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Aktuell Klassik

Zart, mit starken Emotionen

Das Gitarrenduo Orlandini & Luco

Luis Orlandini und Raimundo Luco in der Stephanuskirche.  FOTO: VÖLKER
Luis Orlandini und Raimundo Luco in der Stephanuskirche. FOTO: VÖLKER
Luis Orlandini und Raimundo Luco in der Stephanuskirche. FOTO: VÖLKER

REUTLINGEN-SONDELFINGEN. Das Duo Orlandini & Luco befindet sich auf einer Konzerttournee durch Deutschland und Spanien und machte dabei am Sonntag auch in Reutlingen Halt. Luis Orlandini ist der namhafteste Gitarrist Chiles und gewann 1989 den ARD-Musikwettbewerb. Das Konzert in der Sondelfinger Stephanuskirche veranstaltete Sebastián Montes, der künstlerischer Leiter der Reutlinger Gitarrennacht ist und ein Schüler Orlandinis war.

In der kleinen hellen Kirche erlebten die Zuhörer ein Konzert, das von leichten, zarten klassischen und romantischen Klängen geprägt war. Den Anfang bildete ein Duett des italienischen Komponisten Ferdinando Carulli (1770–1841). Hier zeigte sich schon zu Beginn die große Klangvielfalt und der emotionale Ausdruck der Musiker. Heitere Läufe und schnelle Einwürfe wechselten sich ab, sodass sich ein Gespräch zwischen den beiden Gitarrenvirtuosen zu entwickeln schien. Das Publikum wurde so zu einer Reise durch die Vielfalt romantischer Gitarrenklänge eingeladen, die zum Träumen und Nachdenken einluden.

Mit der »Holberg-Suite« des norwegischen Komponisten Edvard Grieg bewies das Gitarrenduo, wie es mit nur zwei Instrumenten möglich ist, eine zunächst festliche Stimmung zu verbreiten, um gleich darauf in der Sarabande einen verträumten und süßen Klang zu verströmen.

Chopin-»Nocturne« als Zugabe

Die Klangvielfalt und das Übermitteln von Emotionen ist es, was die Musik des Duos auszeichnet und die Zuhörer in ihren Bann zog. Obwohl die Gitarren zart und wenig kräftig im Klang daherkommen, gelang es den Musikern die hoffnungsvolle und leichte Stimmung der Musik mit viel Leidenschaft auf das Publikum zu übertragen.

Mit den Werken »Tonada de carárter popular chileno« von Pedro Humberto Allende (1885–1989) und »Desde mi teraza« von Oscar Ohlsen (geboren 1944) präsentierte das Duo zwei Komponisten aus seinem Heimatland. Humberto Allendes Musik ist durch schnelle Läufe und ungewöhnliche Harmonik geprägt. Das Gitarrenduo bot auch diese Musik mit packendem Temperament dar.

Arrangements der Werke, die nicht ursprünglich für Gitarren komponiert wurden, schreibt das Duo selbst. Damit beweist es, dass klassische Gitarrenmusik originärer Klaviermusik in nichts nachsteht. Als Zugabe spielten die zwei Gitarristen das bekannte »Nocturne« Opus 9 Nummer 2 von Frédéric Chopin. Hier zeigte sich noch einmal das große Talent der beiden Musiker, ein romantisches Werk mit Leben zu füllen, das nicht nur aus ausschweifenden Melodiebögen besteht, sondern auch durch kontrastierende melodische Einwürfe glänzt, die sich die Musiker elegant zuzuwerfen schienen.

Mit großem Beifall entließ das Publikum das chilenische Duo. (GEA)