Logo
Aktuell Ausstellung

Zwei Handschriften in der Reutlinger Produzentengalerie Pupille

Zwei Positionen - und damit zwei Handschriften in Hoch- und Tiefdruck - sind in der Reutlinger Produzentengalerie Pupille zu sehen.

In der Produzentengalerie Pupille: Roswitha Zeeb (links) und Renate Zeeden jeweils vor ihren eigenen Werken.
In der Produzentengalerie Pupille: Roswitha Zeeb (links) und Renate Zeeden jeweils vor ihren eigenen Werken. Foto: Marie-Louise Abele
In der Produzentengalerie Pupille: Roswitha Zeeb (links) und Renate Zeeden jeweils vor ihren eigenen Werken.
Foto: Marie-Louise Abele

REUTLINGEN. »Farbe - Druck - Papier« - die Produzentengalerie Pupille in Reutlingen zeigt derzeit zwei Positionen und damit zwei Handschriften in Hoch- und Tiefdruck. Die Künstlerinnen Roswitha Zeeb und Renate Zeeden geben Einblick in ihre Welten des Holz- und Linolschnitts sowie der Radierung.

Wir leben in einem Zeitalter der unendlichen Reproduzierbarkeit – doch hohe Auflagen sind hier nicht das Ziel. Die beiden Künstlerinnen knüpfen an die revolutionäre Tradition der Vervielfältigung und Kunstform Druck durch Gutenbergs Erfindung an, erklärte Helmut Anton Zirkelbach zur gut besuchten Eröffnung. »Die Druckgrafik zwingt zur Langsamkeit in unserer hastigen Welt. Sie ist kein Medium des schnellen Ausdrucks, sondern der bedachten Verwandlung – ein bewusster Gegenentwurf«, sagte er.

Über 50 Werke

Die Künstlerinnen teilen diese Passion, haben sich früher schon künstlerisch begleitet und nun wiedergefunden. Und doch begegnen dem Betrachter zwei völlig unterschiedliche Welten. Ausgestellt sind über 50 Werke - neben aktuellen Arbeiten auch eine Auswahl früherer Schaffensphasen.

Renate Zeeden »bewohnt das Reich des Tiefdrucks, der Radierung«. Ihr Arbeitsprozess - mit Kaltnadel, in der Ätzradierung oder der Aquatinta - ist ein Graben, ein Ätzen, ein Eintauchen. Sie sucht die Tiefe, arbeitet mit Licht, Schatten und Unschärfen und damit mit Stimmungen und Atmosphären, so zum Beispiel die spürbare Winterkälte oder die Schwärze der Nacht. Sie widmet sich großen Themen wie Schuberts »Winterreise«, »Der Tod und das Mädchen« und Rembrandt. »Sie beginnt einen Dialog in ihren Werken mit den Großen der Kunst- und Geistesgeschichte«, so Zirkelbach. Intensiv, konzentriert und kraftvoll. Das ist nicht verwunderlich, liebt sie es doch, ihre Werke in der Stille ihres Ateliers entstehen zu lassen. Umgeben vom scharfen Geruch der Säure, Druckerfarbe und dem harzartigen Duft von Hartgrund, in Wortkargheit und ruhiger Gelassenheit, wie Zirkelbach verriet. Ihre Arbeit sei ein Suchen in die Tiefe, nach psychologischen Abgründen, nach der Seele in den Schatten. »Ihre Linien sind Suche, sind Spur, sind Erinnerung.«

Ausstellungsinfo

Die Ausstellung ist bis zum 23. November jeweils freitags und sonntags von 14 Uhr bis 17 Uhr in der Pupille-Galerie Reutlingen, Peter-Rosegger-Straße 97, zu sehen. (GEA)

Roswitha Zeeb arbeitet im Hochdruck, im Holz- und Linolschnitt und verwandelt durch das Herausschälen der Fläche natürliche Formen und Ornamente in ihre ganz eigene Bildsprache. Ihre Bilder und Werkreihen heißen »Wald«, »Lebenswege«, »Schnecklig« oder »Alles Banane« – wobei sie beim letzten Titel in sechzehn Quadraten das Schälen einer Banane wiedergibt, von geschlossen bis entfaltet. Sie ordnet, baut, sucht nach Klarheit und Rhythmus durch Wiederholungen. Die Reihen ziehen zum einen hinein in ihre Welt, zum anderen hält sie den Zugang verschlossen, so stehen sich manchmal die Variationen konträr gegenüber. Manche sind – auch vom Titel her – Spiegelungen, komponiert in einer bemerkenswerten Vielfalt an Strukturen und Formen.

Woanders arbeitet Roswitha Zeeb mit alten Buchseiten als Untergrund, die sie als quadratisches Bild mit Text und kräftigen schwarzen Formen mit Goldrand zu neuem Leben erweckt. Sie schafft damit eine spannende poetische Eleganz. (GEA)