REUTLINGEN. Die Zusammenarbeit mit der Musikschule Reutlingen und dem Tonkünstlerverband (Regionalverband Reutlingen) zahlt sich aus: So viele Anmeldungen wie schon lange nicht mehr hat die Gesellschaft der Musikfreunde (GdM) Reutlingen bei ihrem jährlichen Wettbewerb verzeichnet, wie der GdM-Vorsitzende Dr. Ulrich Hermann beim Preisträgerkonzert im Reutlinger Spitalhofsaal sagte. Ausgeschrieben war der Musikpreis 2025 für die Förderung des Nachwuchses in den Bereichen Klavier, solo und vierhändig, und - passend zum Instruments des Jahres, »die Stimme« - Gesang solo mit Klavierbegleitung.
Zusammen mit Reutlingens Oberbürgermeister Thomas Keck schritt Hermann zur Preisverleihung, bei der zunächst viele Teilnehmerinnen und Teilnehmer mit einem Anerkennungspreis und einem 3. Preis geehrt wurden. Eine Jury hatte tags zuvor ihre Leistungen bewertet. Diejenigen, die sich einen 1. oder 2. Preis oder einen Sonderpreis erspielt hatten, waren im Preisträgerkonzert noch einmal zu hören. So Celina Englert, die den Otto-Weimer-Gedächtnispreis, gestiftet von der Christel-Guthörle-Stiftung für herausragende Leistungen (bester 1. Preis), nach Hause nahm. Das Couplet »Ich lade gern mir Gäste ein« des Prinzen Orlofsky aus der Strauss-Operette »Die Fledermaus« gestaltete sie keck, mit dunkel timbrierter, beweglicher Stimme.
Perlende Läufe
Lina Haixin Jin (Klavier) ließ die Läufe in Johann Sebastian Bachs »Invention Nr. 1« BWV 772 wunderbar perlen. Sie wurde, wie ihre Schwester Mary Jin, mit der sie vierhändig »Anitras Tanz« von Edvard Grieg spielte - elegant und akzentuiert -, mit einem 2. Preis in der Altersgruppe I (bis 10 Jahre) ausgezeichnet. Einen 1. Preis in dieser Altersgruppe erhielt YiHan An, die anmutig die melodischen Bögen eines Allegros von Carl Albert Löschhorn gestaltete und ein schönes Zusammenspiel von rechter und linker Hand zeigte.
In der Altersgruppe II (11 bis 15 Jahre) waren ebenfalls zwei Schwestern am Klavier zu erleben. Valeria Schyschka hatte die Jury mit der Interpretation von Musik aus den »Diversions« von Robert Muczynski überzeugt. Erst perlte es leicht, schnupperte sie innehaltend an einzelnen Tönen, dann ließ sie die Klänge meditativ kreisen. Sie erhielt einen der Sonderpreise für die beste Interpretation neuer Musik (Stifter: Veit Erdmann-Abele). Ihre Schwester Katharina Schyschka spielte ein »Andante con anima« von Aram Chatschaturjan und ließ dabei, mit vielen Trillern versehen, erhebende Gefühle plastisch werden. Sie errang, wie Anastasia Dzidzaria, die mit von Isaak Berkowitsch komponierten hoch virtuosen Variationen über ein Thema von Paganini zu hören war, einen 2. Preis. Victoria Sousa Kaschner erhielt als Sängerin einen 1. Preis, war beim Preisträgerkonzert aber nicht dabei. Felix Treutlein (1. Preis) versah ein Beethoven-»Adagio cantabile« auf dem Konzertflügel mit ansprechender Lyrik und Temperament.
Ticken und Wetterleuchten
In der Altersgruppe III (16 bis 20 Jahre) sang Luise Braess (2. Preis) präsent in der Mittellage und strahlend in den Höhen »Migonne« von Cécile Chaminade. Als Klavierbegleiter harmonierte Maximilian Schenk (3. Preis) prächtig mit ihr. Serban Butuza-Noveanu (2. Preis) interpretierte das Fantasiestück »Aufschwung« von Robert Schumann kraftvoll und mächtig vorwärtsdrängend. Yasmin Frey (Gesang) und Jakob Glag (Klavier) erhielten gemeinsam den Veit-Erdmann-Abele-Preis für ihre Interpretation von Erdmann-Abeles Lied »Le temps«. Der Pianist ließ es ticken und wetterleuchten, die Sängerin sang klar deklamierend und mit Stütze. Eindrucksvoll gestaltet auf dem Klavier waren auch Leni Heinzers Wiedergabe (Sonderpreis Neue Musik) von Rodion Schtschedrins »A la Albéniz« und Rafael Harthausers Interpretation (1. Preis) von Franz Liszts »La Campanella« aus den »Paganinietüden«. Da war neben aller Fingerfertigkeit auch Raum für das Atmosphärische.
Der Musikwettbewerb trage dazu bei, das Profil Reutlingens als Musikstadt zu schärfen, sagte Oberbürgermeister Thomas Keck. Mit Blick auf die jungen Talente fuhr er fort: »Er mag vielleicht sogar auch ein Sprungbrett für den weiteren musikalischen Weg sein.« (GEA)

