Martin Molitor von der Vaganten Bühne Berlin gibt dem starken Stück außer dieser Intensität jedoch auch jede Menge emotionale Farbe mit: Rot sehend vor Wut schmeißt er Tisch, Leiter und Stuhl um. Neid, Hoffnung, Verleugnung, Genuss, Demut, Verzweiflung, Wehmut, Kampfeswille und immer wieder Liebe durchfluten ihn: Liebe zum Leben, die diesen Todesgesang zur Feier macht.
Regisseur Martin Jürgens hat den Text des Romans von Lars Gustafsson für die Bühne bearbeitet. Olga Lunow entwarf den Bühnenraum, der nach hinten locker abgeschlossen wurde mit versetzt gestellten oder gehängten Wandstücken aus weißer Gaze. Teilweise, Romanbeschreibungen wiedergebend, wird darauf kahles Strauchgeäst vor bleiernem Himmel projiziert, mal starr, mal sich im Wind bewegend, von Schneeflocken durchweht. Die weißen Gazewände geben dem Bühnenraum genauso viel Helligkeit wie das Sterben im Text Licht auf das Leben wirft.
Dass dieser Text bei aller Tiefe nicht bleischwer wirkt, ist seiner literarischen Qualität zu verdanken. Dass seine Umsetzung auf der Bühne so gut gelingt, dem hervorragenden Spiel Molitors sowie der geschickt gebrochenen Inszenierung. Denn nicht die Tagebucheinträge des an Krebs erkrankten Mannes an sich werden hier spielerisch umgesetzt, sondern - wie im Titel gesagt - die Arbeit des Spielers an diesen Texten.
Zum kargen Probenalltag gehört Jean, der Techniker auf der Balustrade, der einige Tonkonserven einspielt und den Schauspieler nach seinem Wutanfall schon mal mahnt, er möge doch etwas vorsichtiger proben.
Distanz zur Figur
Manche Szenen, so den ersten Schmerzensanfall, probt Molitor mehrmals hintereinander, den richtigen Ausdruck suchend. Durch diese spielerisch immer wieder eingefügte Distanz zur Figur bleibt dem Text sein Gewicht, dem Zuschauer Raum und Gelegenheit, die Aussage aufzunehmen. Nachwirken wird das Stück umso mehr. (GEA)mehr Bilder auf www.gea.de