MÜNCHEN. Die vorliegende Publikation ist eine »Zusammenfassung für die gesellschaftliche Entscheidungsfindung« des 1.256 Seiten umfassenden Hauptwerks gleichen Namens.
»Der Faktencheck Artenvielfalt ist weltweit eines der ersten Beispiele, wie große internationale Berichte – wie die globalen und regionalen Assessments des Weltbiodiversitätsrates IPBES – auf einen nationalen Kontext zugeschnitten aussehen können, mit dem Ziel, Handlungsoptionen für die konkrete nationale und subnationale Politik aufzuzeigen und zu entwickeln«, erklärt Christian Wirth, Professor an der Universität Leipzig und Mitherausgeber des Faktenchecks.
Der Zustand der Natur verschlechtert sich weltweit – und damit auch ihre lebenswichtigen Beiträge für uns Menschen. Doch wie steht es um die Biodiversität in Deutschland? Das Resultat ist ernüchternd.
Der Faktencheck Artenvielfalt ist ein Projekt zur umfassenden Einschätzung und Bewertung der biologischen Vielfalt und zeigt erstmals, wie es um diese in unserem Land steht. Mehr als die Hälfte der natürlichen Lebensraumtypen in Deutschland weisen einen ökologisch ungünstigen Zustand auf, täglich verschwinden weitere wertvolle Habitatflächen. Die Konsequenz: Populationen von Arten schrumpfen, verarmen genetisch oder sterben aus – mit direktem Einfluss auf die Leistungsfähigkeit und Funktionsweise von Ökosystemen. Ein Drittel der Arten sind gefährdet, etwa drei Prozent sind bereits ausgestorben.
Trends und Treiber
Insgesamt sind 60 Prozent der 93 untersuchten Lebensraumtypen in einem unzureichenden oder schlechten Zustand. Dramatisch sieht es aus für ehemals artenreiche Äcker und Grünland, Moore, Moorwälder, Sümpfe und Quellen. Das Werk gibt umfassenden Einblick, wie es um die Biodiversität in Deutschland tatsächlich steht. Es identifiziert die Trends und Treiber der Verschlechterungen, gibt aber auch Empfehlungen, wie die Verluste aufgehalten werden können und arbeitet Forschungsbedarfe heraus. Die Befunde zeigen auf, dass ein massiver Handlungsbedarf im Arten- und Naturschutz besteht. Leider kommen auch Bund und Länder ihrer gesetzlichen Aufgabe, dem Schutz von Pflanzen- und Tierarten sowie ihrer Lebensräume, nur sehr ungenügend nach. Die Ergebnisse des Projekts sind ein wissenschaftlicher Warnruf, der gehört werden muss.
Im Vorwort des Buchs heißt es: »Wir haben es in der Hand, diese Herausforderung anzugehen und etwas zu verändern. Jede und jeder Einzelne kann dazu einen Beitrag leisten: Das fängt im Alltag an, führt über die ehrenamtliche Naturschutzarbeit bis hin zur Bürgerwissenschaft für den Erhalt der Biodiversität. Lassen auch Sie sich inspirieren.« Für alle, denen der Zustand unserer Arten und Lebensräume nicht gleichgültig ist. (GEA)