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Verbindung von Jazz und Folk

»Enji« und Paul Brändle im Pappelgarten

Trompeter Werner Bystrich, Sängerin Enkhjargal Erkhembayar und Gitarrist Paul Brändle im Pappelgarten.
Trompeter Werner Bystrich, Sängerin Enkhjargal Erkhembayar und Gitarrist Paul Brändle im Pappelgarten. Foto: Michael Sturm
Trompeter Werner Bystrich, Sängerin Enkhjargal Erkhembayar und Gitarrist Paul Brändle im Pappelgarten.
Foto: Michael Sturm

REUTLINGEN. Der Begriff »Ursgal« kommt aus der mongolischen Sprache, das »g« darin klingt wie ein verschluckter Kehllaut. Auf Deutsch bedeutet es: fließen. Die aus der mongolischen Hauptstadt Ulaanbaatar stammende Sängerin Enkhjargal Erkhembayar nannte ihr im vergangenen Jahr aufgenommenes Album »Ursgal« – am Sonntag stellte sie ihre neuen Lieder im Reutlinger Pappelgarten vor rund 50 Zuhörern vor.

Enkhjargal Erkhembayar, kurz Enji, macht seit ein paar Jahren von sich reden. Es ist immer noch nicht selbstverständlich, dass sich eine Musikerin aus der Mongolei zu einer weit geschätzten Jazz-Sängerin entwickelt, die es zudem schafft, ihre musikalischen Wurzeln mit den afroamerikanischen Einflüssen des Jazz so zu verbinden, dass etwas Neues daraus entsteht. Die für ihre stimmliche Bandbreite bekannte Sängerin trat im Pappelgarten zusammen mit ihrem Duo-Partner Paul Brändle auf, der geschmeidige und schmeichelnde Linien aus seiner Gitarre zupfte, oft gedämpft und dadurch den Rhythmus akzentuierend. Sie spielten traditionellen Jazz, auf Englisch gesungen, und selbst geschriebene Stücke, die teils in Richtung Folk drifteten.

Wahlheimat München

In ihre Eigenkompositionen, meist in mongolischer Sprache gesungen, mischte Enkhjargal Erkhembayar Scat-Gesang. Die Titel, erklärte sie ihren Gästen, seien oft Beschreibungen der Landschaften in ihrem Heimatland. Etwa »An Untitled Hill« – ein Hügel also, dem kein Name und damit auch keine Eigenschaft vom Menschen verpasst worden ist.

Enkhjargal Erkhembayars große Stärke sind die Balladen, etwa »I’m Glad There Is You«, ein Cover der Swing-Legende Jimmy Dorsey, oder ihr eigenes »On A Clear Day«, letztes Stück vor der Zugabe. Für ein paar Stücke holte sie eine Reutlinger Jazz-Institution, den Trompeter Werner Bystrich, auf die Bühne. Dessen langgezogene Töne ergänzten die der Sängerin auf angenehmste Weise.

Die Sängerin aus der Mongolei hat sich in ihrer Wahlheimat München einen Kreis von möglichen Begleitern aufgebaut. Auf ihrer nächsten Platte dürfte Paul Brändle sicher einer der Mitwirkenden sein: Dem von ihm komponierten, noch unveröffentlichten Stück »Three Shadows« fügte Enkhjargal Erkhembayar einen Text an, dessen Inhalt nichts mit dem Titel zu tun habe. Zusammen klang es wie ein Geniestreich von Joni Mitchell. Gerne mehr davon! (GEA)