DETTINGEN. Bereits 2018 wurde das Verfahren auf den Weg gebracht, auf den sozusagen letzten Drücker stimmte der Dettinger Gemeinderat bei einer Gegenstimme jüngst dem Satzungsbeschluss für den Bebauungsplan »Hinter der Ziegelhütte« zu – erst am Nachmittag war um 14 Uhr vom Landratsamt Reutlingen telefonisch die Genehmigungszusage erteilt worden. Doch große Freude, dass der für Dettingen dringend benötigte Wohnraum in Mehrfamilienhäusern auf den Weg gebracht werden konnte, wollte weder bei Gemeinderat noch Verwaltung aufkommen. Zu lange habe sich das Verfahren hingezogen, als zu restriktiv werden vor allem die geforderten Ausgleichsmaßnahmen empfunden: Er ärgere sich über die Macht der Naturschutzverbände, machte Bürgermeister Michael Hillert seinem Unmut Luft. Man habe das Ziel der Schaffung von Wohnraum auf dem mit 7.100 Quadratmeter eher kleinen Baugebiet dennoch weiterverfolgt: »Es handelt sich um das allerletzte Fitzelchen, auf dem sich ein Baugebiet realisieren lässt«, machte Hillert deutlich. »Es gibt keine weiteren Siedlungsflächen mehr.«
Zunächst wurde das in Gang gebrachte beschleunigte Verfahren vom Verwaltungsgericht gekippt und als sich die Gemeinde für das ergänzende Verfahren entschlossen hatte, habe sich der Naturschutz einmal mehr als große Hürde erwiesen: Als Ausgleich zu den existierenden 39 Streuobstbäumen sollten 122 neu gepflanzt werden. Da Pflanzungen in bestehenden Streuobstwiesen nicht zulässig sind, wollte Dettingen über 15 Jahre hinweg als Ausgleichsmaßnahme eine Plantage mit Walnussbäumen roden. Das sei nicht zulässig, so die Naturschutzbehörde: Eine Alternative musste gesucht werden und wurde im Wachtertal gefunden, außerdem befinden sich Ausgleichsflächen im Bereich Sommerberg.
Unverhältnismäßiger Aufwand
Für Dr. Rolf Hägele von den Freien Wählern stimmt in diesem Verfahren Gewichtung und Abwägung nicht mehr: »Man wird gezwungen, Dinge zu tun, die dem gesunden Menschenverstand widersprechen.« Nur weil die Gemeinde bereits so viel Geld und Energie in das Verfahren gesteckt hätte, würde man es nun auch zum Abschluss bringen. Auch für ihn bleibe, so Dr. Michael Allmendinger (CDU), ein Stück weit Kopfschütteln zurück. Der Aufwand sei für ein recht überschaubares Stück Bauland unverhältnismäßig hoch und verwies auf 450 Seiten Material. Und auch der Bürgermeister hinterfragte das Verfahren: »Scheinbar braucht man mehr Wohnungen für Insekten und Vögel als für Menschen.« (GEA)