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Virtuose auf Knöpfen: Das Jordan Djevic Trio im Reutlinger Pappelgarten

Das Jordan Djevic Trio begab sich im Reutlinger Pappelgarten auf eine Reise zwischen Balkan und Frankreich. Und bekam im zweiten Teil überraschend Zuwachs.

Für mehrere Stücke gesellte sich Geiger Matthias Buck zum Trio.
Für mehrere Stücke gesellte sich Geiger Matthias Buck zum Trio. Foto: Armin Knauer
Für mehrere Stücke gesellte sich Geiger Matthias Buck zum Trio.
Foto: Armin Knauer

REUTLINGEN. Eine Sache gilt es klarzustellen: Das »Balkanfestival« im Pappelgarten heißt korrekt »Südosteuropafestival«. Schließlich ist es am Sonntag mit Musik aus Griechenland gestartet. Und Griechenland liegt bekanntlich nicht am Balkan-Gebirgszug, sondern am Peloponnes. Am Montag war der Akkordeonvirtuose Jordan Djevic aus Serbien da. Seine Mitmusiker Frank Wekenmann an der Gitarre und Steffen Hollenweger am Kontrabass sind im Schwabenland ansässig. Ob das als nordwestlicher Ausläufer des Balkan gelten darf, wäre noch zu diskutieren.

Musik mit Feststimmung

Musikalisch war ohnehin das Prinzip, dass hier Länder und Kulturen ineinanderflossen. Hier ein von der französischen Musette-Musik angehauchter Walzer aus der Feder Hollenwegers, luftig und charmant. Dort ein Stück von Djevic, das die ungeraden Balkan-Rhythmen so kunstvoll verkantet, dass es fast nach Rockmusik klingt. Die Musik von Django Reinhardt, reichlich vertreten, verschmilzt ohnehin Französisches und Osteuropäisches zur luftig swingenden Mischung. Für sie tritt später der württembergisch-philharmonische Geiger Matthias Buck als Gast auf die Bühne.

Zum Bersten voll ist der Saal am Friedhof Römerschanze; Betreiber Tobias Festl und seine Crew kommen kaum nach, die Teller mit Köstlichkeiten an die Tische zu befördern. Die Musik verstärkt noch das Gefühl, sich gerade in einer hochgestimmten Festivität zu befinden. Die von Katalin Horvath mit flammender Stimme gesungenen Lieder etwa – sie ist der zweite Überraschungsgast des Abends. Am Mittag, versichert sie, habe sie noch nichts von ihrem Auftritt gewusst. Die atemlosen Rhythmen einer rumänischen »Hora«, einer Hochzeitsmusik, tragen ihre Stimme.

Sanft und verträumt

Dann wird es wieder sanft und verträumt. Wekenmann und Hollenweger schlagen einen entspannt groovenden Puls an und Djevic lässt mit fliegenden Fingern auf der Knopftastatur seines Akkordeons versonnene Tonwolken in den imaginierten Nachthimmel steigen. Eines seiner verträumten eigenen Stücke hat es bis in die US-Krimiserie »The Mentalist« gebracht. »Aber nur 50 Sekunden lang«, lacht er.

Irgendwie schon passend: Der »Mentalist« löst Fälle mit der Macht der Illusionskunst. Und Djevic zaubert mit seinen Mitmusikern im Minutentakt neue Illusionen. Holt Piazzollas Tangowelt in die krummtaktige Rhythmik Rumäniens. Spielt den Ball weiter an Wekenmann für dessen Improvisationen voller Wärme und Klangfülle. Oder an Hollenweger für dessen mal tänzerisch zuckende, mal zart getupfte Soli. Am Ende vereinen sie sich zu fünft auf der Bühne und sind dann endgültig eine Hochzeits-Combo voll feuriger Spiellust. (GEA)