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Aktuell Prosa & Lyrik

Verzauberte Insel

Die Autorin, Zeichnerin und Singer-Songwriterin Adeline taucht mit Gedichten, Tagebucheinträgen und Erzählstücken ein in ein verwunschenes Irland

Adeline: Ein kleiner irischer Almanach, Prosa, Gedichte, Zeichnungen, 108 Seiten, 10 Euro, Books on Demand, Norderstedt.
Adeline: Ein kleiner irischer Almanach, Prosa, Gedichte, Zeichnungen, 108 Seiten, 10 Euro, Books on Demand, Norderstedt. Foto: Pr Public Relations
Adeline: Ein kleiner irischer Almanach, Prosa, Gedichte, Zeichnungen, 108 Seiten, 10 Euro, Books on Demand, Norderstedt.
Foto: Pr Public Relations

REUTLINGEN/MAYO. Irland übt auf viele Festlandeuropäer eine magische Anziehungskraft aus. Vieles, was hier im grauen Alltag verlorengegangen ist, scheint dort noch lebendig: eine urwüchsige, in einem Schatz von Mythen wurzelnde Kultur, in der Gemeinschaft noch gelebt wird. Ein Besuch auf der Grünen Insel ist für viele daher wie eine Rückkehr in die Welt vor ihrer Entzauberung.

So ähnlich empfindet es wohl auch die Reutlinger Lyrikerin, Singer-Songwriterin und Künstlerin Adeline. Immer wieder ist sie in Irland unterwegs. Um gemeinsam mit den Einheimischen Musik zu machen. Und um ihren Erzählungen zu lauschen.

Aus diesen Streifzügen und Begegnungen ist nun ein kleines, liebevoll gestaltetes Buch geworden, ein »kleiner irischer Almanach«. Tagebucheinträge finden sich darin, eigene Gedichte, Geschichten von Iren über Iren und Zeichnungen. Fein gestaltete, vor Ort entstandene Aquarelle, die Irlands Landschaft, Häuser und Menschen auf einfühlende Weise einfangen und in unsere Fantasie holen. In den Zeichnungen begegnen wir dem realen Irland: arbeitenden Menschen, der Küste mit ihren Windrädern, einem Haus, einem Schaf, Straßen, Feldern.

Rauer Alltag

In den Erzählungen tauchen wir ein in das reale wie das mystische Irland. Überall lauert das »andere Volk«, die »kleinen Leute«. In einem Weißdornstrauch können sie sich verstecken oder in einer verfallenen alten Ringmauer: Feenvolk, zaubermächtig, unsichtbar am hellen Tag – aber wehe, es stört sie jemand in ihrem Wirkkreis! Dem spielen sie üble Streiche und lassen ihn stundenlang orientierungslos durch die Nacht stolpern zur Strafe. Die Iren wissen von solchen Befindlichkeiten des »Kleinen Volks« und bauen ihre Straßen vorsichtshalber lieber um eine feenverdächtige Stelle herum.

Das reale Leben ist in Adelines Almanach jedoch keineswegs ausgeklammert. Der Alltag in Irland ist oft hart, war früher noch bedrückender. Viele sahen sich gezwungen auszuwandern, nach England, nach Amerika. Und lebten auch dort anfangs oft in ärmlichsten Verhältnissen.

So fließt in Adelines Buch beides zusammen: der raue Alltag und die urwüchsige Landschaft; die Bedrängnisse des Lebens und das Wirken wundersamer Mächte. Gerade dieses unentwirrbare Ineinander der beiden Welten macht die Verzauberung Irlands aus. Eine Verzauberung, von der man in Adelines Texten getragen wird. Und die sich in ihren Gedichten zu Sprachbildern von großer Eindringlichkeit verdichtet. (akr)