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Zurück zu den Wurzeln: Mando Diao im Stuttgarter LKA Longhorn

Mando Diao zeigen im Stuttgarter LKA Longhorn, dass sie die Abwechslung lieben.

Ob gefühlvoll oder rockig: Björn Dixgård beherrscht alle Facetten.
Ob gefühlvoll oder rockig: Björn Dixgård beherrscht alle Facetten. Foto: Nadine Nowara
Ob gefühlvoll oder rockig: Björn Dixgård beherrscht alle Facetten.
Foto: Nadine Nowara

STUTTGART. Sie haben es immer noch drauf: Die Schwedenrocker, Mando Diao, die in den 2000ern die großen Festival-Bühnen wie etwa beim Southside und Rock am Ring bespielten. Mittlerweile reicht das Stuttgarter Longhorn, in das etwa 1.500 passen. Das ist jedoch am Freitagabend restlos ausverkauft und bis zum Rand vollgestopft, sodass man sich kaum bewegen kann. Trotzdem gibt es keinerlei Schubsereien. Schließlich sind die Fans keine wilden Teenager mehr, sondern in ihren Vierzigern oder Fünfzigern.

Von Anfang an rockt es kräftig-energetisch. »Frustration« vom neuen Album »Boblikov’s Magical World« groovt sich in die Gehörgänge. Sänger Björn Dixgård erinnert in seiner Performance an einen jungen Mick Jagger. Er flirtet mit den Fans in der ersten Reihe, tätschelt kurz eine Glatze und legt einen Hüftschwung an den Tag, der sich sehen lassen kann. Jedes Bandmitglied darf sich seinen individuellen Applaus abholen und sich von den Fans abfeiern lassen. An Selbstbewusstsein mangelt es keinem. Insbesondere Drummer Patrik Heikinpieti freut sich dabei wie ein kleines Kind.

Roher und sperriger

Seit 1999 sind Mando Diao international unterwegs. Nachdem sie mehrere Jahre auch in experimentelleren Gefilden unterwegs waren und verschiedene Musikstile ausprobiert haben, das 2011er Album »Aelita« ist etwa im Synth Pop verortet, sind sie nun zu ihren rockigen Wurzeln zurückgekehrt. Gustaf Norén, der als Sänger und Songwriter maßgeblich für den typischen Mando-Diao-Sound verantwortlich war, hat die Band 2015 verlassen. Dennoch ging es ohne ihn weiter. Das neue Konzept-Album »Boblikov’s Magical World« spielt die Band an diesem Abend fast komplett durch. Mit diesem haben sie in Deutschland nur noch Platz 91 der deutschen Charts erreicht. Die Songs sind roher und sperriger, haben aber durchaus Pop-Appeal, wie etwa das bluesige »Get Down«.

Dixgårds soulig-gefühlvolle Stimme kommt in den ruhigen Songs grandios zum Tragen. Wie beim berührenden »Ochrasy«, ein Lied »über den Frieden« aus dem Jahr 2006. Das Publikum singt begeistert jede Zeile mit.

Überraschendes Set

Szenenwechsel: Blaues Licht, viel Kunstnebel, düster-pulsierender Sound ... Die Überraschung: Jetzt kommt ein Swing-Set. Bassist Carl-Johan Peter Crispin Fogelklou schnappt sich den Kontrabass, ein Old-School Piano sorgt für Bar-Stimmung. Sie verleihen so poppig-einschmeichelnden Hits wie »Long Before Rock 'n' Roll« ein anderes Gewand. Denn: Immer das Gleiche machen, ist nicht Mando Diaos Ding.

Dann wird es düster. Zu »Rabadam Ching« erstrahlt die Bühne in Blutrot. Dixgårds wirkt plötzlich wie ein verstörender mysteriöser Prediger. Ordentlich abgefeiert werden vor allem die alten großen Hits. Der Britpop-Sound von Hits wie »Dance With Somebody« bringt den Saal zum Beben. Wie es sich für einen Rockstar alter Schule gebietet, kommt Dixgård zum Schluss nochmal mit nacktem Oberkörper auf die Bühne und singt »Love Last Forever«. In der Sache kann er sich auf seine Fans verlassen. (GEA)