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20 Jahre First Responder in Metzingen

Seit 20 Jahren retten die First Responder, frei übersetzt erste Antwort, bei der Metzinger Feuerwehr Menschenleben. Das Projekt wurde kritisch beäugt, nun sind die Helfer nicht mehr wegzudenken.

Rettungsdienst und Feuerwehr arbeiten bei der medizinischen Versorgung von Patienten seit 20 Jahren Hand in Hand.
Rettungsdienst und Feuerwehr arbeiten bei der medizinischen Versorgung von Patienten seit 20 Jahren Hand in Hand. Foto: Feuerwehr
Rettungsdienst und Feuerwehr arbeiten bei der medizinischen Versorgung von Patienten seit 20 Jahren Hand in Hand.
Foto: Feuerwehr

METZINGEN. Bei einem medizinischen Notfall muss es schnell gehen. Vor allem in ländlichen Regionen dauert die Anfahrt von Rettungskräften oft lange. Deshalb wurden in vielen Orten sogenannte First Responder oder Helfer-vor-Ort Einheiten (HvO) gegründet. So auch in Metzingen. First Responder bedeutet frei übersetzt erste Antwort. Eine erste Antwort oder auch eine erste Hilfe bei einem Patienten.

Ende 2001 startete das Erfolgsprojekt First Responder bei der Feuerwehr Metzingen. »Anfangs wurden wir noch skeptisch beäugt – nach 20 Jahren ist das System First Responder nicht mehr wegzudenken«, betont Metzingens Feuerwehrkommandant Hartmut Holder. Er und Jürgen Späth führten damals das First-Responder-System bei der Feuerwehr Metzingen ein. Genau gesagt das erste First-Responder-System bei einer Freiwilligen Feuerwehr in Baden-Württemberg. Zuvor mussten jedoch manche Hürden und politische Hemmnisse aus dem Weg geräumt werden. Nach den ersten Einsätzen wuchs die Akzeptanz sehr schnell und das System etablierte sich.

First Responder sind oft die Ersten am Unfallort. Ende 2001 startete das Erfolgsprojekt auch bei der Feuerwehr Metzingen.
First Responder sind oft die Ersten am Unfallort. Ende 2001 startete das Erfolgsprojekt auch bei der Feuerwehr Metzingen. Foto: Feuerwehr
First Responder sind oft die Ersten am Unfallort. Ende 2001 startete das Erfolgsprojekt auch bei der Feuerwehr Metzingen.
Foto: Feuerwehr

Auslöser für die Einführung des Ersthelfersystems war unter anderem ein Notfall unweit des Feuerwehrhauses. Eine Person kollabierte und erlitt einen Herz-Kreislauf-Stillstand, den sie letztlich nicht überlebte. Die hauptamtlichen Feuerwehrkräfte bekamen von dem Unglück gar nichts mit. 2001 hatte Metzingen noch keine eigene Rettungswache und die Anbindungsverhältnisse ohne vollständige Umgehungsstraße brachten dem Rettungsdienst zeitliche Nachteile. »Mit Unterstützung der Stadt gingen wir daran, den Einstieg in die Ersthelfergeschichte voranzutreiben«, erklärt Holder. Wesentliche Unterstützer waren der damalige Oberbürgermeister Dieter Hauswirth und der Staatssekretär Dieter Hillebrandt (MdL), seines Zeichens damals Landesvorsitzender des Deutschen Roten Keuzes.

»In der Regel sind wir nach drei bis vier Minuten am Einsatzort«

Bei der Feuerwehr Metzingen ließen sich rund 45 Feuerwehrkräfte zu Sanitätern ausbilden. Mehrere Rettungssanitäter und sogar ein Rettungsassistent waren dabei. Die First Responder aus Metzingen führten das Ersthelfer-Projekt in Kooperation mit dem DRK-Ortsverein Metzingen aus. Die Feuerwehr rückte werktags von 6 bis 18 Uhr zu den medizinischen Notfällen aus, das DRK übernahm die Nachtstunden und das Wochenende.

Für die Ersthelfer-Einsätze standen ein Kommandowagen samt medizinischer Ausrüstung sowie ein automatischer externer Defibrillator (AED) zur Verfügung. Heute sind insgesamt vier Fahrzeuge mit identischer Zusatzausrüstung »First Responder« ausgestattet. Jährlich rücken die First Responder zu etwa 150 Einsätzen aus und verkürzen somit das therapiefreie Intervall bis zum Eintreffen des Rettungsdienstes.

Feuerwehr als Zubringer für den Notarzt, der mit dem Rettungshubschrauber eingeflogen wird.  FOTOS: FEUERWEHR
Feuerwehr als Zubringer für den Notarzt, der mit dem Rettungshubschrauber eingeflogen wird. FOTOS: FEUERWEHR
Feuerwehr als Zubringer für den Notarzt, der mit dem Rettungshubschrauber eingeflogen wird. FOTOS: FEUERWEHR

Mit Einführung der digitalen Alarmierung im Jahr 2005 wurde im Metzinger Ortsteil Glems ebenfalls eine First-Responder-Gruppe bei der Feuerwehr aufgebaut. In Glems rücken sie 365 Tage im Jahr rund um die Uhr zu medizinischen Einsätzen aus.

Das Spektrum der Einsätze erstreckt sich von chirurgischen über internistische Notfälle bis hin zur Geburt. So geschehen 2016. In einer Arztpraxis stellte sich heraus, dass eine Geburt kurz bevorstand. Mit vereinten Kräften wurde ein kleiner Junge erfolgreich zur Welt gebracht. Der dann eintreffende Rettungsdienst brachte anschließend die frischgebackene Mutter und ihr Kind zur weiteren Versorgung in eine Klinik. Ein besonderes Erlebnis, das den beiden Metzinger Ersthelfern vermutlich ihr ganzes Leben lang in Erinnerung bleiben wird.

Um für die unterschiedlichsten Einsätze bereit zu sein, bilden sich die First Responder regelmäßig weiter. Neben internen und externen Fortbildungsveranstaltungen nehmen viele die Chance wahr, sich als Praktikant auf einem Rettungswagen fortzubilden. »In der Regel sind wir nach drei bis vier Minuten am Einsatzort«, berichtet Hartmut Holder. Dabei haben wir einen großen Zeitvorteil, wenn es um lebensbedrohliche Zustände geht. »Wir haben schon viele Leben gerettet«, so der Feuerwehrkommandant. Pro Minute, die bis zum Beginn der Herz-Lungen-Wiederbelebung verstreicht, verringert sich die Überlebenswahrscheinlichkeit des Patienten um etwa zehn Prozent.

»Es sind die erfreulichen Momente im Feuerwehralltag«

"Mehrfach haben wir erfolgreich Reanimationen durchgeführt. Bis zum Eintreffen des Rettungsdienstes und des Notarztes hatten die Patienten wieder einen eigenen Herzrhythmus", ergänzt Holder. Manchmal kommen Menschen sogar bei der Feuerwehr vorbei und bedanken sich für die Hilfe. "Ohne euch wären wir nicht mehr am Leben", sind Worte, die auch an den Feuerwehrleuten nicht einfach abprallen. »Es sind die erfreulichen Momente im Feuerwehralltag«, so der Kommandant, der in diesen Zusammenhang von Glanzlichtern spricht. Tränen seien da schon auf beiden Seiten geflossen. (eg)