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Toto in Stuttgart: Luftgitarre, Luftschlagzeug und ein paar Pommesgabeln

Die Porsche-Arena reiste am Dienstag zurück in die Achtziger: zwei schöne Stunden mit der 49 Jahre alten Band Toto. Steve Lukather, das letzte noch aktive Gründungsmitglied, hatte sechs sehr ebenbürtige Kollegen dabei. Und Christopher Cross.

Ziemlich viel Perfektion: Steve Lukather, Warren Ham, Joseph Williams und John Pierce (von links) beim Toto-Konzert am Dienstag
Ziemlich viel Perfektion: Steve Lukather, Warren Ham, Joseph Williams und John Pierce (von links) beim Toto-Konzert am Dienstag in der nahezu ausverkauften Porsche-Arena. Foto: Jürgen Meyer
Ziemlich viel Perfektion: Steve Lukather, Warren Ham, Joseph Williams und John Pierce (von links) beim Toto-Konzert am Dienstag in der nahezu ausverkauften Porsche-Arena.
Foto: Jürgen Meyer

STUTTGART. »Weißt du noch?« Ein Satz, um den man nicht herumkommt, wenn man die 50 erst hinter sich hat. »Spürst du es noch?« Wenn man‘s nochmal spüren will, hilft oft Musik. Am Dienstag war in der Porsche-Arena ein feines Wiederhören und Wiederfühlen anberaumt worden: Die Achtziger-Altmeister von Toto schauten endlich wieder bei ihrer schwäbischen Fan-Familie vorbei. Zeit für alte Konzert-T-Shirts, für Luftgitarre, Luftschlagzeug und ein paar Pommesgabeln.

Als Support war Christopher Cross dabei. Noch so ein Achtziger-Erinnerungs-Heraufbeschwörungs-Magier. Seine helle Stimme hat man Jahrzehnte nicht gehört, kaum vermisst – aber wurde schnell wieder warm. Als er sein knapp einstündiges Set mit seinem Hit »Ride Like The Wind« beendete, war der Happy-Memory-Pegel schon ziemlich hoch.

Support Act und Gewinner von fünf Grammys und einem Oscar: Christopher Cross.
Support Act und Gewinner von fünf Grammys und einem Oscar: Christopher Cross. Foto: Jürgen Meyer
Support Act und Gewinner von fünf Grammys und einem Oscar: Christopher Cross.
Foto: Jürgen Meyer

20.55 Uhr kam er dann, Steve Lukather, letztes aktives Gründungsmitglied von Toto, Gitarrengott und Bühnen-Nuschler, mit seinen aktuellen sechs Mannen. Bämm, schon die ersten Akkorde machten klar: Hier stimmt weiterhin alles. Musik dicht an der altvertrauten Studio-Qualität. Das blieb auch so bis gegen 23 Uhr. Manche finden Perfektion langweilig, andere – perfekt.

Im ersten Drittel waren die Frauen-Namen dran. Carmen, Rosanna und die immer weiter nach oben sequenzierte Pamela. Schon krass, dieser Joseph Williams – wo andere in seinem Alter tricksen, wo Stimmen eintrüben und Songs transponiert werden, haut er die Höhen kraftvoll raus, als wär es das Einfachste der Welt. Aber so klingen sie eigentlich alle bei Toto.

Sehr viel Erfahrung auf der Bühne

Es war ja auch viel Erfahrung auf einer Bühne versammelt: Die Band Toto ist 49. Lukather ist 67. Die jetzt mit ihm musizieren, sind zwischen 72 und 27, wobei 27-Jährige auf der Bühne und in der Halle die absolute Ausnahme waren.

Sofern man Lukathers Moderationen folgen konnte, sind sie sowieso alle Brüder, diese Herren, mit denen er reist und musiziert. Und jeder einzelne von ihnen hat in seiner Musik-Biografie die ganz Großen, von Michael Jackson über Elton John bis Ringo Starr. Gegen Ende zückte Lukather dann noch Jeff Becks Stratocaster-Gitarre. Weißt du noch? Spürst du’s wieder?

Zum Schluss große Hits

Die Schlusskurve gehörte großen Hits: »Africa« zum Mitsingen für absolut alle. Davor »Hold The Line« mit seinem Klavier-Staccato für die rhythmischen Nick-Bewegungen, bei denen manche wohl ihr Haupthaar von vor 35 Jahren vermissten. Und »(I can’t) Stop Loving You« für die gewippten Achziger-Jahre-Tanzsequenzen mit dem leicht unmotivierten Arm-Gewedel. Die fast ausverkaufte Halle war in Bewegung. Sogar auf den Tribünen rafften sich gegen Ende einige von ihren Sitzen auf.

Zwischendurch: Längen. Man traut sich‘s kaum zu sagen, aber das mitgealterte Publikum tat sich mit den Nicht-so-sehr-Hits ein bisschen schwer. Egal, ob diese aus den Siebzigern, Achtzigern oder von den schon etwas weniger ikonischen Neunziger-Alben waren. Man fotografierte derweil Selfies und schickte ein, zwei WhatsApps heim. Angetrunkene Endfünfziger brüllten einander unnötig laut unnötig banale Gesprächsfetzen zu – während vorne Spitzen-Musiker abwechselnd zum Solo antraten, minutenlang und intensiv, wie man es heute kaum mehr hört. Bei Greg Phillinganes dachte man kurz an Keith Jarrett, bevor die Betrunkenen wieder zu laut krakeelten. Aber das war früher auch nicht so viel anders: Irgendwer hatte immer ein, zwei Bier zu viel.

Die Klänge innen drin

Die besten Konzerte sind die, wo man auf dem Heimweg sofort das Autoradio ausschaltet. Weil die Ohren eh noch ein bisschen scheppern. Und weil es innen drin gerade so viel schöner klingt. (GEA)