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Wenn Saiten singen: Das Alinde-Quartett zu Gast in Bad Urach

Das Alinde-Quartett und Maximilian Schairer am Flügel spielten im Rahmen der »Bad Uracher Kammermusik« in der Schlossmühle Schubert und Schumann. Da war ein wenig bekanntes Frühwerk zu entdecken.

Das Alinde-Quartett mit Maximilian Schairer am Flügel.
Das Alinde-Quartett mit Maximilian Schairer am Flügel. Foto: Susanne Eckstein
Das Alinde-Quartett mit Maximilian Schairer am Flügel.
Foto: Susanne Eckstein

BAD URACH. Hochkarätige Klassik-Erlebnisse bot am Wochenende die Reihe »Bad Uracher Kammermusik«. Dieses Mal trat am Samstag im gut besuchten Konzertsaal unterm Dach der Schlossmühle das Alinde-Quartett mit dem Stuttgarter Pianisten Maximilian Schairer auf; am Sonntag spielte das Trio Opus 8, das erst vor kurzem mit einem fast identischen Programm in der Region zu erleben war.

Das Alinde-Quartett besteht aus Eugenia Ottaviano und Guglielmo Dandolo Marchesi (Violine), Gregor Hrabar (Viola) und Bartolomeo Dandolo Marchesi (Violoncello); es hat sich nach »Alinde« benannt, einem selten zu hörenden Schubert-Lied.

Jugendwerk von Schubert

Ebenfalls eine Entdeckung wert ist der erste Programmpunkt: das Streichquartett B-Dur (D 36) des damals erst 16-jährigen Franz Schubert. Dieser nahm zu dieser Zeit Unterricht bei dem Opernkomponisten Antonio Salieri, der großen Wert auf Sanglichkeit legte.

Die liegt auch den vier Quartettspielern am Herzen: Lächelnd bringen sie die Saiten zum Singen und lassen den späteren Schubert-Stil anklingen. Liebevoll und detailgenau widmen sie sich dem frühen Stück, als wär’s ein späteres Meisterwerk. Im langsamen Satz betonen sie Nebenstimmen und Schattierungen, im »Menuetto« den spielerischen Schwung. Den unregelmäßig gebauten Finalsatz steigern sie zu hoher Intensität.

Brillante »Wanderer-Fantasie«

Danach wendet sich der junge Stuttgarter Pianist Maximilian Schairer Schuberts berühmter »Wanderer-Fantasie« zu. Seine Technik ist brillant, er meistert das hochvirtuose Werk, das später Franz Liszt als Vorbild diente, komplett auswendig und tadellos.

Mit seinem Klavierquintett Es-Dur op. 44 hat Robert Schumann die Gattung begründet und seiner Frau Clara, selbst eine hochvirtuose Pianistin, 1842 zum Geburtstagsgeschenk gemacht – entsprechend anspruchsvoll ist der Klavierpart. Dafür, dass Schairer mit dem Alinde-Quartett kein festes Ensemble bildet, passt er sich gekonnt und sensibel an; nur Schumanns harte Läufe im Scherzo bringen ihn fast aus der Spur.

Klavierquintett von Schumann

Im Ganzen ist ein geradezu sinfonisch gesetztes Werk in vorbildlichem Zusammenspiel zu erleben: technisch sicher, ausgefeilt, einfühlsam und sorgsam ausbalanciert. In schwelgerischer Fülle entfalten die fünf Spieler den Kopfsatz und loten im zweiten Satz die Schumann’schen Abgründe in trockener Tongebung und verhaltenem Duktus aus.

Die zwei weiteren Sätze wurden zu Schumanns Zeit (und später) oft abgelehnt. Das Alinde-Quartett mit Maximilian Schairer bringt sie nun effektvoll zur Geltung: die schnellen Läufe des Scherzos werden ernstgenommen und bravourös durchexerziert, der Finalsatz nochmals zu intensiver Glut verdichtet. Das Publikum zeigt sich begeistert, die Musiker danken für den Applaus mit einer kurzen Dreingabe. (GEA)