REUTLINGEN. »Ballsaison« bei der Württembergischen Philharmonie Reutlingen: Marko Simsa (Moderation), Erke Duit (musikalische Leitung) und das Orchester bringen derzeit - und im Mai - bei ihren »Schüler im Studio«-Konzerten Kinder zum Polka- und Walzertanzen. »Walzerschritt und Polkahit« heißt das Programm, das den 200. Geburtstag des »Walzerkönigs« Johann Strauss (Sohn) in diesem Jahr auch zum Anlass für ein Familienkonzert mit diesem Titel nimmt: am Sonntag, 16. Februar, um 16 Uhr im Studio der Philharmonie.
Vor allem ist es für den Nachwuchs die Möglichkeit zur Begegnung mit der Orchestermusik überhaupt und den Klangmöglichkeiten eines Sinfonieorchesters. Die diesjährige Staffel sieht 26 »Schüler im Studio«- Konzerte mit insgesamt 6.000 bis 7.000 Kindern vor. Simsa und Duit sind seit vielen Jahren mit wechselnden Programmen dabei.
Fröhliche Gesichter
Mit der »Vergnügungszug-Polka«, mit der Johann Strauss (Sohn) im Jahr 1864 der Eisenbahn ein musikalisches Denkmal setzte, startet man in den Nachmittag. Quirlig, mit launigen Akzentuierungen, Melodienseligkeit und einem pompösen Schluss. Nachdem Simsa die einzelnen Instrumente vorgestellt hat - beim von uns besuchten Konzert deutet ein junger Besucher die Fagotte als Kanonen -, lernt das Publikum rasch die Schrittfolge und die Drehung, die es fürs Tanzen einer Polka braucht. Trocken erst, noch ohne Musik, dann mit Orchester. Sofort sieht man überall fröhliche Gesichter. Das Publikum ist in Schwung und in Stimmung gekommen.
Wenn dann geklärt ist, wer alles noch zur Strauss-Dynastie gehört - von Johann Strauss (Vater) ist die Rede und dessen Söhnen Josef und Eduard, Brüder des »Walzerkönigs« -, kann sich das Publikum auch mal selbst ans Vorgeben des Taktes machen. Simsa bündelt die gemeinschaftlich erzeugte Energie vorn, wo sonst der Dirigent steht, übertreibt es mit dem Tempo aber prompt und bringt das Orchester gehörig ins Schwitzen. So lernt das junge Publikum, dass Orchestermusik Maß und Mitte braucht, auch wenn es manchmal wild zugeht.
Gemeinschaftswerk zweier Brüder
Nach der »Ohne-Sorgen-Polka« lobt Simsa, die Kinder hätten schön im Rhythmus mitgemacht. Sagt's und schnappt sich die Triangel, um bei der »Pizzicato-Polka«, einem Gemeinschaftswerk der Brüder Johann und Josef Strauss, mitzuspielen. Es ist ein Stück, bei dem die Streicher keine Bögen brauchen, wie an diesem Tag Schülerinnen und Schüler der Schlossschule Gomaringen (3. Klasse) und der Roßbergschule Gönningen (4. Klasse) lernen.
Für die »Tritsch-Tratsch-Polka« sind die Kinder bestens ausgestattet. Sie halten Zettel in Händen, um den Text (»Wie geht's? Wie steht's? Schon lange nicht geseh'n! ...«) im Rhythmus mitsprechen zu können. Leichtfüßig, mit Witz und Wumms präsentiert sich hier das Orchester.
Hauptrolle für Trommel und Becken
Mit einem beeindruckenden Trommel- und Paukenwirbel endet die Schnellpolka »Unter Donner und Blitz«, bei der es im Orchester richtig fetzt. Große Trommel und Becken haben hier lautmalerisch - als Donner und Blitz - eine Hauptrolle. Bevor das Konzert mit dem »Radetzky-Marsch« endet, bringen Simsa und das Orchester Mütter und ihre Kinder, Schülerinnen und Lehrerinnen dazu, sich beim mit einem Flirren beginnenden »Donauwalzer« vergnügt im Dreivierteltakt zu wiegen. (GEA)