Die Revue »Mir könned faschd älles!« von, über und (nicht nur) für Schwaben versammelte kabarettistische Höhepunkte aus beliebten Programmen wie »Die Drei vom Dohlengässle«, »Poliakoff’s Eventkapelle«, »Kenner trinken Württemberger« und »Dehoam sei ond doch Jomer hao«.
Bernhard Hurm und Uwe Zellmer klärten mit dem obligatorischen Glas Trollinger in der Hand Fragen wie »Wo kommt der Schwabe her und warum ist er dort nicht geblieben?« oder »Stimmt es, dass das Ländle zu klein für Genies ist?«. Schiller, waren sie sich einig, hätte es in Württemberg »nicht zum Schiller gebracht«. Ob Besagter seinerzeit schon an den Deutsche-Bank-Chef dachte, als er das Gedicht »Die Teilung der Erde« und damit die Zeile »Der Ackermann griff nach des Feldes Früchten« verfasste, ließen sie offen.
Die Boygroup-Instrumentalisten von Poliakoffs Eventkapelle (Berthold Biesinger, Gerd Plankenhorn, Peter Höfermayer und Stefan Hallmayer) übten sich in Tanzmusik, Obertongesang und schwäbischer Philosokomik. Heimat, befanden sie, sei dort, wo der Kitt zwischen den Leuten noch »battet«, sprich: uneingeschränkt funktioniert.
Tratschen und Süßholzraspeln
Doch kennen auch sie Ausnahmen. Dass beispielsweise im Dorf der Rudolf mit dem Erich nicht mehr spricht, hänge mit einem Vorfall im Dreißigjährigen Krieg zusammen, den man nicht so schnell vergisst. Oder war es zur Zeit König Rotbarts?Bernhard Hurm und Gina Maas verlegen sich mit Texten des Mundartdichters Sebastian Blau aufs Tratschen und Süßholzraspeln. Recht kurz und leidenschaftslos jedoch fällt der Kuss aus, den er ihr zum Hochzeitstag aufdrückt und der sie seufzen lässt: »Der muss a Joahr lang heba«. Frank Schlichter begleitet die Lieder der beiden am Klavier.
Und dann sind da noch die drei Grazien Josephe, Martha und Hildegard (Dietlinde Ellsässer, Isolde Neu und Ida Ott), bekannt als »Die Drei vom Dohlengässle«. Boshaft teils, teils naiv und stets bodenständig nehmen sie sich den Zeitgeist vor, denken laut über Windräder, Doppelnamen und verpasste Chancen nach (hätten sie mehr nichts tun sollen?) und darüber, ob sich eingesparte Zeit sinnvollerweise einfrieren lässt.
Zum Abschluss stimmten die Melchinger Lindenhöfler gemeinsam das Lied »Ällaweil koa mr ned luschdig sei« an. Als Fazit des vergnüglichen Abends ließe sich ergänzen: Bei Gelegenheit umso mehr. (GEA)