Venedig, die Stadt, die beide so schätzten, nehmen auch der Jurist und Schriftsteller Herbert Rosendorfer und der frühere Chefdramaturg der Deutschen Oper Berlin, Karl Dietrich Gräwe, zum Ausgangspunkt ihres »Opernfragments« in drei Akten »Siegfried und Violetta«, in dem sie Wagner und Verdi aufeinandertreffen lassen.
Rosendorfers und Gräwes Text trägt in Tübingen der Schauspieler Björn Bugri vor. Mit hellem Hut und Anzug bekleidet und gelegentlich einem Spazierstock oder einem Glas Rotwein in der Hand, ist er Teodoro, der, wie er sagt, als altgedienter Oberkellner im Caffè Florian auf der Piazza San Marco die Äußerungen und Angewohnheiten seiner berühmten Gäste bestens kenne. Während Wagner gern und viel bei ihm bestellt habe, habe sich Verdi oftmals zurückgehalten. Nur wenn es um Schinken gegangen sei, habe sich der Gast aus dem Herzogtum Parma nicht lumpen lassen.
Erzählfreudiger Kellner
In den Berichten des selbsterklärten Augen- und Ohrenzeugen Teodoro blitzt Ironie auf, etwa wenn von Wagners Affären die Rede ist, die zu undurchsichtigen Familienverhältnissen geführt hätten, oder das Siegfried-Idyll als »die günstigere Express-Variation, noch dazu ohne Gesang« angepriesen wird – für diejenigen, die den kompletten Opern-Siegfried nicht »aussitzen« könnten oder wollten. Für ein Opern-Ehepaar ein glückliches Finale zu finden, sei noch schwieriger, als eine bürgerliche Ehe zu führen, zitiert der erzählfreudige Kellner Verdi.Mit einem Best of aus Wagners und Verdis Opern- und sonstigem Schaffen steuert das Hornquartett »German Hornsound« die Musik zum gelungenen Abend bei. Zu dem Quartett haben sich vor vier Jahren ehemalige Studenten der Hornklasse von Professor Christian Lampert an der Stuttgarter Musikhochschule zusammengefunden.
Der gebürtige Tübinger Christoph Eß, Solohornist der Bamberger Symphoniker und gefeierter Solist, gilt als einer der führenden Hornisten seiner Generation. Wie er ist auch Timo Steininger, festes Mitglied im Orchester der Bayreuther Festspiele, 1984 geboren. Sebastian Schorr und Stephan Schottstädt – der eine ist erster Solohornist der Württembergischen Philharmonie Reutlingen, der andere hat vom Reutlinger Orchester nach Kassel und von dort an die Staatsoper Hannover gewechselt – sind zwei Jahre jünger.
Faszinierend, mit welcher aparten Klanglichkeit und frappierenden technischen Brillanz die vier Musiker die anspruchsvollen Partien meistern, sei es in einer packend dargebotenen Arie der Violetta aus »La Traviata«, sei es im sanft ausgesungenen Liebesduett aus dem »Lohengrin« oder im »La Traviata/Lohengrin-Mix«, den Stephan Schottstädt als Arrangeur verantwortet. Ob Verdi und Wagner diese Überblendung gefallen hätte, sei dahingestellt. Interpretatorisch war das Ganze große Kunst. (cbs)