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Und jetzt der Oscar?

Jubel für einen deutschen Film in Hollywood: Das NSU-Drama »Aus dem Nichts« von Fatih Akin gewinnt den Golden Globe als bester Auslandsfilm. Auch der große Gewinner des Abends ist ein Drama mit politischer Botschaft.

Schauspielerin Diane Kruger (links) küsst Fatih Akin in Beverly Hills im Rahmen der Verleihung der 75. Golden Globe Awards zur A
Schauspielerin Diane Kruger (links) küsst Fatih Akin in Beverly Hills im Rahmen der Verleihung der 75. Golden Globe Awards zur Auszeichnung für den besten nicht-englischsprachigen Film »Aus dem Nichts«. Foto: dpa
Schauspielerin Diane Kruger (links) küsst Fatih Akin in Beverly Hills im Rahmen der Verleihung der 75. Golden Globe Awards zur Auszeichnung für den besten nicht-englischsprachigen Film »Aus dem Nichts«.
Foto: dpa
Der deutsche Regisseur Fatih Akin hat für sein NSU-Drama »Aus dem Nichts« einen Golden Globe gewonnen. Der 44-Jährige wurde in der Nacht zum Montag mit dem Preis für den besten nicht-englischsprachigen Film geehrt. Es ist der erste Globe für einen deutschen Film seit acht Jahren - ein großer Erfolg in Hollywood. Die Hauptpreise in den wichtigsten Kategorien gingen an das Polizeidrama »Three Billboards Outside Ebbing, Missouri« und die Tragikomödie »Lady Bird«. Zahlreiche Prominente nutzten die Show für Proteste gegen Sexismus und lieferten Beiträge zur Missbrauchs-Debatte.

»Wahnsinn! Unglaublich, ich kann es gar nicht fassen!«, sagte Akin im Interview der Nachrichtenagentur dpa kurz nach der Verleihung. »Es ist sehr surreal gerade, aber schön, sehr schön!« Seine Frau habe er noch in der Nacht in Hamburg angerufen und mit der guten Nachricht geweckt. Den Preis wolle er zu seinen anderen Auszeichnungen ins Büro stellen.

Ihm sei der Golden Globe aber vor allem aus einem anderen Grund wichtig, sagte der Sohn türkischer Einwanderer: »Ich denke, dass so ein Preis die Aufmerksamkeit auf den Film lenkt und den Film nochmal attraktiver macht für Zuschauer.« Es gehe darum, das Thema NSU-Anschläge im Bewusstsein aktiv zu halten. »Das ist das Wichtigste und Beste an so einem Preis.«

»Aus dem Nichts«, der in diesem Jahr auch der deutsche Oscar-Kandidat ist, erzählt von einer Frau, die bei einem Anschlag in Hamburg ihren türkischen Ehemann und den gemeinsamen Sohn verliert. In der Hauptrolle brilliert die in Niedersachsen geborene Diane Kruger. Zuletzt hatte 2010 das Schwarz-Weiß-Drama »Das weiße Band« des österreichischen Regisseurs Michael Haneke den Auslands-Globe nach Deutschland geholt.

Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU) gratulierte Akin: »Diese international herausragende Auszeichnung krönt seine beeindruckende Regiearbeit, mit der er die Geschichte um den NSU-Terror in Deutschland sensibel verarbeitet und seinem Star, der international gefragten Schauspielerin Diane Kruger, ein beeindruckendes Debüt in ihrer ersten rein deutschsprachigen Rolle ermöglicht hat«, erklärte sie. Der Präsident der Filmförderungsanstalt (FFA) Bernd Neumann sprach von einem großen Erfolg für den deutschen Film in Hollywood.

Der große Gewinner bei den Globes ist »Three Billboards Outside Ebbing, Missouri«. Das Werk des Iren Martin McDonagh wurde nicht nur als bestes Drama ausgezeichnet, sondern gewann auch noch drei weitere Trophäen, darunter die für Frances McDormand als beste Hauptdarstellerin. Die 60-jährige US-Amerikanerin spielt eine Mutter, die die Ermordung ihrer Tochter aufgeklärt haben will und gegen die inkompetente Polizei kämpft. »Three Billboards Outside Ebbing, Missouri«, der am 25. Januar in den deutschen Kinos anlaufen wird, prangert Polizeiwillkür und Rassismus an.

Auch sonst gab es an diesem Abend einiges Politisches: Wichtiges Thema waren die Benachteiligung von Frauen sowie die Debatte um Missbrauch, die Hollywood seit Monaten beschäftigt. Als Zeichen der Solidarität mit der #MeToo-Bewegung kleideten sich die meisten Galagäste ganz in Schwarz; auf der Bühne forderten viele zum Kampf für die Gleichstellung von Frauen auf.  

Bei den Globes werden traditionell auch Preise in der Kategorie Beste Komödie/Musical verliehen. Dort gewann die Tragikomödie »Lady Bird« von Greta Gerwig den Hauptpreis. Saoirse Ronan spielt darin eine rebellische Schülerin und wurde dafür als beste Hauptdarstellerin ausgezeichnet. Als bester Hauptdarsteller in derselben Sparte gewann James Franco für »The Disaster Artist«, der in der Tragikomödie einen exzentrischen Regisseur spielt.

Bei den Fernsehpreisen, die bei den Globes ebenfalls vergeben werden, gewann die dystopische Romanverfilmung »The Handmaid's Tale« als beste Drama-Serie, Hauptdarstellerin Elisabeth Moss wurde beste Schauspielerin. Bei den Miniserien bekam »Big Little Lies« vier Auszeichnungen, darunter den Hauptpreis als beste Reihe in dieser Kategorie und den für Nicole Kidman in der weiblichen Hauptrolle.

»The Marvelous Mrs. Maisel« über eine aufstrebende Komikerin im New York der 1950er-Jahre wurde beste Comedy-Serie. Weitere Schauspielerpreise gingen unter anderem an Sterling K. Brown (»This is us«), Ewan McGregor (»Fargo«) und Aziz Ansari (»Master of None«).

Die Golden Globes gehören zu den angesehensten Preisen in Hollywood. Sie gelten als wichtige Vorboten für die Oscars, die in diesem Jahr Anfang März verliehen werden.