizinisch«, meint die Journalistin, die für das französische Magazin Luxe Tentations schreibt. Sie bevorzugt lieber ein anderes Getränk: »Der Glühwein ist sehr lecker«. Den habe sie schon auf dem Stuttgarter Weihnachtsmarkt getrunken. Auf den Glühwein muss Monbreault aber nicht verzichten. Denn Länge bietet auch Glühwein zum Aufwärmen an.
Öffnungszeiten Albtanne-Kultur
An allen Adventssonntagen sowie am 3. und 4. Adventssamstag können von 9 Uhr bis 16 Uhr Weihnachtsbäume selbst gesägt werden. (kug)
Während die einen sich am Feuer aufwärmen, sind die anderen immer noch mit Fotos machen beschäftigt. Auch der chinesische Redakteur Yao ist von dem Gelände begeistert:»Ich sehe heute zum ersten Mal eine Weihnachtsbaumkultur. Bei uns sind die Weihnachtsbäume vor allem aus Plastik«, sagt der Reisejournalist aus Peking. »Weihnachtsbäume scheinen in Deutschland sehr wichtig zu sein«, sagt auch Karen Temple aus Kanada. Sie habe zwar einen echten Weihnachtsbaum zu Hause in Ottawa stehen, aber das sei eher selten. »In Kanada gibt es außerdem keinen biologischen Anbau von Weihnachtsbäumen«, fügt die Redakteurin des Ottawa-Life Magazins hinzu.
»Bei uns sind die Weihnachtsbäume vor allem aus Plastik«
Doch viel Zeit zum Verweilen bleibt den Gästen nicht. Das Programm ist gut durchgeplant, weiß auch der Reiseleiter Gabor Köhler. Vier Tage reisen die Gäste durch Deutschland. Nach der Reise heißt es dann für die Journalisten: Ab ans Texte schreiben.
Martin Länge kann immer noch nicht ganz glauben, dass internationale Journalisten seine Weihnachtsbaumkultur besucht haben:»Der König der Tannenbäume kommt aus Dänemark zu uns: Das ist echt verrückt.«(GEA)