REUTLINGEN. Pippo Pollina ist ein Liedermacher, der handgemachte Musik mit viel Charme und Esprit präsentiert. Bei seinem Solokonzert am Freitagabend im ausverkauften franz.K stellte er sein neues Programm »Solo in Concerto« vor, in dem der Sizilianer seine fast 40-jährige Karriere in einer Retrospektive an Liedern, Geschichten und Filmen Revue passieren lässt: von seinem Volksmusik-Debüt 1986 in Palermo über sein Anti-Mafia-Engagement als Journalist bis hin zur Pandemie, die auch für Pollina ein einschneidendes Erlebnis war.
Die musikalische Ausrichtung des Abends ist eher intim. Bereits als der sizilianische Cantautore die Bühne betritt und das Programm mit seiner ersten Veröffentlichung »Aspettando che sia mattino« aus dem Jahr 1986 eröffnet, wird er sofort wie ein enger Freund begrüßt. Der Sänger, Pianist und Gitarrist lächelt bescheiden und gibt jede Menge Freude zurück. Mit vielen politischen Liedern, deren italienische Texte teilweise auf einer Leinwand auf Deutsch übersetzt werden. Mit Konzerteinspielungen wichtiger Wegbegleiter wie Konstantin Wecker, Schmidbauer & Kälberer, den Chilenen Inti-Illiman oder dem französischen Chansonnier Georges Moustaki und mit einem Einschub, in dem er mehrere Seiten aus seinem Roman vorliest.
An Gitarre, Piano und Tamburin
Zudem stellt Pollina fast jedem seiner Songs eine passende Geschichte voran, versammelt Eigenes und Zitiertes, verblüfft durch seine Vielseitigkeit. Pollina an der Gitarre, am E-Piano, am Tamburin: In allem, was er macht, zeichnet ihn eine Art lockerer Inbrunst aus. Wie die seines Freundes Konstantin Wecker sind die Lieder sowohl poetisch als auch politisch. Die Musik ist schön anzuhören, hat aber auch durchaus Kanten und Ecken. Und das soziale und politische Engagement des Sängers ist nicht bloß Kalkül: Pollina ist stets glaubhaft in seinem kritischen Erfragen der Welt.
Noch in der größten Ausgelassenheit ist das Gegenmodell zu Eros Ramazzotti unspektakulär, aber immer präsent. Reichlich persönliche Lieder von seinen vielen Reisen und Begegnungen prägen den Abend. Einige der auf Italienisch gesungenen Texte drehen sich ums Fortgehen, um das Leben in der Fremde und sind explizit politisch. Und wenn Pippo Pollina »Mare mare mare« oder das mit seinen Freunden Schmidbauer und Kälberer eingespielte »Sambadio« intoniert, singen einige Besucher ergriffen mit.
Zugabe vom aktuellen Album
Nach zwei Stunden gibt es noch eine Zugabe vom aktuellen Album »Nell’attimo« (Im Augenblick), die Pippo Pollina ohne Mikrofon singend und Gitarre spielend im Publikum präsentiert. (GEA)