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Und die Liebe?

REUTLINGEN. Das Programmheft war wie eine Speisekarte gestaltet, und auch auf der Bühne des franz.K drehte sich am Donnerstagabend alles ums Essen. Kellner und Köche fesselten ihr Publikum mit einer Mischung aus Texten und Chansons, Jonglage, Diabolo-Einlagen und Zaubertricks und verwöhnten die Besucher am Ende mit Nudeln in Tomatensoße nach provenzalischer Art und Schweinerippchen.

Chor der Köche und Kellner im franz.K.: Ensemblemitglieder des Théâtre du Cristal aus Erangy sur Oise bei Paris widmeten einen A
Chor der Köche und Kellner im franz.K.: Ensemblemitglieder des Théâtre du Cristal aus Erangy sur Oise bei Paris widmeten einen Abend der Kulinarik. Foto: Christoph B. Ströhle
Chor der Köche und Kellner im franz.K.: Ensemblemitglieder des Théâtre du Cristal aus Erangy sur Oise bei Paris widmeten einen Abend der Kulinarik.
Foto: Christoph B. Ströhle
Als »Cabaret des frissons garantis« (Kabarett mit Gänsehaut-Garantie) war dieser abendfüllende Beitrag des Théâtre du Cristal aus dem französischen Erangy sur Oise bei Paris angekündigt. So richtig gruselig wurde es zwar nicht, dafür aber doch bisweilen recht makaber. Etwa, wenn ein Schwein als designierter Schnitzellieferant die »Ballade von der Abenddämmerung« anstimmte. Oder die komplette Truppe erstaunlich fröhlich den »Krepier-Blues« sang, der ausgehend von der Aussicht des im Sarg Vermoderns den Blick auf diesseitige Genüsse lenkte. Auf Französisch bot das inklusive Ensemble fast all dies dar, garniert mit deutschen Zwischentexten und der Übersetzung in Gebärdensprache.

Musikalisch (an den Instrumenten: Julien Charbonnier und Olivier Ronfard) schlugen die 13 Mitwirkenden den Bogen von Liedern Henri Salvadors und Nino Ferrers über die Cajun-Musik bis hin zu Jacques Offenbachs Opern. In den Texten blitzten kulinarische und sarkastische Gedanken von Colette, Eugène Durif, Alphonse Allais, Roland Topor und anderen auf.

Besser als in Paris

Das Publikum, das gleich am Anfang aufgefordert worden war, sich »nicht so superkritisch« zurückzulehnen, wurde zum Mitsingen animiert und zum Stehblues aufgefordert. Wie man das von Kultur vom Rande kennt, nahmen die Zuschauer das gerne an. Das klappe ja »besser als in Paris«, lobte eines der Deutsch sprechenden Ensemblemitglieder.

Rap, Rock 'n' Roll, gesungene Rezepte - das Théâtre du Cristal zeigte sich ausgesprochen vielseitig. Schön, die Nummer, in der eine Frau ihren zum Vielfraß mutierten Gatten fragte: »Und die Liebe?«

Zauberei, bei der Gläser und Flaschen mit Hochprozentigem sich unendlich vermehrten, sorgten, mit Humor serviert, für Staunen im Saal, ebenso die aufs Thema Essen bezogenen Einrad-Artistik-, Jonglage- und Diabolo-Einlagen, bei denen Gewürzgurken und Äpfel eine Rolle spielten. Das begeisterte Publikum geizte nicht mit Applaus. (GEA)