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Woodstock auf Schwäbisch

NEUHAUSEN OB ECK. »Wir haben Hochsommer, sitzen auf dem Southside- Festival und haben immer kaltes Bier, was will man mehr?« Mit solchen Sprüchen heiterten sich die tapferen Festival-Jünger am vergangenen Wochenende auf. Auch wenn das Festival fast durchgehend von Regen und leichten Sturmböen beherrscht war, ließ sich keiner die Stimmung verderben, denn ausgestattet mit Gummistiefeln und Bundeswehrponchos war es durchaus erträglich.

50 000 Besucher, die sich vom Schlamm nicht die Stimmung verderben ließen, waren beim Southside-Festival. Oben: Auf trockener Bü
50 000 Besucher, die sich vom Schlamm nicht die Stimmung verderben ließen, waren beim Southside-Festival. Oben: Auf trockener Bühne singt Jack Johnson. FOTO: ADRIAN AXT
50 000 Besucher, die sich vom Schlamm nicht die Stimmung verderben ließen, waren beim Southside-Festival. Oben: Auf trockener Bühne singt Jack Johnson. FOTO: ADRIAN AXT
Das diesjährige Southside war wie schon vor vier Jahren vom Fußball-Trubel bestimmt. Zwischen Campingbussen und Zeltburgen ragten meterhohe Fahnenstangen mit den jeweiligen Lieblingsflaggen empor. So lag es auch nicht fern, dass es eine extra eingerichtete WM-Area gab, in dieser - und nur in dieser - die so »heiß geliebten« Vuvuzelas gestattet waren. Auf dem restlichen Gelände waren derartige Hörner verboten und wurden von den Securitys eingezogen, falls mit ihnen getrötet wurde.

Aber nicht nur starker Regen sondern auch starke Liveacts sollten dieses Wochenende beherrschen. So war die Freude groß für die Fans, die teilweise schon donnerstagmittags angereist waren, als der Startschuss am Freitag ertönte.

Mit seiner Strand-Chill-Out-Musik brachte der australische Surfstar Jack Johnson Sonne in die Herzen und verbreitete im Nu gute Laune. Weiter ging es an diesem Abend mit Faithless auf der gleichen Bühne, die mit ihren altbekannten Songs wie beispielsweise »Insomnia« auch die jüngeren Besucher zum Tanzen brachten.

Eher mager war der von vielen ersehnte Auftritt von The Strokes: Ein runtergeleiertes Standardprogramm, bei dem man sich überlegen musste, ob man ein Musikvideo sieht oder auf einem Festival für viel Geld steht.

Elektro-Punk im Trend

Auch den seit ein paar Jahren neu aufgekommenen Trend Elektro-Punk sollte keiner missen, und so kam es dazu, dass auch Acts wie Bratze oder Frittenbude an diesem Eröffnungstag spielten, die leider musikalisch so gut wie nicht auseinanderzuhalten sind.

Der folgende Tag begann erneut mit einem starken Schauer und verwandelte den nicht geteerten Teil der Rollbahn endgültig - man konnte es nicht mehr Matsch nennen - zu einem Schlammloch. Doch die eingefleischten Fans sollte das nicht weiter interessieren, denn mit der bayerischen Ska-Band La Brass Banda kam die erste Band auf die Bühne, welche die Menge erbarmungslos zum Tanzen animierte. Dieser Samstag konnte musikalisch gemischter gar nicht mehr sein. Bei Acts wie Dendemann, Madsen, Dropkick Murphys, Prodigy und Deichkind musste man sich zwischenzeitlich fragen, ob man wirklich auf einem Rock-Festival war, oder dieses einen Imagewandel durchmachen musste, um sich zu behaupten.

Zu aller Freude lockerte sich das Wetter am Sonntag auf, und man konnte so gut wie ohne einen Wassertropfen abzubekommen den letzten Tag bestreiten. Mit Bands wie Mando Diao, Deftones, Skunk Anansie oder Billy Talent trafen die Veranstalter dann auch wieder den Geschmack der etwas älteren Besucher. Und machten an diesem Abend wieder Einiges gut.

Die letzte Southside-Nacht verlief dann auch eher ruhig, das Wetter zuvor hatte die feierwütigen Fans wohl so leiden lassen, dass sogar das immer bis mindestens vier Uhr geöffnete Partyzelt schon um halb zwei schließen musste. Positives gab es auch vonseiten der Sanitäter zu berichten, die bestätigten, dass sie weniger Vorfälle hatten als in den letzten Jahren. Vielleicht lag das aber auch daran, das niemand einen Sonnenstich bekommen hatte.

Nach und nach wurden am Montag Zelte und Wohnwagen rarer auf dem alten Militär-Flughafen im Kreis Tuttlingen: Die erschöpften Fans verließen das Gelände. Auf der Heimreise waren dann, wie schon vorhergesagt, wieder zahlreiche Polizeikontrollen mit Drogen- und Alkoholtests an den Straßenrändern zu beobachten. (GEA)