BERLIN. So viele waren es noch nie beim jährlichen Tieftönertreffen »Die Fagotte sind los!«, das vor 25 Jahren die Tübingerin Dagmar Scheel und Monika Schumacher aus Erftstadt bei Köln ins Leben gerufen hatten. 252 Fagottliebhaber aus dem ganzen Bundesgebiet, darunter ein Bus aus der Region, hatten sich in Berlin versammelt, wo man 2012 schon einmal zu Gast war. Die jüngste Teilnehmerin zählte zarte fünf Lenze, der Älteste über siebzig. 33 Dozenten unterrichteten die Holzbläser einen Samstag lang im Lilienthal-Gymnasium im Berliner Süden – alle ehrenamtlich.
Ein Wald aus Fagotten baute sich auf an Beginn und Ende des Schlusskonzerts am Sonntag im Konzertsaal der Universität der Künste. Edvard Griegs »In der Halle des Bergkönigs« brauste aus 250 Fagotten; zum Kehraus schunkelte Paul Linckes »Das ist die Berliner Luft!« aus ebensovielen Rohren.
Von Anfängern bis Routiniers
Dazwischen zeigten die Gruppen eins wie Anfänger bis sieben wie Routiniers, was sie erarbeitet hatten. Der Reigen reichte von Gänsen auf Landeplatzsuche über einen Zoobesuch mit Pinguin und Erdmännchen bis zum Streifzug durch Berlin. Da wurden Fagott-Teile wie ein Didgeridoo genutzt, es wurde lockerer Swing entfaltet, an Richard Wagner gemahnendes Pathos verbreitet, in einem finnischen Tango gegroovt.
Mehrere Stücke wurden eigens für das Festival komponiert. So von Organisationschef Christopher Böhme (»Mysterien«), Dozent Martin Peter (»Breath of Fresh Air«), Ex-Teilnehmer Andreas Frey (»Berlin«-Suite), Dozentin Monika Schumacher (»Wiesenblumenbilder«), Zilvinas Smalys oder Erkki Suomalainen (»Tango«), der in Gruppe 7 das Kontrafagott blies.
Gedenken an Rinderspacher
Emotional wurde es, als Moderator Jörg Klamroth auf Alfred Rinderspacher zu sprechen kam, der das Festival von Beginn an als Schirmherr und Dozent begleitet hatte. 2024 hatte man es in seine Heimat Kaiserslautern gelegt, damit er dabei sein konnte. Im Dezember 2024 starb er 88-jährig. Für die Schirmherrschaft gewann man den renommierten Wiener Milan Turkovic, der die Gruppe 7 leitete.
Am Workshop-Samstag tönte es im Lilienthal-Gymnasium aus allen Klassenzimmern. In den Pausen herrschte Andrang bei den Ausstellern. Fagottmodelle wurden ausprobiert, Rohrbau-Werkzeuge getestet, in den Noten des Accolade-Verlags gestöbert. Für die Tutti-Probe füllte sich der Pausenhof. Abends lockten Rohrbau-Kurse.
Wettbewerb als Auftakt
Zum Festival gehörte ein Wettbewerb für Fagott-Ensembles am Freitag in der Universität der Künste, der zum vierten Mal ausgetragen wurde. Rekordteilnahme auch hier mit zwölf Ensembles. In der jüngsten Altersgruppe (11/12 Jahre) bekamen Samuel Steinfels, Annie Gerhards und Johanna Lier aus Mönchengladbach einen 1. Preis zugesprochen (26 von 30 Punkten). Bei den 13- bis 14-Jährigen hatte das Quartett mit Jesper Görny, Ilias Döker, Irene Mathea und Isona Salvador-Feisthauer (Frankfurt, Bad Homburg, 27 Punkte) die Nase vorn, dicht gefolgt von Tim Kreuter, Hannah Rinneberg und Emma Sandmann (Heidelberg, Schriesheim, Ludwigshafen, 26, ebenfalls 1. Preis).
Bei den 15- bis 16-Jährigen sammelte das Tübinger-Reutlinger-Metzinger Trio Friedemann Dan, Greta Lukaszewitz und Karoline Kraft die meisten Punkte (29 von 30, 1. Preis). Den Punkterekord von 30 erreichten Bodo Freitag, Lilith Murmann, Matous Vonasek und Levi Carqué aus Berlin bei den 17- bis 19-Jährigen. Die übrigen Ensembles erreichten alle einen 2. Preis - der Fagottnachwuchs präsentierte sich stark. (GEA)