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Tropfen und Täuschungen im Reutlinger Kunstverein

Vera Kox zeigt im Kunstverein Reutlingen Keramik und Glasobjekte, die aussehen wie Gummi und Pfützen.

Installationen von Vera Kox im Kunstverein Reutlingen
Kunstlandschaften in Schwarz und Gelb: Installationen von Vera Kox in ihrer Ausstellung »… into deliquescence« im Kunstverein Reutlingen. FOTO: VEY
Kunstlandschaften in Schwarz und Gelb: Installationen von Vera Kox in ihrer Ausstellung »… into deliquescence« im Kunstverein Reutlingen. FOTO: VEY

REUTLINGEN. »… into deliquescence« taufte Vera Kox ihre neu entwickelten Arbeiten, die im Reutlinger Kunstverein zu sehen sind. Zustände des Zerfließens (englisch: »deliquescence«) macht sie darin zum Thema. Tropfen und Pfützen finden sich in vielen Objekten.

Die Künstlerin spielt dabei mit unserer Wahrnehmung. Denn sie täuscht bei den Materialeigenschaften: »Meine Arbeiten sollen zum Anfassen anregen. Ein Begreifen, das auch ein Verstehen beinhaltet«, erklärt Vera Kox.

Tatsächlich laden ihre Objekte zum Berühren ein. Wissen möchte man etwa, ob die schwarze Masse, die aus dem wellenförmigen Gebilde ausströmt, warm oder kalt, klebrig oder fest ist. An einen Vulkanausbruch lässt die Arbeit denken, die zur Serie »into deliquescence« gehört. Und man stellt fest: Nichts ist, wie es scheint. Denn die an Lava erinnernde Masse ist aus Glas – und kalt.

Auch das weiche, biegsam wirkende »Gummigebilde« einer Plastik erweist sich als Trug – tatsächlich ist es aus Keramik. In diesen Arbeiten schafft die Künstlerin es zudem, einen Moment einzufrieren, wie es real nicht möglich ist: das Fließen einer Flüssigkeit.

Haut und Häutungen

Täuschungen sind ebenfalls ihre weißen Objekte, die Assoziationen zu Pfützen oder Inseln erwecken. Abermals sind es keine Gebilde aus Gummi, sondern aus Keramik. Andere Werke besitzen Oberflächen, die Häuten ähneln, etwa von Reptilien oder Elefanten. Die darin eingearbeiteten »Flüssigkeiten« stehen dann auch für Schweiß oder Tränen – die nicht feucht sind, weil sie ja aus Glas bestehen. Kox arbeitet zudem konzeptionell. »Es geht um Häutungen, die abfallen und damit eine Weiterentwicklung ermöglichen.«

Immer wiederkehrendes Thema in dieser Schau ist die Verbindung von Gegensätzen. Das können etwa die Materialeigenschaften weich und hart sein. Oder Kox verbindet Baumaterialien mit Zellen, die der menschliche Körper produziert. So kombiniert sie etwa Dämmplatten aus Styropor mit echtem menschlichem Haar. »Haare sind ein Element des Körpers. Aber sie sind tot und damit eine Art äußere Schicht. Die gleiche Funktion haben die Dämmplatten, die ebenfalls als Schichten bei Fassaden dienen.«

In einer Arbeit hat Kox die Dämmplatten an einigen Stellen mit Feuer bearbeitet. Hässlich wirken sie. Damit möchte die Künstlerin darauf hinzuweisen, dass der umweltfreundliche Gedanke, mit dem Dämmplatten zum Energiesparen eingesetzt werden, sich nicht mit den umweltschädlichen Eigenschaften dieser Platten vereinen lässt. Als eine der größten Arbeiten zeigt die auch in Berlin lebende Künstlerin eine Hängung von schwarzen und silbernen Ketten, die sie mit »Pfützen« und Keramikgebilden verbindet. »Ich verstehe die Kette als Bindeglied. Aber es ist ein offenes Element, das ein Fließen im Sinne von Weiterbringen ermöglicht.«

Abgerundet wird die Schau von welligen Wandobjekten, die zwei Sichtweisen bieten: Je nachdem, von welcher Seite man sie anschaut, erscheinen sie rosa oder blau. (GEA)

 

AUSSTELLUNGSINFO

Die Ausstellung »… into deliquescence« (»ins Zerfließen«) von Vera Kox ist im Kunstverein Reutlingen in den Wandel-Hallen (Eberhardstraße 14) bis 23. Januar zu sehen, Samstag, Sonntag und Feiertag von 11 bis 17 Uhr. (GEA) www.kunstverein-reutlingen.de