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Aktuell Comedy

Vom »Ficken« zum Männertherapeuten

REUTLINGEN. Auf die Suche nach dem optimalen Niveau für Scherze über Männer und Frauen haben sich ja schon viele Comedy- und Kabarett-Werktätige begeben. Ingo Appelt hat sein Niveau bereits lange vor Mario Barths unbegreiflichem Aufstieg betoniert: »Ficken« war über Jahre das Wort, das er so oft wie möglich in diversen TV-Formaten platzierte. Ist eine Weile her. Am Samstag kam der bald 50-Jährige mit »Besser - ist besser« ins franz.K. Die Ankündigung las sich furios: Beim »Comedy-Rüpel« könne man sich »garantiert zwei Stunden lang kaputtlachen«.

Seine Qualitäten als Rampensau kamen im franz.K bestens zur Geltung: Comedian Ingo Appelt. FOTO: PR
Seine Qualitäten als Rampensau kamen im franz.K bestens zur Geltung: Comedian Ingo Appelt. FOTO: PR
Seine Qualitäten als Rampensau kamen im franz.K bestens zur Geltung: Comedian Ingo Appelt. FOTO: PR
Tatsächlich taten das viele, während Appelt die Tabus niedermähte wie ein Einjähriger die Bauklötzchentürme. Etwa 350 Leute kamen und amüsierten sich lauthals. Was ab Minute eins auch geboten war, Appelt gab den Einheizer: »Können die Frauen kreischen?« Oh ja. »Können die Jungs grölen?« Was sonst. Appelt ist klassische Rampensau mit einer krassen Silbendichte pro Minute und verfügt über eine beliebig zu- und wegschaltbare »Nach-dem-sechsten-Bier-im-Stadion«- Vulgärstimme.

Spermaflecken und Sexdetails

Passt alles zu seinen Kernthemen: Männer, Frauen, Sex. »Bitte, bitte, lass mich ran.« – »Nö. Du kannst aber mal den Müll rausbringen.« Männer hinterlassen überall Spermaflecken, weil sie ständig wichsen, aber nie ein Taschentuch haben. »Wo wichst du?« Der Befragte aus der ersten Reihe nennt das Badezimmer und kriegt dafür ein Sternchen. Der beste Spruch, wenn einen mittendrin die Partnerin erwischt: »Schätzelein, ich mach hier deine Arbeit!« Es geht um Junggesellen- und Dildopartys, ums Grillen, Furzen und Fürze-Anzünden. Gegen Ende wird er einen kompletten Geschlechtsakt detailverliebt nacherzählen.

Dienstleister und Männererzieher

Appelt versteht sich nun als eine Art Paartherapeut, als »Martin Rütter der Männlichkeit«, als Männererzieher. Was will denn die Frau? Einen Dienstleister! Einen Macho und zugleich ein Weichei. Ein Matschei eben. Davon künde der weinerliche Deutschpop und »Xavier Naidoo, the Godfather of Eierstock-Vibration«. Praxistipp für die Männer: Frauen sind wie Fledermäuse. Sie brauchen stets ein Echo, wenn sie reden, sonst knallen sie gegen einen Baum.

Flüchtlinge für die Küche

Appelt kann mehr. Til Schweiger, Udo Lindenberg und Herbert Grönemeyer parodiert er herrlich. Nazis, Trump und Erdog˘an kriegen Fett weg. Für Flüchtlinge schlägt Appelt eine Eins-zu-Eins-Betreuung vor, einfach jeder sollte einen bekommen, zum Kücheputzen. Wie bitte? Den Dreh kriegt Appelt noch. »Ein Land, das sechs Millionen Juden vernichten kann, wird doch mal in der Lage sein, eine Million Flüchtlinge aufzunehmen.«

Er outet sich als SPD-Mitglied und kehrt zügig zurück zu seinem Leisten. Die Raute, typische Handhaltung von Angela Merkel, sei nichts anderes als das Pendant zum männlichen Stinkefinger, »eine Möse, eine Bundes-Muschi«. Gelächter ohne Ende. (GEA)