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Aktuell Übung

Ätzend und brennbar: Gefahrstoff-Übung bei Sika in Bad Urach

Die Werksfeuerwehr von Sika und fünf weitere Wehren trainieren gemeinsam auf dem Betriebsgelände in Bad Urach, um für den Ernstfall gerüstet zu sein.

Ausgerüstet mit Chemikalienschutzanzügen analysieren die Feuerwehrleute zunächst einmal, wie sie mit dem Gefahrstoff umgehen müs
Ausgerüstet mit Chemikalienschutzanzügen analysieren die Feuerwehrleute zunächst einmal, wie sie mit dem Gefahrstoff umgehen müssen. Foto: Kirsten Oechsner
Ausgerüstet mit Chemikalienschutzanzügen analysieren die Feuerwehrleute zunächst einmal, wie sie mit dem Gefahrstoff umgehen müssen.
Foto: Kirsten Oechsner

BAD URACH. Einigen Anwohnern und Passanten ist am Samstag im ersten Moment wohl der Schreck in die Glieder gefahren: Auf dem 27.000 Quadratmeter großen Sika-Betriebsgelände an der Stuttgarter Straße in Bad Urach waren unzählige Feuerwehrfahrzeuge zu sehen. Doch die Aufregung war umsonst, es handelte sich lediglich um eine Gefahrstoffübung – eine mit 70 Feuerwehrleuten personalintensive, wie Tobias Metzger zugab und eine Stufe größer als üblich. Denn, so der Kommandant der Werksfeuerwehr: »Wir sind uns der schönen Lage in Bad Urach bewusst und haben Verantwortung.«

Sika ist ein Unternehmen der Spezialitätenchemie, eigenen Angaben nach global führend in der Entwicklung und Produktion von Systemen und Produkten zum Kleben, Dichten, Dämpfen, Verstärken und Schützen für die Bau- und Fahrzeugindustrie. Es wird auch mit ätzenden und brennbaren Stoffen gearbeitet, und so lautete am Samstag die Annahme: Ein unbekannter Stoff tritt aus, der sollte sich später als Butylamin herausstellen. Die Aufgabe für die Zweiertrupps in ihren 28 Kilo schweren Chemikalienschutzanzügen war: Erkennen, um welchen Stoff es sich handelt, wie mit ihm umzugehen ist und den Behälter abdichten. »Das Szenario ist durchaus realistisch«, erklärte Metzger, wenn auch mit einem Unterschied. Im Ernstfall ist es fürs Abdichten oftmals zu spät, 1.000 Liter seien schnell ausgelaufen. Aber: »Können muss man es.«

Betriebswehr mit 22 Leuten

Und deshalb finden auch jährlich Übungen mit anderen Feuerwehren statt, abwechselnd werden ein Brand und ein Gefahrstoffproblem angenommen. Bei der gemeinsamen Übung geht es darum, die Abläufe zu perfektionieren und Hand in Hand zu arbeiten. Einsatzleiter war dieses Mal Mike Schleicher, der stellvertretende Kommandant der Werksfeuerwehr. Ihr gehören 22 Männer und Frauen an, intern steht alle zwei Wochen ein Übungsdienst an, und auch sonst gelten die gleichen Richtlinien wie bei Feuerwehren.

Maximal 20 Minuten dauert der Einsatz im Chemikalienschutzanzug, danach geht es ins Dekontaminationsbad.
Maximal 20 Minuten dauert der Einsatz im Chemikalienschutzanzug, danach geht es ins Dekontaminationsbad. Foto: Kirsten Oechsner
Maximal 20 Minuten dauert der Einsatz im Chemikalienschutzanzug, danach geht es ins Dekontaminationsbad.
Foto: Kirsten Oechsner

Die meisten der im Werk Aktiven gehören auch Wehren in der Umgebung an, die Kontakte sind eng vor allem zur Bad Uracher Wehr. An der Übung beteiligt waren auch die Dettinger und Metzinger, die den Gefahrenstoffzug Ermstal bilden, sowie die Reutlinger und erstmals auch die Pfullinger, die verantwortlich waren für die Erweiterung des Dekontaminationsplatzes. Aus Stuttgart ins Ermstal gekommen waren zudem einige Angehörige der dortigen Sika-Betriebsfeuerwehr.

Es lief rund bei der Übung, auf einen Ernstfall hofft natürlich keiner. Doch im Fall der Fälle gilt auch dann: Ruhig und besonnen vorgehen, keine Hektik verbreiten und die Übersicht bewahren. Am Samstag blieb auch Zeit für Erklärungen und Einweisungen: Maximal 20 Minuten kann der Einsatz im Chemikalienschutzanzug dauern, dann ging’s komplett zum Abduschen in den Dekontaminationsplatz, und in einer nächsten Station wurde den Feuerwehrleuten aus dem Anzug geholfen. Jedes Vorgehen und jede Entscheidung wurde von Beobachtern genau registriert, im Anschluss an die Übung wurde Bilanz gezogen: »Wir wollen ja alle etwas davon lernen«, erklärte Kommandant Metzger.

Hitze als Herausforderung

Bei den Temperaturen wie am Samstag war’s eine Herausforderung für alle Beteiligten. »So heiß kann’s im Ernstfall aber auch sein«, so Metzger. Im Unterschied dazu mündete der Einsatz in ein gemütliches Beisammensein bei kühlen Getränken und einem Essen. (GEA)