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Aktuell Versorgung

Keine Chance für eine Praxisnachfolge in Rübgarten

Die Kassenärztliche Vereinigung veranschlagt Pliezhausen und den Ortsteil Rübgarten mit Reutlingen: Überversorgung statt Bedarf.

Hausarztpraxis
Ein Stethoskop liegt in der Praxis eines Hausarztes. Foto: Stephan Jansen
Ein Stethoskop liegt in der Praxis eines Hausarztes.
Foto: Stephan Jansen

PLIEZHAUSEN. Zu Fuß zum Arzt im selben Ort gehen. Das ist für viele Patienten in Pliezhausen über Jahre selbstverständlich gewesen. Doch das ändert sich nun. Die Hausarztpraxis Dr. Frick im Hauptort Pliezhausen hat bereits im Dezember 2022 geschlossen. Nun schließt Ende dieses Quartals, also noch im März, die Hausarztpraxis im Teilort Rübgarten. Zusammen hatten diese 2.000 Patienten, die sich nun einen neuen Hausarzt suchen müssen. Womöglich könnte die Hausarztpraxis in Reutlingen-Mittelstadt ab Juni die Lage entspannen.

Stefan Adam, der Leiter der Bau- und Liegenschaftsverwaltung von Pliezhausen, sagt auf GEA-Anfrage, dass die noch verbleibende Neckartalpraxis die Räume der Praxis Dr. Frick weiter betreiben will.

Für eine Nachfolge der Hausarztpraxis in Rübgarten sieht es dagegen schlecht aus. Das hatten Pliezhausens Bürgermeister Christof Dold, die Ortsvorsteherin Brigitte Rapp und Otto Boborzi als Vertreter der Patientenschaft von Pliezhausen zuletzt Ende Februar in einer Pressemitteilung geschrieben. Es habe sich »ergeben, dass alle Bemühungen um eine Nachfolgelösung für die Hausarztpraxis Rübgarten erfolglos geblieben sind. Damit muss leider festgehalten werden, dass sich zum Ende des ersten Quartals die Praxistüren in Rübgarten dauerhaft schließen werden und die verbliebenen Patientinnen und Patienten sich bei den umliegenden Arztpraxen um eine Aufnahme bemühen müssen.«

Zuvor hatten sich 420 Unterstützer für einen Erhalt der Hausarztpraxis Rübgarten eingesetzt. Die Ortsvorsteherin Brigitte Rapp und der Patientenvertreter Otto Boborzi hatten die Unterschriftenaktion initiiert und die Signaturen Anfang Januar an die Kassenärztliche Vereinigung (KVBW) übergeben. Rathauschef Christof Dold begleitete diese Aktion mit einem Brief. Nun haben sie eine Antwort bekommen – nach fast zwei Monaten.

Pliezhausen hat keine Priorität

Die Initiatoren hatten damit erreichen wollen, dass die Gemeinde in das Förderprogramm ›Ziel und Zukunft‹ der KVBW aufgenommen wird. Doch daraus wird nichts, wie Dold, Rapp und Boborzi in einer erneuten Pressemitteilung schreiben. Die KVBW berufe sich auf die bundesrechtlichen Vorgaben zur Bedarfsplanung, die keine gemeindescharfe Betrachtung möglich mache.

Das bedeutet, dass Pliezhausen bei der Hausarztversorgung zum Bereich Reutlingen zählt und dieser mit 108 Prozent überversorgt sei. »Da die Fördermittel der KVBW limitiert seien, müsse man sich zudem nach sachlichen Kriterien auf schlechter versorgte Gebiete konzentrieren«, benennen die Pliezhäuser die Nachricht der KVBW. Die Vereinigung könne das Anliegen nach einer Nachfolge der Rübgartener Hausarztpraxis verstehen. Doch es gebe nicht genug Nachwuchsmediziner, um jede Praxis zu halten.

»Aus Sicht der Gemeinde sowie der Initiatorinnen und Initiatoren ist die Sichtweise der KVBW zwar grundsätzlich nachvollziehbar, aber im Ergebnis dennoch unbefriedigend«, heißt es in der Pressemitteilung der Gemeinde. Die Wahrscheinlichkeit sei hoch, dass eine Förderung »sehr hilfreich bei einer Nachfolgesuche für die Hausarztpraxis Rübgarten gewesen wäre.« (mak)