PLIEZHAUSEN. Der Begriff Wanderung war am Samstagnachmittag in Pliezhausen, Gniebel, Dörnach und Rübgarten vielleicht ein klein wenig hochgegriffen. Spaziergang zum Zwei-Eichen-Turm wäre wohl der passendere Ausdruck gewesen, aber wie hätte das geklungen: »Sternspaziergang« anlässlich der Eingemeindung von Dörnach, Rübgarten und Gniebel nach Pliezhausen. Egal.
»Ende der 1960er-Jahre sollte im Zuge der Zusammenlegung von Kommunen sogar noch Walddorf und Häslach mit uns zusammen zu einer Großkommune mit sechs Gemeinden vereinigt werden«, sagte Bürgermeister Christof Dold kurz vor dem Start der Sternwanderung in Pliezhausen. Das Vorhaben wurde aber nicht umgesetzt. Und: Rübgarten habe sich ja zunächst geweigert, eingemeindet zu werden.
Gniebel und Dörnach haben sich nach den Worten von Dold schon 1971 freiwillig entschlossen, mit Pliezhausen zusammenzugehen. Rübgarten hingegen sei 1975 vom Staatsgerichtshof verpflichtet worden, sich der größeren Gemeinde anzuschließen. Ob das jetzt nach 50 Jahren für die Rübgartener ein Grund zu feiern war? »Die Gemeinden sind zusammengewachsen, die meisten fühlen sich als Pliezhausener«, hatte der Bürgermeister gesagt.
»Die Gemeinden sind zusammengewachsen, die meisten fühlen sich als Pliezhausener«
Immerhin seien die politischen Versprechen von damals eingelöst worden, die Infrastruktur aller vier Kommunen sei auf- und ausgebaut worden, so Dold. Ohne den Zusammenschluss wäre nach den Worten des Bürgermeisters die Entwicklung in allen Ortsteilen nicht möglich gewesen. »Und das Zusammenwachsen wird weiter Thema sein im Land.«
»Bei uns hat jeder Ort seine Eigenart behalten und bereichert damit die Gesamtgemeinde«
Während vor 50 Jahren alle Gemeinden unter 2.000 Einwohnern eingemeindet werden sollten, weil sie vermeintlich nicht überlebensfähig waren, »sind es heute Kommunen mit bis zu 6.000 Einwohnern«. Tatsächlich stehe die Frage im Raum, ob kleinere Gemeinden die zahlreichen Aufgaben bei oftmals fehlendem Personal überhaupt noch bewältigen könnten.
Nach diesen Ausführungen des Pliezhäuser Rathauschefs machten sich rund 30 Personen auf den Weg den Berg hinauf zum Zwei-Eichen-Turm. Dabei handelt es sich um ein imposantes Bauwerk des Schwäbischen Albvereins, das in der Nähe des Hotels Schönbuch trotz seiner Höhe von 24 Metern den meisten nicht Eingeweihten verborgen bleibt. Der Turm war an diesem Nachmittag geöffnet, zahlreiche Besucherinnen und Besucher nutzten die Gelegenheit, den fantastischen Ausblick von oben zu genießen.
»Das Zusammenwachsen wird weiter Thema sein im Land«
Das Wetter zeigte sich ebenfalls von seiner besten Seite, die Sonne schien prall und satt vom Himmel, die Temperaturen waren sehr angenehm. Rund 70 Personen waren aus den vier Ortsteilen gekommen, um zusammen zu grillen »und ins Gespräch zu kommen«, wie Christof Dold es ausdrückte. Getränke und Feuer wurden zur Verfügung gestellt, Grillgut hatten die Gäste selbst mitbringen sollen.
»Bei uns hat jeder Ort seine Eigenart behalten und bereichert damit die Gesamtgemeinde«, so Dold. Das sei wie bei einer Familie – jedes Kind sei anders, habe seine Eigenheiten, sei anders und es gebe auch mal Streit. »Aber am Ende raufen sich alle wieder zusammen«, sagte der Rathauschef vor der großen Runde. Er wünschte angenehme Gespräche »und wenn es schön war, erzählen sie denen, die nicht hergekommen sind, dass es ein toller Nachmittag war – wenn es Ihnen nicht gefallen hat, sagen Sie besser nichts.« (GEA)




