STUTTGART. Dschingis Khan war der erste Easy Rider. Lange bevor es Motorräder und Asphalt gab, waren es die Mongolen, die das Land hinter dem Horizont eroberten. Die Mongolen erfanden auch den gutturalen Kehlkopfgesang, lange bevor Metalbands das Growling entdeckten. In diesem Sinne führte die mongolische Metalband The Hu, die am Samstag im mit 1.500 Zuschauern ausverkauften LKA/Longhorn auftrat, den Metal zu seinen Ursprüngen zurück, indem sie traditionelle mongolische Musik mit Bässen und harten Metalriffs verbanden.
Acht Musiker auf der Bühne
Die vier Mitglieder der Band, Gala, Enkush, Jaya und Temka, sind alle am Konservatorium in der mongolischen Hauptstadt Ulan Bator ausgebildet und unterrichten dort teilweise auch noch. Auf der Bühne standen in Stuttgart allerdings insgesamt acht Musiker. Neben einer traditionellen Rockbesetzung spielten sie das mongolische Nationalinstrument, die zweisaitige Pferdekopfgeige, die im Klang ein wenig an ein Didgeridoo erinnert, außerdem die dreisaitige Laute Tovshuur, die Maultrommel und eine mongolische Flöte. Der Schlagzeuger wurde ergänzt durch einen zusätzlichen Percussionisten mit großen Pauken.
Typisch für die Band sind mehrstimmiger Untertongesang in traditionellen Techniken. Die Band selbst nennt ihren Stil »Hunnu Rock«. Der Bandname bedeutet auf deutsch »Menschen«, das Logo der Band zeigt einen Schneeleoparden.
Viele Mongolen im Publikum
Neben zumeist männlichen deutschen Metalfans fanden sich im Publikum zahlreiche in Deutschland lebende Mongolen ein, die die Frauenquote im Saal deutlich anhoben. »Ich höre diese Band eigentlich gar nicht, aber wenn hier in Stuttgart einmal meine Heimat abgefeiert wird, dann muss ich dabei sein«, meinte eine Besucherin. Auf die Frage wovon die mongolischen Texte der Band handeln, meinte sie: »Von der Heimat, von der Natur und von der Mongolei«. Tatsächlich ist ein »Gereg«, wie einer der Songtitel lautet, der erste Pass: ein geprägtes Metallstück, das Dschingis Khan seinen Gesandten mitgab, um sie zu legitimieren.
Neben zahlreichen Eigenkompositionen spielte die Band auch zwei Covers, nämlich »The Trooper« von Iron Maiden und »Sad But True« von Metallica. Ihre beiden Hits, mit denen The Hu 2019 auf Youtube zu Stars wurden, spielten sie zum Schluss: das eingängige »Yuve Yuve Yu« und »Wolf Totem«. Sowohl die deutschen als auch die mongolischen Fans waren begeistert und skandierten »Hu, hu, hu«, was sich ein wenig nach den gefürchteten Affenlauten im Fußballstadion anhörte, aber in diesem Fall gewiss nicht rassistisch gemeint, sondern auf den Bandnamen gemünzt war. (GEA)